Im Bildungszentrum Seefälle in Filderstadt-Bonlanden bleiben die Sporthallen aktuell leer. Foto: Adobe Stock/Matthias Ott

Schule in Corona-Zeiten ist schwierig und Sportunterricht umso mehr. Lehrer entwickeln mitunter kreative Lösungen, um Kindern ausreichend Bewegung zu bieten. Doch ist unter diesen Umständen eine Notengebung überhaupt noch realistisch?

Filder - Sport ist ordentliches Lehrfach. Und das aus gutem Grund, denn unzählige Studien beweisen, wie wichtig Bewegung für die geistige Entwicklung und vor allem die Gesundheit ist. Doch bei diesem Stichwort muss man derzeit zwangsläufig auch an die steigenden Infektionszahlen in der Corona-Pandemie denken. Um das Ansteckungsrisiko in den Schulen zu senken, gilt für alle Schüler von der fünften Klasse an eine Maskenpflicht. Zudem ist wo immer möglich Abstand zu halten. Kinder verschiedener Klassenstufen dürfen sich nicht begegnen. Das sind nur drei von vielen Regeln, die derzeit an den Schulen gelten. Die Umsetzung dieser Vorgaben stellt alle Lehrer vor große Herausforderungen, die Sportfachschaft jedoch in besonderem Maße.

„Die Pflicht zum Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung gilt ausdrücklich nicht im Sportunterricht“, erklärt ein Sprecher des baden-württembergischen Kultusministeriums auf Anfrage. Richtig sei allerdings, dass aktuell – entsprechend den Regelungen in Pandemiestufe 3 – alle Betätigungen im Sport, für die ein unmittelbarer Körperkontakt erforderlich ist, ausgeschlossen seien. Und Unterrichtseinheiten sollen zudem – wenn möglich – so gestaltet werden, dass Abstände eingehalten werden können. Lehrkräfte könnten indes selbstverständlich mit einer Maske Sicherheits- und Hilfestellung geben. Zudem sollen die Schüler in den Umkleideräumen Masken tragen, so das Ministerium.

Gesundheit und ein umfangreicher Betrieb der Schulen haben oberste Priorität

„Grundsätzlich heißt das also, dass fachpraktischer Sportunterricht derzeit – wenn auch mit Einschränkungen – ordentlich möglich ist“, sagt der Sprecher und ergänzt: Neben dem Gesundheitsschutz habe die Aufrechterhaltung eines möglichst umfangreichen Betriebs der Schulen und Kitas oberste Priorität. „Da Bewegung, Spiel und Sport unverzichtbare Bestandteile einer ganzheitlichen Bildung sind und einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit leisten, ist es uns ein großes Anliegen, auch den Sportunterricht weitestgehend zu gewährleisten.“ Die Umsetzung dieser Vorgaben ist freilich schwierig.

Am Bildungszentrum Seefälle in Filderstadt-Bonlanden hat man sich darum nach den Herbstferien dazu entschieden, den Sportunterricht in der Halle zumindest für kurze Zeit komplett auszusetzen. Stattdessen steht derzeit bei angemessenem Wetter Power-Walking auf dem Stundenplan. Der Schulleiter Thomas Dreher legt Wert darauf, dass die Mädchen und Jungen nicht einfach nur spazieren gehen, sondern im flotten Tempo laufen, „sodass wenigstens der Blutkreislauf hochgefahren wird“, wie der Rektor es formuliert. Zwischendurch gibt es Stationen, an denen verschiedene Muskelgruppen trainiert werden. Auf diese Weise könne der Bildungsplan Sport wenigstens annähernd erfüllt werden, sagt Dreher. Bei schlechtem Wetter fällt Sport aktuell aus. Stattdessen haben die Schüler Trainingsstunden in den Hauptfächern Mathe, Deutsch und Englisch.

Kollegium am Bildungszentrum Seefälle arbeitet an einem neuen Konzept

Das soll aber keine Dauerlösung sein. „Wir erarbeiten derzeit ein Modell und wollen den Schülern so viel Sportunterricht wie möglich erteilen“, sagt Dreher. Dabei gelte es, verschiedene Komponenten zu berücksichtigen, zum Beispiel welche Flächen zur Verfügungs stehen, wie viel Platz in den Umkleidekabinen ist und um welche Altersstufe es gehe. Denn ein Fünftklässler habe ein anderes Bewegungsbedürfnis als ein Oberstufenschüler. Auch die Auswahl an Sportarten sei begrenzt. Ballschule sei möglich, also prellen, dribbeln und das sichere Führen des Balles üben. Auch Yoga sei denkbar – „aber sicher nicht 90 Minuten lang mit einer fünften Klasse“, so der Schulleiter.

Grundsätzlich gelte es, einen möglichst guten Kompromiss zu finden im Spannungsfeld zwischen den geltenden und wichtigen Hygieneregeln, dem Bildungsplan Sport und dem Bewegungsbedürfnis der Schüler. Eine Bewertung der Leistungen im Fach Sport und daraus resultierend eine Note auf dem Halbjahreszeugnis sei unter diesen Umständen freilich schwierig, sagt Dreher. Das Kultusministerium erklärt jedoch, dass es derzeit in Bezug auf die Noten keine Überlegungen gebe, das Prozedere zu ändern.