Kinder, die in der Schule zu Mittag essen, soll es an nichts fehlen, sagt der Stuttgarter Gemeinderat. Foto: dpa

Mit interaktive Grafik - Wo Schule den ganzen Tag dauert, müssen immer mehr Schüler verköstigt werden. Denn mit leerem Magen lernt sich’s schlecht. In Stuttgart legt man inzwischen Wert auf Bio, saisonale und regionale Produkte.

Stuttgart - Die 72 Grundschulen in Stuttgart werden innerhalb der nächsten Jahre alle ein Ganztagsangebot machen. Einige wenige Realschulen und Gymnasien haben sich ebenfalls für dieses Unterrichtsmodell entschieden. Das hat für die Verpflegung der Schüler weitreichende Konsequenzen: Nicht jede Schule hat eine Mensa, viele müssen mit provisorisch eingerichteten Räumen, gelegentlich auch außerhalb des Schulgebäudes, vorliebnehmen.

Am Essen, insbesondere am gesunden Essen, soll es den Kindern trotzdem nicht fehlen. Deshalb schreibt das Schulverwaltungsamt der Stadt die Leistungen aus, allerdings nicht einheitlich, sondern so, wie es die Schule gern hätte. Bei der Qualität darf allerdings niemand ein bestimmtes Niveau unterschreiten. Die Arbeitsgruppe Schulessen hat sich darauf verständigt, dass mindestens zehn Prozent der gelieferten Waren ein Bio-Zertifikat haben müssen und insbesondere saisonale und regionale Produkte verwendet werden sollen. Zu den Pflichten der Caterer gehört außerdem, die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung einzuhalten.

Diese Mengen empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung pro Woche

Bei zehn von 22 Ganztagsschulen und 26 Schülerhäusern zur Nachmittagsbetreuung musste das Schulverwaltungsamt die Belieferung mit Essen für die Dauer von ein bis maximal vier Jahre neu ausschreiben – und machte eine erstaunliche Erfahrung: Es klappte nicht für alle Schulen aufs erste Mal. Für manche Schulen wurde gar kein Angebot abgegeben, manche Angebote genügten den Qualitätsstandards nicht. So musste das Amt zum Teil mehrmals ausschreiben. Der positive Nebeneffekt war, „dass sich neue Caterer aus Stuttgart und der näheren Umgebung gemeldet haben“, so Karin Korn, die Leiterin des Schulverwaltungsamts, anlässlich des Berichts an den Schulbeirat des Gemeinderats.

Das bessere Essen ist jetzt allerdings nicht mehr zum selben Preis zu bekommen wie bisher. Da lag der durchschnittliche Preis pro Essen bei 6 Euro, jetzt kostet diese Leistung an manchen Schulstandorten bis zu 7,50 Euro, an der Anne-Frank-Realschule sogar 8,50 Euro. „Wo es keine Mensa und keine Cafeteria gibt, muss der Caterer alles mitbringen und wieder mitnehmen, das ist eben sehr aufwendig“, sagt Roland Steiner, der stellvertretende Leiter des Schulverwaltungsamts. Die Stadt hat deshalb den Elternbeitrag von 2,75 Euro auf 3,25 Euro erhöht, Bonuscard-Inhaber essen weiterhin für einen Euro.

Die Preiserhöhung gegenüber den Eltern hat allerdings 150 000 Euro in die Kasse gespült. Dafür werden alle Ganztagsgrundschulen neuerdings mit einem Nachmittagssnack beliefert. Mal gibt es jetzt frisches Obst, mal Gemüsesticks, gelegentlich steht ein belegtes Brot, ein Müsliriegel oder ein Müsli mit Milch auf dem Speiseplan, gibt es eine Quarkspeise oder einen Joghurt. Wie Roland Steiner sagt, stehen saisonales, regionales Obst und Gemüse ganz oben auf der Wunschliste. „Der Nachmittagssnack wird an allen Schulen sehr gut angenommen und ist zu einem festen Bestandteil geworden", resümiert das Schulverwaltungsamt.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat eine Broschüre aufgelegt, die Qualitätsstandard in der Schulverpflegung beschreibt. Darin ist unter anderem festgelegt, dass der größte Anteil am Essen aus Kartoffeln, Reis, Getreide oder Teigwaren bestehen soll. An zweiter Stelle steht Gemüse, gefolgt von fettarmer Milch und Milchprodukten, Obst, Fleisch und Wurst, Fisch und Käse. So gesehen kann man mit Spaghetti und Tomatensoße eigentlich nichts falsch machen. Es sei denn, das gibt’s täglich.