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Seit 2015 ist die Zahl derjenigen, die gar keinen Abschluss schaffen, gestiegen. An der Spitze liegen in Baden-Württemberg Freiburg, der Enzkreis und der Bodenseekreis.

Stuttgart - Mehr als 52 000 Jugendliche haben nach Angaben des Deutschen Caritasverbands (DCV) 2017 die Schule ohne Abschluss beendet. Darunter waren 7200 Jugendliche aus Baden-Württemberg. Im Südwesten hat sich damit seit 2015 der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss von 5,1 Prozent auf sieben Prozent erhöht. Bei der Errechnung der Quote wird als Bezugsgröße die Anzahl von Siebtklässlern zwei Jahre zuvor, also 2015, verwendet. In den Werten sind alle Schularten enthalten, auch Förderschulen etwa für geistig behinderte Schüler.

Am höchsten war der Wert den Angaben der Caritas zufolge in der kreisfreien Stadt Freiburg. Dort hatten etwa 13 Prozent der Schüler 2017 keinen Abschluss geschafft. Ebenfalls sehr hoch waren die Werte im Enzkreis (11,52 Prozent) und im Bodenseekreis (11,02 Prozent). In Stuttgart hatten etwa acht Prozent der Schüler keinen Abschluss geschafft. Die Caritas zeigt die Werte in einer interaktiven Grafik. Nach Angaben der Caritas kann der Wert für einen Landkreis dadurch beeinflusst sein, wie viele Förderschulen es im jeweiligen Kreis gibt.

Berufliche Orientierung von Bedeutung

„Jeder Jugendliche ohne Abschluss ist einer zu viel“, betonte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Deshalb lege sie den Fokus von Anfang an auf die Basisfähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen und intensiviere die berufliche Orientierung gerade auch an Haupt- und Werkrealschulen.

Laut DCV ist die Zuwanderung mit ein Grund für die auch bundesweit gestiegene Zahl der Schüler ohne Abschluss. Für viele zugewanderte Jugendliche sei es schwer, rasch Deutsch zu lernen und sich in der Schule zurechtzufinden. Während sie in der Erstaufnahmeeinrichtung lebten, könnten viele geflüchtete Jugendliche zudem nicht sofort die Schule besuchen.

Bundesweit höchster Wert in Berlin

In ganz Deutschland erhöhte sich von 2015 bis 2017 die Quote der Schüler, die nicht mindestens einen Hauptschulabschluss oder eine vergleichbare Prüfung schafften, um einen Prozentpunkt auf 6,9 Prozent. „Die weiter hohe Zahl junger Menschen, die ohne Abschluss ihre Schullaufbahn beenden, macht uns große Sorgen“, sagte Eva Maria Welskop-Deffaa vom DCV-Vorstand. Viele der Betroffenen sehe man später in der Sozial-, Schwangeren- oder Schuldnerberatung wieder. Die höchsten Abbrecher-Quoten wiesen Berlin (11,7 Prozent) und Sachsen-Anhalt (10,3 Prozent) auf. In Hessen, Hamburg und Bayern zeigten sich dagegen nur Werte von 5,4 bis 6,0 Prozent.

Welskop-Deffaa wies darauf hin, wie sich vor Ort die Lage verbessern lässt: „Nach wie vor gilt: Der politische Wille und die Kooperation vor Ort sind entscheidend, um die Bildungschancen derer zu verbessern, die eine zweite Chance brauchen.“ Dazu zählten beispielsweise Schulsozialarbeit, Ganztagsbetreuung, Lernförderung oder die Begleitung von schulmüden Jugendlichen.

Eisenmann will Haupt- und Werkrealschulen stärken

Aus Sicht von Ministerin Eisenmann ist es wichtig, die Haupt- und Werkrealschulen im Südwesten zu stärken und pädagogisch weiterzuentwickeln. Von einigen Leitern dieser Schulen habe sie die Rückmeldung bekommen, dass ihnen die Stärkung der Basiskompetenzen und die berufliche Orientierung sehr wichtig seien: „Gemeinsam mit dem neu eingerichteten Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung sind wir bereits dabei, ein entsprechendes Fortbildungsangebot zu erarbeiten.“ Die Absolventen brauchen gute Voraussetzungen, um im Anschluss eine duale Ausbildung erfolgreich meistern zu können, so die Spitzenkandidatin der CDU für die Landtagswahl im Frühjahr 2021.