Foto: Malte Klein

Natalie Feller (links) hat sich an der Aktion Vollkontakt beteiligt. Gemeinsam mit Bärbel Raab-Löffler (Dritte von links) vom Seniorenzentrum Schönberg begleitete sie Erika Stosiek und Gertrud Herrmann (vorne von links) in den Exotischen Garten.

Schönberg - Erika Stosiek und Gertrud Herrmann sitzen im Foyer des Seniorenzentrums Schönberg und schauen sich Bilder an. Auf einem Foto sind Orchideen zu sehen, auf einem anderen lächeln zwölf Menschen in die Kamera: sechs Senioren, drei Betreuer und drei Schülerinnen. Gemeinsam haben sie kürzlich den Exotischen Garten in Hohenheim besucht. Möglich gemacht haben das auch die drei Schülerinnen. Die jungen Leute haben beim Projekt „Vollkontakt – herzhaft zupacken“ mitgemacht – und den Senioren einen Tag ihrer Ferien geschenkt.

Bislang 28 mehr jugendliche Engagierte als 2012

Die 18-jährige Natalie Feller ist eine von ihnen. Sie macht schon zum zweiten Mal bei der Aktion mit. „In den Ferien habe ich Zeit, mich zu engagieren“, sagt sie. Es hat ihr Spaß gemacht, mit den Senioren spazieren zu gehen. „Wir haben gleich Gesprächsstoff gefunden und uns für einander interessiert“, sagt Natalie Feller. Sie hat eine Seniorin im Rollstuhl durch den Park geschoben. „Das ging gut. Wenn es bergauf ging, hat mir sogar eine ältere Frau schieben geholfen.“

Dass junge Leute in den Ferien Senioren spazieren fahren, ist nicht selbstverständlich. Mancher von Natalie Fellers Altersgenossen kann vielleicht nichts mit den Älteren anfangen. Doch der 18-Jährigen war es wichtig, etwas für Senioren zu tun. „Ich habe keine Berührungsängste“, sagt sie. Eine Freundin ihrer Mutter ist Altenpflegerin, daher ist ihr diese Welt nicht fremd.

Bei der Schülerin, die auf dem Killesberg lebt, ist der Plan von Ilona Liedel, der Leiterin der Freiwilligenagentur, aufgegangen. „Wir wollen junge Leute an das Ehrenamt heranführen und mit der Aktion darauf aufmerksam machen“, sagt Liedel. Stadtweit haben sich 104 Jugendliche an 30 Vollkontakt-Projekten beteiligt. Das sind 28 junge Menschen mehr als 2012. „Oft entsteht der Eindruck, dass sich mehr Senioren als Jugendliche engagieren“, sagt Liedel. „Das ist ein Fehlschluss.“

Ausflug in den Hohenheimer Park

Die Gruppe aus Schönberg war den halben Tag unterwegs. Bärbel Raab-Löffler, die Leiterin des Sozialdienstes, erzählte den Senioren etwas zu den Pflanzen im Hohenheimer Park. Der 80-jährigen Erika Stosiek hat das gut gefallen. „Ich war wieder ganz in meinem Element“, sagt sie. „Denn früher hatte ich einen Kleingarten.“ In einem Beet im Garten entdeckte sie Orchideen. „Ich hatte früher auch welche zu Hause. Doch trotz aller Mühe habe ich sie nicht zum Blühen gebracht“, sagt Stosiek.

Und auch die Gespräche mit den Schülerinnen haben ihr gefallen. Mittags aßen sie im Restaurant. Stosiek genoss es, mal wieder etwas ganz anderes zu sehen. Ihrer Mitbewohnerin Gertrud Herrmann hat es im Exotischen Garten ebenfalls gefallen. „Ich fand die Blumen schön“, sagt sie. „Die Bäume haben mir auch gefallen. Manche waren ja ein paar Hundert Jahre alt.“ Als Erika Stosiek nach dem Ausflug im Seniorenzentrum ankam, rief sie ihre Kinder an und berichtete. „Sie haben sich gefreut, dass ich daran teilgenommen habe.“ Sie zehre noch immer von dem Ausflug.

Engagierte Schüler statt bezahlter Mitarbeiter

Das Seniorenzentrum Schönberg nimmt zum zweiten Mal an Vollkontakt teil. „Im vergangenen Jahr haben Schüler einen Therapieraum bei uns im Haus gestaltet und die Wände gestrichen“, erzählt Raab-Löffler. Die Einrichtung beteiligt sich aus mehreren Gründen an der Aktion Vollkontakt: „Wir bringen so junge und alte Menschen in Kontakt und geben den Schülerinnen einen Einblick in das Arbeitsfeld der Altenpflege“, berichtet Raab-Löffler. Außerdem brächten junge Leute eine Lebendigkeit ins Haus. Wenn die Schüler nicht bei der Aktion mitgemacht hätten, hätten sie noch drei Mitarbeiter mehr auf den Ausflug mitnehmen müssen, sagt sie. „Das hat uns schon entlastet.“

Natalie Feller kann sich vorstellen, später mit Senioren zu arbeiten. Sie möchte nach ihrem Abitur „Angewandte Gesundheitswissenschaft“ studieren. „Wenn Sie mal wieder jemanden für einen Ausflug brauchen, können Sie in den Ferien gerne anrufen“, sagt Natalie Feller zum Abschied. Jede Wette, dass ihr Telefon bald klingelt.