Bei einer Demonstration im Juni 2018 (Bild oben) haben Schüler des Hegel-Gymnasiums und der Robert-Koch-Realschule Sanierungen angemahnt. Foto: Hintermayr/Kratz

Während im Synergiepark um die Ecke die Wirtschaft mit Spitzentechnologie arbeitet, lernen Schüler an der Krehlstraße in maroden Gebäuden. Um darauf aufmerksam zu machen, haben die Sprecher zweier Schulen nun einen Film gedreht.

Vaihingen - In der Aula des Hegel-Gymnasiums herrscht reges Treiben. Während die einen noch in der Schlange für das Mittagessen stehen, mampfen andere schon. Hier im Herzstück der Schule essen die Schüler nicht nur, hier verbringen sie auch ihre Pausenzeit. Die Aula ist kaum älter als zehn Jahre, und es tropft schon das Wasser von der Decke. „Wenn es stark regnet, dann bildet sich hier eine Pfütze auf dem Boden“, sagt Sebastian Neininger, der Schülersprecher des Hegel-Gymnasiums und zeigt auf eine Stelle unter einem Dachfenster. Er kennt die Schwächen des Gebäudes, denn er hat gemeinsam mit den Schülersprechern der Robert-Koch-Realschule und seinem Kollegen Jonas Tamme einen Film darüber gedreht, wo an ihren Schulen saniert werden muss. Viele hätten zwar schon davon gehört, doch die wenigsten hätten sich ein Bild von den Zuständen gemacht. Das wollten sie ändern.

Sehen Sie unter diesem Link den Film der Schüler: https://1drv.ms/v/s!Ah0M8KzNDhEVm2Bn5U7AKssqRjgc

Der Vorschlag, einen Film zu drehen, kam von der Vorsitzenden des Elternbeirats. Die Schülersprecher sammelten Ideen und kamen zu dem Schluss, alle Problemorte abzulaufen. Da kam ganz schön was zusammen. So sei es im Winter vor allem im Nordbau des Hegels so kalt, dass die Teilnehmer eines Informatikkurses vom großen Computerraum in den kleineren im Mittelbau umgezogen seien. „Dabei hatten alle schon ihre Winterjacken an“, berichtet Neininger. Die Heizungen liefen zwar auf Hochtouren, doch die Dämmung sei unzureichend. Auch die Toiletten müssten dringend saniert werden. „Ich gehe hier nicht mehr auf die Toilette“, sagt Neininger. Beim Rundgang durch das Gebäude stellt sich schnell heraus, wieso. Denn beim Betreten der Sanitärräume schlägt dem Nutzer ein beißender Geruch entgegen. „Es fehlt einfach die Basis, um sich hier in der Schule wohlzufühlen“, sagt Neininger.

Auch beim Thema Digitalisierung hinken die Schulen hinterher

Ein weiteres Thema ist die Fassade des Gebäudes. Aber nicht nur die erscheint den Schülern trist: „Das Treppenhaus ist mausgrau und hässlich“, sagt Sebastian Neininger. Daran können auch die aufgehängten Graffitis nichts ändern. Die meisten Klassenräume sind zwar bunt gestrichen, dennoch sind die Wände von Rissen durchzogen oder durchlöchert. „Alle Schulen schreien auf, da sind wir nicht die einzige“, sagt Tamme. Die Stadt weiß das und hat deshalb ein Schulsanierungsprogramm beschlossen. Doch das dafür bereitgestellte Geld konnte nicht verbaut werden, weil die städtischen Ämter überlastet sind, es fehlt an Personal. Zudem sind die Handwerksbetriebe zurzeit weitgehend ausgelastet, sodass sich viele Projekte verzögern.

Um die Sanierung des Hegel-Gymnasiums und der Robert-Koch-Realschule in das Bewusstsein der Stadt zu rücken, haben Eltern, Schüler und Lehrer mit der Veranstaltung „Chefsache“ im Januar um Unterstützung geworben. Dort haben die Schülersprecher ihren Film vorgeführt. Im Zuschauerraum saßen auch Vertreter der Wirtschaft. „Im Synergiepark hat man eine moderne Arbeitswelt und entwickelt Innovationen, und hier hat man einen maroden Schulstandort“, sagt Tamme. Diesen Gegensatz wollten die Macher mit ihrem Film zeigen.

Denn nicht nur, dass der Sanierungsbedarf an den Schulen hoch ist, auch bei der Digitalisierung hinken die Bildungseinrichtungen hinterher, sagt Tamme: „Die Wirtschaft will gut ausgebildete Mitarbeiter, die mit modernen Technologien umgehen können. Es ist die Frage, ob es im Interesse der Arbeitgeber ist, wenn hier manch einer nicht mal mit seinem Computer umgehen kann.“ Zwar gebe es inzwischen zwei Computerräume und teilweise auch fest installierte Beamer in einigen Räumen, doch das sei noch nicht überall Standard. Viele Lehrer wollten mehr Medien verwenden, könnten aber nicht. Tamme: „Die wollen ja nicht ihre Unterrichtszeit damit verbringen, den Beamer anzuschließen.“

Die Problemlösung wird noch viele Jahre in Anspruch nehmen

Damit sich die Schüler in ihrer Lernumgebung wohlfühlen, muss noch einiges getan werden: Auf der Liste von Tamme und Neininger stehen Lernecken und Computer für den Unterricht. Gemeinsam mit der Schulfamilie haben sie schon einiges bewegt: So sitzen die Schüler während der Pausen im Glasgang nicht mehr auf den Heizungen, sondern sie können es sich auf Bänken gemütlich machen. Und auch im Innenhof, der früher nicht frei zugänglich war, können die Schüler ihre Pausen verbringen.

Bis alle Wünsche der Schüler und Eltern umgesetzt und die Mängel beseitigt sind, haben die beiden ihr Abitur längst in der Tasche. „Trotzdem setzen wir uns für unsere Schule ein“, sagt Tamme und ergänzt: „Wir sind Schülersprecher, um etwas zu bewegen. Wir hatten jetzt die Möglichkeit, das anzupacken und voranzubringen.“