Sechstklässler des Friedrichs-Schiller-Gymnasiums in Marbach (Kreis Ludwigsburg) stellen Werke zu Robinson Crusoe im Benninger Museum im Adler aus. Dort wurden sie auch von älteren Mitschülern interviewt.
Der Name Robinson Crusoe scheint zu locken. Zumindest zeigt sich das im Benninger Museum zum Adler mit der Ausstellung, die dem legendären Buchhelden gewidmet ist. Dass sich seit Jahren gleich mehrere Dutzend unterschiedliche Buchexemplare zu dem Titel im Besitz des Museums befinden, war für dessen Leiterin Judith Szulczynski-Bajorat ein Sachverhalt, der zu der Ausstellung führte. „Und weil ich ohnehin schon längst ein literarisches Thema anbieten wollte, hatte es sich angeboten.“
Da konnte sie freilich noch nicht ahnen, dass sich museal wie privat Interessensverflechtungen ergeben sollten. Denn auch der Kunstlehrer am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) Tobias Greiner hat das Thema auserkoren, um Sechstklässler dafür zu begeistern, sich Robinson Crusoe im kreativen Sinne zuzuwenden und dazu mit Pappmaché aktiv zu werden.
Herausgekommen sind Kunstwerke, in die sich die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6a und 6e in die Lebenswelt des Abenteurers hineingedacht haben. Und weil die Aufgabenstellung „bastelt eure eigene Robinsoninsel“ nicht einengend, sondern relativ frei gesetzt war, hätte sich manche Arbeit eben auch etwas verselbstständigt und zu Motiven geführt, wie Greiner es im Gespräch bezeichnet. „Dadurch sind besondere und individuelle Werke entstanden.“
Eine Botschaft im Maul eines Hais
Die einzelnen Projekte wie etwa ein Hai von Jule Funk, bei dem sich die Schülerin vorstellte, dass er mit einer Botschaft im Maul zum unfreiwilligen Boten hätte geworden sein können, zeigt die Identifikation mit der Themenstellung im Kunstunterricht. Auch das Baumhaus von Julian Appel ist ein kleines, zierlich geschaffenes Meisterwerk aus Papier, in dem man sogar eine gezeichnete Inselkarte findet. Dieses oder auch das kreierte Schiff von Adrian Eil, der „es im Stadium vor dem Kentern gemacht“ hat, gehören zu den Ergebnissen einer Schülergruppe, die „einfach richtig Bock auf das hier hatte“. Bei etlichen Kunstwerken dominiert vielschichtiges Grün und jugendlicher Charme.
Die Exponate sind im Benninger Museum zu sehen: hinter Glas in einer steinernen Nische, die als alte Räucherkammer bezeichnet wird. Sie wurden von Benninger Schülern geschaffen – die klassenweise fast die Hälfte ausmachen. Ihre Werke bilden ein Ensemble, das unwillkürlich Fantasien von fernen Ländern und Abenteuer freisetzt. Wie liebevoll sie erdacht sind, zeigt auch das Beispiel eines Inselmodells, auf dem eine Rezeptrolle für Fischsuppe drapiert ist…
Doch noch nicht genug der eingangs erwähnten Verflechtungen: Lehrer Greiner findet es besonders spannend, dass die Buch-Illustratorin Aiga Rasch ebenfalls in der Benninger Ausstellung zu finden ist. Greiner wie die Museumsleiterin selbst sind große Fans der bereits verstorbenen Stuttgarter Künstlerin, die die Cover der beliebten Bücherreihe „Die drei Fragezeichen“ ebenso illustriert hat, wie auch weitere Bücher und LPs, die das klassische Robinsonade-Thema aufgreifen und die von Exotik, wildem Dasein und Inselleben erzählen.
Außerdem ist Greiner befreundet mit Matthias Bogucki, der sich um Raschs Nachlass kümmert. Drei Arbeiten aus dessen Sammlung werden der breiten Öffentlichkeit nun in dem kleinen Benninger Museum zum ersten Mal vorgestellt. „Sonst wird Rasch nämlich in weitaus größeren Häusern gezeigt“, verdeutlicht Judith Szulczynski-Bajorat. Auf eines von Raschs Motiven musste sie verzichten: denn dieser Tage wurde in der Galerie Stihl in Waiblingen ihre Ausstellung mit Werken von Aiga Rasch eröffnet.
Neuigkeiten im Newsletter der Schule
Gründe, weshalb man die Ausstellung in Benningen besuchen sollte, erfährt der geneigte Museumsbesucher aber auch durch den FSG-Newsletter, der zirka alle sechs Wochen erscheint. Und genau aus diesem Grund waren am Mittwoch – neben den jungen Pappmaché-Künstlern – auch Schüler der Kursstufe 1 zugegen. Diese sind Teilnehmer des von Rundfunkmoderatorin Eva Schramm und FSG-Lehrer Matthias Guthier geführten Seminarkurs Podcast, wo sie journalistische Grundlagen und Spielarten erarbeiten, die sie selbst auch austesten.
So, wie das Format Reportage. Dazu gehören Interviews. Geführt wurden sie von den Kursteilnehmern, die sich Fragen für ihre Interviewpartner überlegt hatten. „Zielgerichtet und so, dass ihr mit den Fragen direkt ins Geschehen kommt“, empfahl Eva Schramm vorab. Darauf geantwortet haben ihnen die jungen Robinson-Künstler. Und wie es bei Lernerfahrungen eben manchmal so ist, mussten die Fragenden mitunter feststellen, dass gegebene Antworten nicht immer so ergiebig sind, wie sie sich das vielleicht gewünscht hätten.
Übrigens: Ein Podcast dazu ist online auf der FSG-Homepage abrufbar.