Kranke Kinder sollen in der Schule direkt vor Ort Hilfe bekommen. Foto: dpa-tmn/Florian Schuh

In Rot und Neugeraut startet nach den Sommerferien an fünf Schulen ein dreijähriges Pilotprojekt. Fachkräfte sollen sich vor Ort um die Gesundheit der Kinder kümmern.

Zuffenhausen - Übergewicht, chronische Erkrankungen, schlechte Ernährung, zu wenig Bewegung: Bereits in jungen Jahren gibt es gesundheitliche Probleme, mit denen immer mehr Kinder zu kämpfen haben. Studien belegen, dass ein Zusammenhang zwischen Lebensbedingungen, Gesundheit und Bildungserfolg besteht. Um die gesundheitliche Versorgung der Kinder und Jugendlichen während des Schulbesuches zu sichern, gibt es in den USA, Großbritannien, Finnland und anderen Nationen, aber auch in Bundesländern wie Hessen oder Brandenburg Fachkräfte, die auf die jungen Leute achten.

Nun macht man auch in Stuttgart den Schritt in diese Richtung: Nach den Sommerferien startet an insgesamt fünf Schulen in Rot und in Neugereut ein dreijähriges Pilotprojekt. Drei sogenannte Schulgesundheitsfachkräfte (im Englischen „school nurses“ genannt) sollen sich um Wohl und Wehe der Mädchen und Buben kümmern. Heinz-Peter Ohm vom Gesundheitsamt hat das Projekt vor Kurzem im Zuffenhäuser Bezirksbeirat vorgestellt.

Helfer in der Not und Vertrauensperson

„Das Thema Gesundheit gerät immer mehr in den Mittelpunkt“, erläuterte Ohm den Beiräten. Einerseits nehme die Zahl chronischer Krankheiten bei jungen Menschen zu, andererseits verbrächten die Kinder immer mehr Zeit in der Schule, die lange schon nicht nur ein Ort des Lernens, sondern ein Lebensraum sei. Vor diesem Hintergrund sei klar: Je gesünder ein Kind ist, desto besser könne es lernen. Und genau hier setze das Projekt an; die Fachkräfte sollen sich um die Versorgung chronisch kranker Kinder kümmern und medizinisch bei Unfällen und Verletzungen helfen. Doch sie werden auch auf Dinge wie Bewegungsförderung, ausgewogene Ernährung, seelische Befindlichkeit und Hygiene achten. Ebenso sollen sie in die Rolle von Vertrauens- und Ansprechpersonen schlüpfen, wenn es um medizinische Fragen geht. Sollte es nötig sein, andere Stellen, Ämter oder Ärzte einzuschalten, werden die „school nurses“ als Vermittler fungieren. Kooperiert wird unter anderem mit Schulsozialarbeitern, Pädagogen, Integrationsfachkräften und Schulsanitätern. Dabei steht immer das Wohl des Kindes im Vordergrund. „Vertrauen ist ein zentraler Punkt der Tätigkeit“, betonte Ohm. Dazu zähle auch die Schweigepflicht.

Drei Fachkräfte für fünf Schulen

Beteiligt an dem Pilotprojekt sind in Rot die Rilke-Realschule, die Uhlandschule und das Ferdinand-Porsche-Gymnasium. In Neugereut sind die Pelikanschule und die Jörg-Ratgeb-Schule mit im Boot. Insgesamt werden sich drei Fachkräfte um die Kinder kümmern – zwei in Rot, eine in Neugereut. Die ersten Vorbereitungen laufen bereits, offizieller Start ist nach den Sommerferien.

Rund 800 000 Euro kostet das Pilotprojekt. Finanziert wird es durch das Ministerium für Soziales und Integration, die Eduard-Pfeiffer-Stiftung, den Projektmittelfond Zukunft der Jugend und durch die Unfallkasse Baden-Württemberg. Der Gemeinderat hat bereits sein Okay gegeben.