Die Digitalisierung in Klassenzimmern schreitet voran. Foto: dpa

Nürtingen will die Digitalisierung in den Schulen angehen. Das kostet die Stadt rund 1,4 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren.

Nürtingen - Von „mittelalterlichen Zuständen“ in den Klassenzimmern berichtet der Nürtinger Jugendrat. „Wo anderswo von Interaktiven Whiteboards, Tablets und 5G die Rede ist, funktionieren hier nicht einmal die Tageslichtprojektoren“, beklagte die Jugendvertretung erst vor wenigen Wochen. Dieser Eindruck passt nicht zu den im Bildungsplan des Landes enthaltenen Multimediaempfehlungen – und deshalb will die Stadt nun die Digitalisierung an den Schulen in Nürtingen vorantreiben.

Youtube wird im Unterricht eine Rolle spielen

Das Rathaus rechnet damit, dass die Stadt innerhalb der nächsten fünf Jahre rund 1,4 Millionen Euro unter anderem für Geräte, Präsentationstechnik, Verkabelung und Vernetzung investieren muss. Dabei sind die zu erwartenden Zuschüsse aus dem Digitalpakt schon eingerechnet. Auf zwölf Monate heruntergebrochen erwartet die Stadt Nürtingen folglich Ausgaben von 285 000 Euro.

Die Stadträte im Kultur- und im Verwaltungsausschuss haben dem Digitalisierungskurs der Verwaltung für die Schulen zwar grundsätzlich zugestimmt. Trotzdem entwickelte sich in der gemeinsamen Sitzung beider Gremien eine Grundsatzdiskussion über Vor- und Nachteile der Digitalisierung im Bildungswesen. Thaddäus Kunzmann (CDU) merkte etwa an, dass Deutschland beispielsweise Israel bei der Digitalisierung „meilenweit hinterher hinkt“. Mit der Bereitstellung von Geräten allein sei es im Übrigen nicht getan. Die Digitalisierung werde großen Einfluss auf neue Unterrichtsformen gewinnen, etwa durch die Einbeziehung von Youtube in das Lernen.

Schüler sollen Medienkompetenz entwickeln

Bärbel Kehl-Maurer (SPD) will die Schule von morgen nicht auf die Digitalisierung reduziert sehen. „Schüler müssen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technik lernen“, sagte die Stadträtin. Peter Lohse (NT 14) warnte davor, die Digitalisierung nur unter ökonomischen Gesichtspunkten zu betrachten. Kinder und Jugendliche zunehmend als künftige Arbeitskräfte zu sehen, sei eine gefährliche Entwicklung. Gerade im Grundschulalter plädiert der Stadtrat für Zurückhaltung. „Es gibt Länder, die sich längst schon wieder aus der Digitalisierung an Schulen verabschiedet haben“, gab Peter Lohse zu bedenken.

Indessen hat auch das Land Baden-Württemberg folgende Maxime für die digitale Zukunft ausgegeben: „Die Technik muss der Pädagogik folgen.“ Die Schüler „sollen kontinuierlich Kompetenzen entwickeln, um Medien sinnvoll auszuwählen, das Medienangebot kritisch zu reflektieren, die Medien verantwortungsvoll zu nutzen sowie die eigene mediale Präsenz selbstbestimmt zu gestalten.“