Nach dem Nein zur Gemeinschaftsschule versucht die Ludwig-Uhland-Schule in Leinfelden mit Sprachförderklassen und ganztägigem Unterricht zu punkten.
Vor zehn Monaten hat der Gemeinderat Nein zu einer Gemeinschaftsschule in L.-E. und damit Nein zu einer Weiterentwicklung der Ludwig-Uhland-Schule (LUS) gesagt. Lehrer und Schulleiter mussten die für sie ernüchternde Entscheidung akzeptieren. „Das war natürlich erst einmal ein großer Dämpfer“, sagt die Schulleiterin Gabriele Roegers heute. Aber: „Wir sind noch da. Sogar mit mehr Schülern, als im vergangenen Schuljahr.“ Und: „Wir lassen uns nicht unterkriegen, denn wir sind immer noch überzeugt, dass wir gute Arbeit leisten.“
Noch also kann sich die Schule, trotz aller Unkenrufe, als weiterführende Schule in L.-E. halten. Roegers musste noch keine Lehrkräfte wegschicken. Im Gegenteil: Die LUS hat eine Grundschulklasse mehr und genauso viele Werkrealschüler, wie im vergangenen Schuljahr. „Die Werkrealschulklassen sind gut gefüllt“, sagt sie.
Auch wenn sie im Oktober zunächst schon sehr nervös geworden war. Die Anmeldungen reichten zum Schluss auch nur ganz knapp aus, um eine eigenständige fünfte Klasse zu bilden. Mittlerweile gibt es 20 Fünftklässler. Einige von ihnen waren zunächst auf einer Realschule gewesen.
Zur Erklärung: Wenn eine Werkrealschule zwei Schuljahre hintereinander keine eigenständige Eingangsklasse bilden kann, muss sie von unten her geschlossen werden. Auch wenn der Städtetag mittlerweile angeregt hat, diese starre Regelung angesichts der Flüchtlingssituation zu überdenken, wie Schulbürgermeister Carl-Gustav Kalbfell auf Nachfrage erklärt.
Es werden zunehmend jugendliche Flüchtlinge die Werkrealschule besuchen, davon geht die Stadtverwaltung aus. Dies ist einer Vorlage für den Sozialausschuss zu entnehmen, der am Dienstag, 26. Januar, von 18 Uhr an im Leinfeldener Rathaus tagt, und sich auch mit den Schülerzahlen in L.-E. beschäftigt.
Bunte Sprachförderklassen
An der LUS gibt es bereits seit dem Schuljahr 2010/2011 sogenannte Sprachförderklassen. Sie ist bisher die einzige weiterführende Schule in L.-E. die diese Unterrichtsform anbietet. „Damit können wir punkten“, sagt Roegers. Diese Klassen sind bunt gemischt und alles andere als reine Flüchtlingsklassen. Lehrerin Folke Mahlerwein zählt als Herkunftsländer der Zehn- bis Siebzehnjährigen mehr als zehn Nationen auf. „Wir haben viele Italiener und Griechen“, sagt die Schulleiterin. Die Kinder kommen aber auch aus Polen, den Balkan-Ländern, aus Gambia, dem Iran, dem Irak und eben aus Syrien.
Die Schüler sind in Anfänger und Fortgeschrittene aufgeteilt. Die jungen Leute erarbeiten sich spielerisch einen deutschen Wortschatz, um später dem Unterricht in den Regelklassen folgen zu können. Mitunter wird auch einfach nur UNO gespielt. Auch das fördert die Kommunikation und die Deutschkenntnisse. Für Mathe, Englisch, Kunst und Sport besuchen die Jugendliche bereits den normalen Unterricht.
Die Sprachförderklassen, der ganztägige Unterricht und auch die Elemente einer Gemeinschaftsschule, die es an der LUS trotz allem weiter gibt, sind laut Roegers Alleinstellungsmerkmale der Schule. Künstler arbeiten zudem mit Viertklässlern. Die Schulband funktioniere gut. Offen sei allerdings, was passiert, wenn im kommenden Jahr die Gemeinschaftsschule in Filderstadt ihre Pforten öffnet. Und offen ist auch, wie das neue Konzept der benachbarten Realschule angenommen wird. Zur Erklärung: An der Immanuel-Kant-Realschule können Schüler fortan – wie an allen Realschulen des Landes – auch den Hauptschulabschluss machen. „Das könnte uns schon Schüler kosten“, sagt die Rektorin.
Schade findet sie, dass es seit dem Nein zur Gemeinschaftsschule noch schwieriger geworden ist, Kooperationen mit anderen weiterführenden Schulen einzugehen.