Vor knapp einer Woche ist im Bietigheimer Ellental auf eine Gruppe von Türken geschossen worden. Die Schüsse trafen geparkte Autos, verletzt wurde niemand. Foto: SDMG

Die beiden Festgenommenen, eine 21-jährige Frau und ein 24-jähriger Mann, stehen offenbar im Verdacht, vor einer Gaststätte im Bietigheimer Ellental auf eine Menschengruppe geschossen zu haben. Verletzt worden war dabei niemand.

Ludwigsburg - Spezialeinsatzkräfte der Polizei haben am Donnerstagmorgen bei drei Wohnungsdurchsuchungen mit mehr als 50 Beamten in Bietigheim-Bissingen, in Ludwigsburg und in Steinheim zwei Personen festgenommen. Den beiden – es handelt sich um eine 21 Jahre alte deutsche Frau mit türkischen Wurzeln und einen 24-jähriger türkischen Staatsangehörigen – wird von der Staatsanwaltschaft Heilbronn versuchter Mord vorgeworfen.

Die Aktion stehe im Zusammenhang mit den Schüssen, die in der Nacht von Freitag auf Samstag voriger Woche vor einer Gaststätte im Bietigheimer Ellental aus einer Personengruppe heraus auf eine andere Gruppe abgefeuert worden waren, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg und der Staatsanwaltschaft Heilbronn. Wie berichtet waren die Schüsse auf eine Gruppe von Türken beziehungsweise Personen mit türkischen Wurzeln abgefeuert worden. Bei den mutmaßlichen Tätern handelt es sich wohl um Kurden. Die Festgenommenen sollen laut LKA und Staatsanwaltschaft jedenfalls Mitglieder oder Unterstützer der kurdisch geprägten Gruppierung Bahoz sein.

Waffen und Munition gefunden

Die Ermittlungen waren vom LKA übernommen worden, das gemeinsam mit den Polizeipräsidien Ludwigsburg und Stuttgart sowie mit der Bundespolizei eine Ermittlungsgruppe eingerichtet hat. Das Ziel ist die Aufarbeitung von Straftaten, die im Zusammenhang stehen mit den immer wieder aufflammenden Konflikten zwischen der nationaltürkisch orientierten Gruppierung Osmanen Germania BC und Bahoz. „Das Motiv der Tat wird in der Rivalität dieser Gruppierungen vermutet“, heißt es beim Landeskriminalamt.

Bei den drei Wohnungsdurchsuchungen wurden eine Schreckschusswaffe mit Munition, mehrere Stichwaffen sowie Mobiltelefone gefunden und sichergestellt. Die Ermittlungen zu den weiteren Hintergründen der Tat und etwaigen weiteren Beteiligten dauerten an, so das LKA weiter. An dem Polizeieinsatz waren mehr als 50 Polizeibeamte beteiligt, darunter auch Spezialeinsatzkräfte aus Rheinland-Pfalz, eine sogenannte Beweis- und Festnahmeeinheit sowie mehrerer Diensthundeführer.

Konflikte fern der Heimat

„Wir ordnen den Vorfall dem rockerähnlichen Milieu zu“, das hatte der LKA-Sprecher Ulrich Heffner nach den Schüssen in der vergangenen Woche erklärt. Weshalb es zu dem Streit gekommen war und wie er im Detail verlaufen ist, sei unklar. Fest steht indes, dass es im Kreis Ludwigsburg und in der gesamten Region Stuttgart immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen solchen Gruppen kommt. Die Tat von jener Freitagnacht könnte in Zusammenhang mit einer Festnahme Mitte Dezember stehen: Damals waren drei Männer festgesetzt worden, es ging um den Raub von Schmuck und Hehlerei. Alle drei Beschuldigten, so hieß es in einer Pressemitteilung des LKA im Dezember, würden der Gruppierung Osmanen Germania zugerechnet. Diese nationaltürkisch ausgerichtete Gruppierung falle zurzeit im Großraum Stuttgart vor allem durch Machtdemonstrationen und Auseinandersetzungen mit der kurdisch geprägten Gruppe Bahoz auf.

Ludwigsburg ist offenbar zu einer Spielwiese für Migrantengruppen geworden, die auch ihre politischen Konflikte fern der alten Heimat ausfechten. Die jungen Männer verabreden sich mitunter blitzschnell per Whatsapp. Im November schlugen 30 dunkel gekleidete Männer beim Ludwigsburger Bahnhof auf einen Kurden ein.