Nach den Schüssen mit zwei Verletzten am Freitag in Eislingen sowie am Samstag in Plochingen und Reichenbach schließen sich die Ermittler zusammen. Räumliche und zeitliche Nähe der Taten sind auffällig.
Die Hintergründe der Schüsse an drei, möglicherweise sogar vier verschiedenen Stellen in den Landkreisen Esslingen und Göppingen binnen kurzer Zeit sind weiterhin unklar. Am Montag veröffentlichten Polizei und Staatsanwaltschaften keine neuen Ermittlungsergebnisse. So ist auch weiterhin nicht bekannt, ob eine 21 Jahre alte Frau inzwischen vernommen werden konnte. Von ihr sowie einem Zeugen, der die Polizei nach den Schüssen in Eislingen verständigt hatte, erhoffen sich die Ermittler wichtige Hinweise.
Die junge Frau war am frühen Freitagmorgen in Eislingen auf offener Straße aus einem Auto heraus beschossen und von einer Kugel ins Bein getroffen worden. Sie wurde noch am Freitag operiert, schwebt aber nicht in Lebensgefahr.
Das gilt auch für einen 66 Jahre alten, ebenfalls durch einen Schuss schwer verletzten Gastwirt. Er war am frühen Samstagmorgen in Plochingen gemeinsam mit einigen Gästen nach draußen gegangen, weil er das Klirren der Scheibe des benachbarten Friseursalons gehört hatte. Im Freien wurde die Gruppe von zwei maskierten und dunkel gekleideten Tätern beschossen, der Wirt getroffen. In derselben Nacht wurde auch die Scheibe eines Geschäfts im benachbarten Reichenbach durch Schüsse beschädigt.
Die drei Tatorte von Freitag und Samstag liegen wie auf einer Kette auf einer Strecke von gut 20 Kilometern im Filstal. Ein möglicher weiterer Tatort in Donzdorf – dort will ein Anwohner in der Nacht zum Freitag ebenfalls einen schussähnlichen Knall gehört haben – reiht sich nur einige Kilometer weiter östlich ein. Die räumliche und zeitliche Nähe wirft Fragen nach Zusammenhängen auf. Das gilt auch für weitere Schüsse, zum Beispiel zwei Wochen zuvor in Ostfildern (ebenfalls Landkreis Esslingen). Dort hatte es einen Schusswechsel gegeben. Die Polizei fand mehrere Projektile, von den Beteiligten fehlte ansonsten aber jede Spur.
„Wir prüfen, ob es Verbindungen gibt“, sagt eine Polizeisprecherin. Für den Eislinger Fall ist inzwischen eine Sonderkommission eingerichtet. Falls Hinweise auf Zusammenhänge auftauchen, könnte auch eine gemeinsame Ermittlungsgruppe für alle Vorfälle denkbar sein. Dem Vernehmen nach tagte am Montagnachmittag eine Runde mit Beteiligung der zuständigen Polizeipräsidien Reutlingen und Ulm sowie des Stuttgarter Präsidiums und des Landeskriminalamts. Ob es eine Kooperation gibt oder ob es beim Abgleich zu auffälligen Gemeinsamkeiten gekommen ist, könnte am Dienstag feststehen.
Polizeipräsenz wird verstärkt
Auffällig ist unter anderem, dass sowohl im Plochinger Fall als auch im nur wenige Kilometer entfernten Reichenbach jeweils die Scheiben von Friseursalons zerstört worden sind – und das in derselben Nacht. Nach Recherchen unserer Zeitung besteht zwischen den Salons aber keine direkte Verbindung, sie gehören auch nicht zusammen. Beide haben trotz der Vorfälle geöffnet. „Wir kennen den anderen Laden nicht“, heißt es in Reichenbach. „Wir arbeiten ganz normal. Mit dem anderen betroffenen Salon haben wir nichts zu tun“, sagt auch der Betreiber in Plochingen.
Klar ist: Bis mehr Licht ins Dunkel gebracht ist, will die Polizei entlang des Filstals mehr Präsenz zeigen – und damit auch der aufkommenden Verunsicherung vieler Menschen entgegentreten. Sowohl im Landkreis Esslingen als auch im Landkreis Göppingen würden die Kräfte in den nächsten Tagen und Wochen „deutlich verstärkt“, melden die zuständigen Präsidien. Dabei unterstützen jeweils Kräfte des Polizeipräsidiums Einsatz die Kollegen vor Ort. Das werde für die Menschen in der Region auch wahrnehmbar sein, heißt es bei der Polizei.