Am Standort der Konrad-Kocher-Schule wird die gemeinsame Grundschule der Kernstadt eingerichtet. Foto: factum/Granville

Experten kippen den Plan des Gemeinderats, sowohl die Sanierung als auch den Neubau der gemeinsamen Grundschule prüfen zu lassen. Die Stadträte müssen sich gleich selbst entscheiden.

Ditzingen - Es sind nur wenige Monate vergangen. Doch zwischen der Entscheidung des Gemeinderats zur gemeinsamen Grundschule in der Kernstadt im April und den Beratungen in diesen Wochen liegen Welten. Statt zwei Architektenwettbewerben wird es nur einen geben. Und die Grundschule am Standort der Konrad-Kocher-Schule wird deutlich mehr Schüler haben, deshalb durchgängig sechszügig sein. Das hat zur Folge, dass die Schule mehr Räume benötigt. Das jedenfalls hat der Ausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales dem Gemeinderat empfohlen. Der tagt nächsten Dienstag.

Nur ein Wettbewerb statt zwei Wettbewerben

Der Oberbürgermeister Michael Makurath erklärte in der Sitzung vor allem, warum sich der Gemeinderat von den beiden geplanten Architektenwettbewerben verabschieden muss. Der ursprüngliche Gedanke war, auf diese Weise Entwürfe sowohl für die Sanierung des Bestands als auch für einen kompletten Neubau zu bekommen. Diese sollten als Grundlage einer Entscheidung dienen. Das aber wird bei der Architektenkammer und unter Juristen nicht gutgeheißen, so Makurath. Das sei „nicht sittsam“, sagte er. Einem Wettbewerb liege nämlich die Erwartung zugrunde, dass der Siegerentwurf auch umgesetzt werde. Das sei bei zwei Wettbewerben aber nicht möglich.

Damit ist ein Kompromiss vom Tisch, um den der Gemeinderat im Frühjahr lange gerungen hatte. Der Verwaltungschef hatte für die um drei Millionen Euro günstigere Sanierung plädiert. Dem hatten sich geschlossen die Freien Wähler angeschlossen, während die CDU für einen rund drei Millionen Euro teuren Neubau warb. Dass das Gelände der ehemaligen Grund- und Werkrealschule umgestaltet werden muss, ist unbestritten. Um in der Diskussion weiterzukommen, verständigten sich die Räte darauf, beide Varianten parallel in einem Wettbewerb prüfen zu lassen.

Schülerzahlen steigen

Nicht nur der Wettbewerb wird anders, auch die Schülerzahlen werden andere sein. Sie entwickelten sich positiv, sagt Makurath. Statt 230 Kinder pro Jahrgang werden es eher 240 sein. Statt von einer fünfeinhalbzügigen sei daher von einer sechszügigen Schule auszugehen. Das bedeute ein Mehrbedarf an 350 Quadratmetern Fläche, was wiederum eine Kostensteigerung von zwei Millionen Euro ausmache. Die Gesamtkosten liegen bei 21 Millionen Euro. Diese Angabe sei „aus heutiger Sicht grob geschätzt“. Noch bevor der Wettbewerb überhaupt entschieden ist, wird die Stadt die Zusammenlegung der Grundschulen beim Kultusministerium beantragen. Damit will die Stadt gewährleisten, dass sie Zuschüsse für den Bau erhält.

In der Aussprache begrüßten die Räte einerseits die Erweiterung auf eine sechszügige Grundschule. Andererseits befürchtete mancher den schwindenden Einfluss auf die Entscheidung zwischen Sanierung und Neubau. Dem widersprach der Fraktionschef der Freien Wähler, Manfred Grossmann. Er hob hervor, dass es darauf ankomme, in den Wettbewerbsunterlagen die Erwartung entsprechend deutlich zu formulieren. Neu ist das Verfahren auch in Ditzingen nicht. Der Oberbürgermeister Michael Makurath führte ein Beispiel aus der Kernstadt an, bei dem dies bereits angewandt worden war. Dort wurden die einzelnen Kriterien – in diesem Fall ging es unter anderem um die Wohnraumnutzung und die Kosten – gewichtet.