Der Bus mit den Schulkindern prallt frontal auf die Wand eines Elektrogeschäftes in Eberbach. Foto: dpa

Ein Bus mit Schulkindern fährt in der Nähe von Heidelberg ungebremst in eine Hauswand. Es gibt acht Schwerverletzte. Der Elektrohändler, in dessen Laden der Bus gefahren ist, berichtet vom Unfallgeschehen.

Eberbach - Der Schrecken ist Dieter Gebracht noch anzuhören. „Das ist furchtbar, der Bus ist mit voller Wucht in die Seitenwand meines Geschäfts gekracht“, sagt der Elektrohändler aus Eberbach (Rhein-Neckar-Kreis). Er kann nicht fassen, was direkt vor seiner Ladentür passiert ist. Ein Bus, voll besetzt mit 37 Schulkindern und fünf weiteren Fahrgästen, ist am Dienstagmorgen kurz nach 7 Uhr in der Kleinstadt östlich von Mannheim von der Straße abgekommen und ungebremst gegen eine Wand geprallt. Dabei sind der Polizei zufolge sechs Kinder, ein Fahrgast und der 55-jährige Busfahrer schwer verletzt worden, für ein Kind besteht Lebensgefahr. Rettungshubschrauber brachten die Verunglückten in umliegende Krankenhäuser. Einige Kinder haben leichte Verletzungen erlitten, fast alle standen unter Schock, gut zwei Dutzend sind bereits am Dienstagnachmittag aus den Kliniken wieder nach Hause entlassen worden.

Er könne sich kaum erklären, warum der Bus von der Straße abgekommen ist, beschreibt Dieter Gebracht die Situation vor seinem Laden. „Wir haben hier Tempo-30-Zone, da fahren alle langsam, und die Straße ist übersichtlich.“ Der Bus sei in einer leichten Linkskurve vier, fünf Meter von der Fahrbahn nach rechts abgekommen, habe eine Straßenlaterne überfahren und erst einen Kleinbus, dann zwei Autos gerammt. In dem Kleinbus saß eine Person, die leicht verletzt wurde.

Der Busfahrer sei anschließend gesehen worden, wie er aus dem Bus getorkelt sei und unter Schock auf der Straße gestanden habe. „Ich kann mir nur vorstellen, dass er abgelenkt war“, sagt der Elektrohändler. Er selbst ist kurz nach dem Unglück in seinen Laden gekommen. Die Wand sei eingedrückt, das Fenster zersplittert gewesen. Sein Mitarbeiter habe ihm von den Schreien und dem Weinen der Kinder erzählt. „Das ist das Schlimmste“, sagt Gebracht, „meine größte Sorge gilt den Kindern.“

Fotos von der Unfallstelle zeigen den schwer beschädigten Bus

Die Schulkinder befanden sich im vorderen linken Bereich des Fahrzeugs. Fotos von der Unfallstelle zeigen den schwer beschädigten Bus, dessen Front nach dem Aufprall massiv deformiert war. Im Inneren waren Sitzbänke nach vorne geklappt und teilweise abgebrochen. Um den Bus herum lagen Metallteile auf dem feuchten Asphalt, Kleinwagen daneben wirkten wie zusammengeschoben. Die Polizei konnte zunächst keine Angaben machen, warum der Bus aus der Kurve geflogen war. Thomas Bischoff, stellvertretender Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Heidelberg, hält es für unwahrscheinlich, dass gesundheitliche Probleme bei dem Fahrer zu dem Unfall geführt haben. Derzeit werde geprüft, ob der Bus technische Mängel hatte. „Wir können aber auch einen Fahrfehler nicht ausschließen“, sagt Bischoff.

Das Busunternehmen bezeichnet den Fahrer als erfahren. „Er fährt die Strecke seit etwa fünf Jahren täglich“, sagt ein Sprecher der in Mudau im Neckar-Odenwald-Kreis ansässigen Firma. Er sei zum Unfallzeitpunkt erst 90 Minuten unterwegs gewesen und habe zuvor alle gesetzlichen Ruhezeiten eingehalten.

Die Polizei betont die große Hilfsbereitschaft der Anwohner. Viele hätten ihre Garage oder eine Einfahrt frei geräumt, um die Rettungsarbeit zu unterstützen. „Das war eine sehr gute Zusammenarbeit“, sagt ein Sprecher. 17 Seelsorger waren vor Ort, um Verletzte und Angehörige zu betreuen. Unter einer Telefon-Hotline konnten die Angehörigen Informationen zum Unglück erhalten. „Wir konnten etlichen Eltern helfen, ihre Kinder zu finden“, sagt ein Sprecher der Polizei.

Der Bus bringt jeden Morgen die Schüler aus umliegenden Gemeinden nach Eberbach, das 15 000 Einwohner hat. Für Eltern und unverletzte Kinder wurde im Sozialraum der Stadtwerke eine Sammelstelle eingerichtet. Der Gebäudeschaden liegt bei 125 000 Euro. Derzeit wird geprüft, ob die Statik des Gebäudes in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Im Dezember hatte der Unfall eines Schulbusses in Südfrankreich Entsetzen ausgelöst. Vier Kinder waren beim Zusammenprall des Busses mit einem Regionalzug ums Leben gekommen.