Der kleine Messestand von Krissi, Melina und Shanna Foto: Torsten Ströbele

Die Schüler für Werbegestaltung haben im Rahmen ihrer Abschlusspräsentation ihre Kunden wieder einmal begeistert, doch die Zukunft der Fachklasse ist ungewiss. Die Schülerzahlen sind rückläufig. Das sei ein gesellschaftliches Problem, sagt Rektor Felix Winkler.

Stuttgart-Feuerbach - Horst Mayer und Rainer Abt sitzen in der ersten Reihe der Aula der Schule für Farbe und Gestaltung in Feuerbach. Sie sind an diesem Freitagmorgen extra aus dem bayerischen Gersthofen angereist. Mayer ist der Geschäftsführer eines Fitness- und Gesundheitsclubs in der Nähe von Augsburg und Abt leitet das Studio. Sie haben rund 1300 Mitglieder, eine Internetseite, einen Facebook-Auftritt und noch einige andere Dinge, um auf ihr Studio aufmerksam zu machen. Aber sie sehen an manchen Stellen ihres Werbekonzepts noch Handlungsbedarf. In den vergangenen Monaten haben sich nun Krissi, Melina und Shanna intensiv mit dem Fitness-Studio beschäftigt und ein ganzheitliches Konzept erstellt, das sie am Freitag präsentiert haben.

Die drei jungen Damen haben in den vergangenen zwei Jahren die Fachschule für Werbegestaltung in Feuerbach besucht – die einzige Fachklasse in Deutschland, wie Rektor Felix Winkler betont. Jeder, der sich für diese Weiterbildung entscheidet, hat schon eine abgeschlossene Ausbildung in einem kreativen Bereich und mindestens ein Jahr Berufserfahrung vorzuweisen. „Im Mittelpunkt stehen bei uns die Praxis und die Projekte“, sagt Winkler. Die Abschlussarbeiten stellen die Absolventen schließlich im Rahmen einer Präsentation vor. Jede Gruppe hat dafür eine Stunde Zeit.

Krissi, Melina und Shanna haben das Fitness-Studio aus Gersthofen genau analysiert. Sie haben sich den Grundriss des Gebäudes angeschaut, das Logo und den Internetauftritt unter die Lupe genommen. Sie haben Mitglieder interviewt und immer wieder mit dem Eigentümer und seinen Mitarbeitern gesprochen.

Die Schülerzahlen sind rückläufig

Das Ergebnis: Die Stärken und Schwächen des Unternehmens lagen auf dem Tisch. Damit konnten die drei jungen Frauen arbeiten. Drei verschiedene Logos wurden erarbeitet, unterschiedliche Einrichtungs- und Farbkonzepte für das Studio erstellt. Damit ging es in die Vorpräsentation. „Uns dort auf einen Sieger zu verständigen, war extrem schwierig“, sagte Horst Mayer. Aber es gelang.

Nun blieb nicht mehr viel Zeit, um ein komplett neues Gesamtkonzept mit dem Gewinner-Logo zu erarbeiten. Doch auch diese Aufgabe meisterten Krissi, Melina und Shanna. Schlagzeilen wie „Aus dem Winterspeck werden Frühlingsrollen? Nicht mit uns“ oder „Deine Ausreden sind stärker als dein Wille? Nicht mit uns“, sind entstanden. Jetzt gibt es einen Werbefilm, Imageflyer, Werbeartikel mit Logo, neues Briefpapier, Visitenkarten, Plakate, eine neue Startseite für den Internetauftritt: das volle Programm eben. „Unsere Erwartungen waren wirklich groß. Aber sie wurden weit, weit übertroffen“, schwärmte Horst Mayer. „Wir werden das eins zu eins umsetzen. Dieses Konzept bleibt keine Seifenblase!“

Für Schulleiter Felix Winkler hat sich mit dieser Aussage einmal mehr bewahrheitet, dass „hier auf sehr hohem Niveau gearbeitet wird. Wir sind zufrieden, die Partner und Kunden sind zufrieden: Was will man mehr“. Deshalb sei es umso trauriger, dass die Fachschulen ständig um ihr Image kämpfen müssen. Die Schülerzahlen seien auch im Bereich der Werbegestaltung rückläufig. Waren in Feuerbach vor ein paar Jahren noch 40 bis 50 Schüler pro Jahrgang zu verzeichnen, so sind es aktuell noch 16 oder 17. „Das ist eine gefährliche Grenze“, sagt Winkler. Denn wenn eine Fachschulklasse drei Jahre In Folge weniger als 16 Schüler aufweisen könne, werde der Bildungsgang geschlossen. Winkler erhofft sich nun unter anderem Hilfe von der Landesregierung, nachdem in Baden-Württemberg 66 Klassen betroffen seien: „Die Fachschulen sind für die Zukunft der Dualen Ausbildung einfach unerlässlich.“

Die Schule ist auch auf der Euro-Shop-Messe vertreten

Mira Haase ist auf jeden Fall unglaublich froh, dass es die Fachschule für Werbegestaltung noch gibt. Sie hat eine Ausbildung als Gestalterin für Visuelles Marketing in Mannheim absolviert und in dieser Stadt auch Berufserfahrung erlangt. „Das konnte es aber irgendwie noch nicht gewesen sein“, betont die Wahl-Stuttgarterin. Als sie dann in Düsseldorf die Euro-Shop-Messe besuchte und dort den Stand der Feuerbacher Fachschule sah, war klar, wohin ihr Weg führen würde. Nun hat auch sie die zweijährige Weiterbildung abgeschlossen – als Staatlich geprüfte Werbegestalterin und Werbetechnikermeisterin. „Es hat sich gelohnt, nach Feuerbach zu kommen! Ich habe viele tolle und wichtige Erfahrungen mitgenommen“, freut sich Mira Haase. Man bekomme einen umfänglichen Einblick in verschiedene Bereiche – vom Grafik- und Kommunikationsdesign, über Messe-, Ausstellungs- und Raumgestaltung bis hin zum Eventmarketing. Und vor allem könne man das alles in der Praxis auch gleich üben und umsetzen.

Mit ihrer Abschlusspräsentation ist sie übrigens sehr zufrieden gewesen: „Am Ende wurde sogar mein Logo genommen. Das war natürlich noch einmal eine tolle Bestätigung und Referenz.“ Was sie nun beruflich machen wird, steht noch nicht ganz fest. Möglichkeiten hat sie nach der erfolgreichen Weiterbildung einige. Vielleicht wird sie bald in einer Agentur in Amsterdam arbeiten. Das ist sicherlich nicht die schlechteste Option.