Die Schüsse am Göppinger Bahnhof könnten aus einer Schreckschusswaffe wie diesen abgefeuert worden sein. Foto: dpa/Uli Deck

Nach einem merkwürdigen Überfall am Ostersonntag am Göppinger Bahnhof ist die Polizei einen Schritt weiter. Nach Zeugenhinweisen gibt es offenbar erste Tatverdächtige.

Der Fall hinterlässt bisher viele Fragen. Zwei junge Männer sind am Ostersonntag mit ihrem Skoda in Göppingen unterwegs. Gegen 22 Uhr halten die 20- und 21-Jährigen nach eigener Aussage und der Beobachtung von Zeugen am Bahnhofsvorplatz an. Dort soll ein Mann völlig unvermittelt die Beifahrertür geöffnet und auf den Jüngeren der beiden eingeschlagen haben. Warum, ist bisher ungeklärt.

Ebenso wie die Frage, wieso die beiden Insassen danach nicht weggefahren, sondern zu Fuß in Richtung Bahnhofsgebäude geflohen sind. Und weshalb sie dort offenbar ein Mob von 15 bis 30 Jugendlichen oder jungen Erwachsenen erwartet hat – nach Zeugenangaben bewaffnet mit mindestens einer Schusswaffe und möglicherweise Stöcken, mit denen sie auf die beiden einschlugen. Und merkwürdig auch die Reaktion, nachdem Beobachter die Polizei gerufen hatten: Nicht nur die Angreifer machten sich aus dem Staub, sondern auch die Opfer. Die wurden im Zuge einer Fahndung kurz darauf mit ihrem Auto angehalten. Beide leicht verletzt, einer wurde vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.

Aufsehen erregt der Fall nicht nur wegen der vielen Ungereimtheiten, sondern auch, weil Zeugen Schüsse gehört haben. In Göppingen kamen deshalb schnell Befürchtungen auf, die unheimliche Serie von Schießereien entlang des Filstals setze sich fort. Zuvor hatte es Vorfälle mit Schusswaffen gleich zwei Mal in Plochingen, in Reichenbach, Eislingen und Donzdorf gegeben. Dabei fielen die Schüsse häufig vor Shishabars und Barbershops. Zwei Menschen wurden dabei verletzt.

Am Dienstag haben sich allerdings die Hinweise darauf verdichtet, dass der Göppinger Fall nicht mit den anderen zusammenhängt. Anhand von Spuren am Tatort geht die Polizei davon aus, dass es sich bei der Waffe um eine Schreckschusspistole gehandelt hat. „Bisher ist sie nicht gefunden, deshalb kann man das nicht mit letzter Sicherheit sagen. Es deutet aber einiges darauf hin“, sagte ein Polizeisprecher unserer Zeitung. Man schaue vor allem in Richtung Jugendszene – und das offenbar auch schon recht konkret. „Es gibt Ermittlungen zu mehreren Jugendlichen“, so der Sprecher. Die hätten sich aus Zeugenhinweisen ergeben.

Zwei 22-Jährige sitzen in Untersuchungshaft

Verbindungen zu den beiden jungen Männern, die nach den jüngsten Schüssen in Plochingen festgenommen worden sind, bestehen demnach wohl nicht. Die 22-Jährigen sind verdächtig, aus einem Kleinwagen heraus auf eine Gaststätte geschossen zu haben. Weitere Informationen zu ihren Hintergründen halten Landeskriminalamt und die Stuttgarter Staatsanwaltschaft bisher zurück, weil mögliche Zusammenhänge zu den weiteren Schießereien geprüft werden.