Der Schützenplatz soll mehr Aufenthaltsqualität erhalten und einen Zebrastreifen. Dafür müssen Parkplätze weichen. So sollen sich die Menschen wohler fühlen. Foto: Marc Schieferecke

Der Schützenplatz wird umgestaltet. Dabei will die Verwaltung auch an den Klimawandel denken. Bäume sollen den Platz beschatten und so die Anwohner vor hohen Temperaturen schützen.

S-Mitte - Der Name des Baumes klingt gefährlich. Dabei sollen die vier Blutpflaumen, die künftig in der Mitte des Schützenplatzes gepflanzt werden, gemeinsam mit acht Feldahornbäumen Risiken minimieren.

Rainer Kapp vom Amt für Umweltschutz zeigt mit dem Beamer bei der jüngsten Bezirksbeiratssitzung eine Karte. Auf ihr färbt sich der Schützenplatz an einem heißen Referenztag im August 2016 tiefrot bis lila. Die gefühlten Temperaturen erreichen Saharawerte von weit über 40 Grad Celsius. Der Karte folgt eine Simulation. Dank Blutpflaumen und Feldahorn lägen die empfundenen Temperaturen an einem ähnlich heißen Tag um 14 Grad niedriger, erklärt der Stadtklimatologe.

Der Fachmann kann die wundersame Wirkung von Bäumen auf Plätzen erklären. Hitze entstünde nicht nur aufgrund der Wärmestrahlung vom Himmel, sondern in der Stadt vor allem durch die Reflektion von der Seite, also von Fassaden. Die Bäume brechen die Strahlung wie ein Bug Wellen. Hoffnung auf eine Abkühlung in Tropennächten kann der Mitarbeiter der Verwaltung allerdings nicht machen. Ein Anwohner des Platzes berichtet in der Sitzung von Tropennächten, in denen er 29 Grad in seiner Wohnung gemessen habe. „Die Bäume beeinflussen das Mikroklima auf dem Platz“, meint Kapp. Um das Makroklima in einer Stadt zu beeinflussen, in der sich manche Gebäude wie Backöfen aufheizten, reiche die Bepflanzung eines Platzes nicht aus, meint er.

Verweilen soll angenehmer werden

Die Umgestaltung des Schützenplatzes geschieht nun nicht nur als Anpassung an den Klimawandel. Der Platz soll eine größere Aufenthaltsqualität erhalten und mit einem Zebrastreifen soll auch eine sichere Querung möglich werden. Dafür entfallen Stellplätze auf dem Platz. Die Stadt untersuchte aber auch, wie sie das Projekt nutzen könnte, um der unmittelbaren Nachbarschaft das Leben bei steigenden Temperaturen angenehmer zu gestalten. Bäume in der Mitte des Platzes stellen aus der Sicht der Verwaltung nun eine sichere und effektive Methode dar, der aufgrund der Erderwärmung erwarteten Zunahme heißer Tage in Stuttgart lokal zu begegnen.

Aus dem Bezirksbeirat gab es Stimmen, die sich einen Brunnen auf dem Schützenplatz wünschen. Bezirkschefin Veronika Kienzle wies darauf hin, dass die Investitionskosten für eine Brunnenfassung sehr teuer seien. Die Idee wurde diskutiert, für einen solchen Bau einen Sponsor zu finden. Bezirksbeiräte äußerten auch den Wunsch, dass die Kernerstraße für Durchgangsverkehr geschlossen wird, da der Beobachtung nach viele Auswärtige die Straße als Ausweichroute benutzten. Veronika Kienzle meinte, dass die Umgestaltung dies unterbinden könnte. „Die Planung lädt nicht gerade ein zum Schleichverkehr“, meinte sie.

Laut Informationen der Stadt soll die Umgestaltung 2019 oder 2020 realisiert sein. Zunächst gelte es, einen Kanal unter der Kernerstraße zu erneuern, bevor die Arbeiten zur Platzumgestaltung beginnen könnten, erklärt die Verwaltung.