Auf dem Wagenburgplatz entsteht ein zweigeschossiges Schulprovisorium in Containerbauweise. Foto: Elke Rutschmann

Das Wagenburg-Gymnasium im Stuttgarter Osten wird saniert. Der Gesamtaufwand für die rund dreijährigen Arbeiten betragen rund 30,15 Millionen Euro.

Stuttgart-Ost - Wenn Petra Wagner vom Schulhof des Wagenburg-Gymnasiums auf den eingezäunten Wagenburgplatz blickt, verspürt die Schulleiterin Freude und vor allem Erleichterung. „Endlich ist es so weit. Wir haben lange darauf gewartet und viel Zeit in die Planungen investiert“, sagt Petra Wagner. Konkret geht es um die Generalsanierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes. Um den Schulbetrieb während der rund dreijährigen Bauzeit weiterführen zu können, müssen 14 Schulklassen aus dem Gebäude ausgelagert werden. Dazu wird auf dem Wagenburgplatz ein zweigeschossiges Schulprovisorium in Containerbauweise bis Juli 2021 erstellt. Bau, Rückbau und Miete werden rund 4,41 Millionen Euro kosten.

Für die Anwohner fällt damit allerdings eine beliebte Grünfläche weg, auf der man Sport treiben oder sich erholen konnte. Für die Belange der Schule zeigen die Anwohner Verständnis, die Einzäunung des Platzes erfolgte aber ohne Vorwarnung – ein Informationsschild über den geplanten Verlauf der Baumaßnahmen wurde erst Tage später montiert. „Da hätte ich mir seitens der Stadt eine bessere Kommunikation gewünscht“, sagt Janica Wendel, die froh ist, dass sie mit ihrem 15 Monate alten Sohn Bob zumindest den Spielplatz noch nutzen kann. Ähnlich sieht es auch Lisa Scheftschick: „Man kann verstehen, dass die Schule ein Ausweichquartier benötigt, aber die Grünfläche wird uns schon fehlen.“

Der Gemeinderat hatte schon 2016 für die Containerlösung gestimmt. Die Generalsanierung des mehr als 100 Jahre alten Schulgebäudes ließ dann aber auf sich warten. Zum einen war das Wagenburg-Gymnasium Opfer eines jahrelangen Sanierungsstaus, der vor allem auf fehlende Personalstellen bei der Stadt zurückzuführen ist. Außerdem verhinderten Nachbarn die Interimslösung mit den Containern. Die Initiative „Freunde des Wagenburgplatzes“ mit rund 550 Unterstützern hatte mehrmals geklagt. Letztlich waren alle Einsprüche abgewiesen worden. Die Schulleitung und die Elternvertreter hatten sich vehement gegen die Auslagerung an den Stöckach gewehrt, die eine Herkulesaufgabe für die Schulgemeinschaft gewesen wäre.

Nach der Sanierung bekommen die Nachbarn dann auch ihre grüne Wiese zurück

Jetzt geht es also los. Das Wagenburg-Gymnasium muss hinsichtlich der Statik, des Brandschutzes, der Haustechnik sowie der Neukonzeption der Elektro- und Medientechnik aufwendig generalsaniert und an die modernen Anforderungen des Schulbetriebs angepasst werden. Der Gesamtaufwand dafür beträgt rund 30,15 Millionen Euro. Die eigentliche Sanierung erfolgt in drei Bauabschnitten von Juli 2021 bis September 2024. Davor müssen bauliche Vorabmaßnahmen mit einem finanziellen Aufwand von rund 900 000 Euro am Schulgebäude durchgeführt werden: so etwa die Einrichtung einer neuen Technikzentrale und eines neuen Hausanschlusses sowie eines temporären Fluchttreppenhauses.

Zunächst werden die Anschlüsse für die Interimsunterbringung verlegt. Bis die Container gebaut sind und alles vorbereitet ist, wird es allerdings noch etwas dauern. Die ersten Klassen werden erst zu Beginn des neuen Schuljahres einziehen. Doch was bedeutet die Teilauslagerung für den Schulalltag? „Viel Flexibilität bei der Stundenplangestaltung und der Einteilung von Aufsichten durch Lehrerinnen und Lehrer“, sagt Petra Wagner. Diese Fertigkeiten hätte man durch die Coronakrise ausführlich trainiert. Durch die geringe Entfernung ist das Hin- und Herlaufen zwischen den beiden Gebäudekomplexen kein Problem. Belastender für die Schülerinnen und Schüler wird der Baulärm im Hauptgebäude sein. Die Schulleiterin hofft deshalb, dass die ganz lauten Arbeiten in die Ferienzeiten verlagert werden können. Und wichtig in Coronazeiten: Die Klassenzimmercontainer werden WLAN haben und Fenster, die man ganz öffnen kann.

Am Ende der Sanierungszeit werden die neuen Klassenzimmer digital gut ausgestattet und gut belüftbar sein. „Einen Vorgeschmack vom Endergebnis der Sanierungen gibt es bei uns schon jetzt in Form eines Musterzimmers“, sagt Petra Wagner. Und nach der etwa dreijährigen Sanierungszeit bekommen die Nachbarn dann auch ihre grüne Wiese zurück.