Von der Neuplanung für das Schönemann-Areal zwischen Fellbach und Schmiden will auch die anthroposophisch orientierte Bildungseinrichtung profitieren. Bisher findet das Schulleben auf zwei Standorte verteilt statt.
Fellbach - Beim Blick auf sein Thermometer denkt Ulrich M. Kleber in diesen Tagen weniger an Winterfreuden. Statt Schlittenpartie und Spaziergängen im Schnee kommt dem Geschäftsführer der Fellbacher Helmut-von-Kügelgen-Schule bei Minusgraden und Dauerkälte eher die Heizkostenabrechnung in den Sinn.
Unterricht findet weiterhin in Containern statt
Denn die anthroposophisch orientierte Bildungseinrichtung ist für die Unterbringung ihrer inzwischen 230 Schüler nach wie vor auf Container angewiesen. Auch neun Jahre nach ihrer Gründung müssen die Kinder und Jugendlichen auf zwei Standorte verteilt werden. Denn der angemietete Platz im Bosch-Rexroth-Bau an der Siemensstraße reicht gerade mal für die Klassenzimmer der Oberstufe. Jüngere Schüler müssen mit einem Provisorium an der Thomas-Mann-Straße vorlieb nehmen.
Die Verteilung auf die zwei Standorte wirkt sich nicht nur aufs Schulleben aus. Sie kostet die Freie Schule auf Grundlage der Waldorfpädagogik auch jede Menge Geld. Mit gut 300 000 Euro, schätzt der Geschäftsführer, schlägt der Aufwand für Grundschulcontainer und den Oberstufenstandort jährlich zu Buche.
Schule wartet auf grünes Licht vom Rathaus
Um so verständlicher ist der Wunsch der Helmut-von-Kügelgen-Schule nach einem neuen Domizil. Klassenzimmer, Musiksaal und Chemielabor, das Sekretariat und die Räume für die Nachmittagsbetreuung sollen endlich unter einem Dach zu finden sein. Ein Grundstück für den geplanten Neubau ist mit einem Teilbereich des Schönemann-Areals zwischen den Stadtteilen Fellbach und Schmiden längst ins Auge gefasst. Und auch die mit zwölf Millionen Euro bezifferten Baukosten glaubt die Schule mit Fördergeldern und viel Eigeninitiative schultern zu können.
Was zum Schulbau noch fehlt, ist grünes Licht aus dem Fellbacher Rathaus – und ein architektonisches Konzept, wie die schöne neue Waldorf-Welt eigentlich aussehen soll. Zwar gab es schon im Dezember einen städtebaulichen Wettbewerb für das ehemalige Baumschul-Gelände, das mit seinen 17,3 Hektar Fläche schon von der Größe her viel Attraktivität besitzt. Aus der von einer hochkarätig besetzten Jury begleiteten und mit mehr als 100 000 Euro dotierten Ideensammlung für die Gestaltung des Gebiets zwischen Siemensstraße, Lise-Meitner-Straße und Fellbacher Straße ging die Esslinger Project GmbH als Sieger vor. Doch bei dem unter Regie des Stuttgarter Immobilienentwicklers BDP veranstalteten Wettbewerb fürs Schönemann-Areal ging es weniger um das Schulgelände. Im Blick stand vor allem der ebenfalls geplante Wohnbau-Bereich. In insgesamt neun vierstöckigen Gebäuden sollen knapp 400 Menschen eine hochwertige Bleibe finden, die Arbeiten für die 140 Wohneinheiten sollen bereits 2018 beginnen.
Wettbewerb für die Gestaltung der Schule
Offen ist hingegen die Frage nach dem künftigen Gesicht der Schulgebäude. Noch im Frühjahr soll ein Wettbewerb für die Gestaltung stattfinden, gedacht ist an knapp 4700 Quadratmeter Nutzfläche. Bevor Architekturbüros ins Boot geholt werden, bedarf es allerdings noch der Zustimmung der Fellbacher Bürgervertreter – und Klarheit, ob offene Punkte wie etwa der pädagogisch bedeutende, auf dem Areal aber bisher nicht eingeplante Schulgarten verwirklicht werden können. Quasi als Fingerübung für die Beteiligung professioneller Planer hat die Helmut-von-Kügelgen-Schule jetzt einen Studentenwettbewerb durchgeführt. 13 Nachwuchs-Architekten aus dem Masterstudiengang der Stuttgarter Hochschule für Technik entwickelten ihre Ideen. „Wir waren sehr positiv überrascht über die Qualität der Arbeiten“, lobte Kleber die Studenten.