Chat der Welten: Zwei Referenten vom Entwicklungspolitischen Zentrum Reutlingen (EPIZ) haben via Mobiltelefon eine Verbindung des Wagenburg-Gymnasiums mit einer Schule im Togo organisiert. Bei der Diskussion ging es um die Gleichstellung von Mann und Frau. Foto: privat

Erst 30 Schulen in Baden-Württemberg gehören zum Unesco-Schulnetz. Am 18. Oktober kommt das Wagenburg-Gymnasium im Stuttgarter Osten dazu.

S-Ost - Ob es um Menschenrechte und Demokratie geht, um interkulturelles Zusammenleben, Bildung oder um ökologische Nachhaltigkeit – am Wagenburg-Gymnasium im Stuttgarter Osten haben all diese Themen eine besonders große Bedeutung. Und das muss auch so sein. Denn in den letzten Jahren haben Lehrer und Schüler fleißig darauf hingearbeitet, ins Schulnetz der Unesco aufgenommen zu werden. Dafür mussten die Kriterien der Unesco-Kommission erst mal erfüllt werden: Jedes Jahr befassen sich Schüler und Lehrer in Projekten mit wichtigen entwicklungspolitischen Themen, die in einem Jahresbericht dokumentiert werden. Eine Unesco-AG wurde gegründet und Verbindungslehrer Axel Nothardt wurde zum Unesco-Lehrer ernannt. Am 18. Oktober wird die Schule bei einem Festakt offiziell in das Unesco-Schulnetz aufgenommen – als erste Schule in Stuttgart.

Unesco-Konferenzen im Ausland

„Zum Schulnetz gehören 30 Schulen in Baden-Württemberg“, erklärt Axel Nothardt. „Alle zwei Jahre treffen sich die Lehrer und die Schüler der Unesco-AG, um sich auszutauschen – über neue Ideen, Projekte oder Finanzierungsmöglichkeiten.“ Außerdem, so Nothardt, bezahle die Unesco beispielsweise die Teilnahme von Schülern an Unesco-Konferenzen im Ausland und Fortbildungen der involvierten Lehrer. „Immer wieder laden wir auch Referenten von Non-Profit-Organisationen ein. Und die kommen einfach lieber an eine Unesco-Schule, weil sie merken, dass wir die Themen ernst nehmen.“

Dass nicht nur die Lehrer, sondern auch die Schüler ernsthaft an gesellschaftlichen und entwicklungspolitischen Themen interessiert seien, ergänzt die Schulleiterin Petra Wagner, zeige auch die rege Teilnahme am Projekt „Kaffee und Klartext“ für die Acht- bis Zwölftklässler. „Dabei spricht immer in der Mittagspause ein Experte über Themen wie Rollenbilder oder Extremismus“, so Petra Wagner. „Und dass die Schüler dafür auf ihre Mittagspause verzichten, zeigt schon, wie wichtig ihnen die Themen sind.“

Auch an neuen Ideen für Projekte scheint es am Wagenburg nicht zu fehlen. Schon im Jahr 2012 gingen die Schüler im Rahmen des Projekts „ökologischer Fußabdruck“ der Frage nach, wie unser Fleischkonsum zur Rodung der Urwälder und zur Überfischung der Meere beiträgt. Kurz darauf führte die Schule in der Kantine einen „vegetarischen Tag“ ein und setzt seither auf biologisch produziertes Fleisch. Außerdem verkauft die Unesco-AG seit Jahren jede Woche Lebensmittel aus fairem Handel und im Sportunterricht wird ausschließlich mit fair produzierten Bällen gespielt. Bei anderen Projekten lernten die Schüler mehr über Zivilcourage, die Situation von Obdachlosen oder Menschen mit Behinderung und kamen in Kontakt mit Schülern aus Afrika. Für eine Schule und ein Krankenhaus in Nepal sowie für das Kinderhospiz in Stuttgart organisierten sie eine Spendenaktion und sammelten 1150 Euro Spenden.

Rektorin hoch erfreut

Das große Engagement von Schülern und Lehrern hat nun dazu geführt, dass das Wagenburg-Gymnasium am Donnerstag, 18. Oktober offiziell ein Teil des Unesco-Schulnetzes wird. Und darüber freut sich die Rektorin ganz besonders. „Die Leitlinien der Unesco-Schulen zu Themen wie Menschenrechten, Demokratieerziehung, Interkulturelles Lernen oder Umwelterziehung sind uns sehr wichtig geworden und prägen unser Schulleben“, sagt Petra Wagner. „Aus diesem Grund haben wir die Unesco-Mitgliedschaft beantragt und wir freuen uns sehr, dass unserem Antrag entsprochen wurde.“

Alle fünf Jahre bekommt das Wagenburg-Gymnasium von nun an Besuch von einem Unesco-Komitee, das sich anschaut, welche Initiativen es an der Schule gibt. Entsprechend will Petra Wagner auch in Zukunft verschiedenste Projekte am Wagenburg-Gymnasium fördern. Eine künstlerische Aktion soll sogar noch vor dem Festakt realisiert werden: „Alle Schüler und Lehrer schreiben auf eine kleine weiße Fliese ein Stichwort zum Thema Frieden“, erklärt Wagner. „Aus diesen Fliesen wird ein Unesco-Tempel gebaut und im Eingangsbereich aufgestellt.“