Mechthild Huber (M.) genießt die gemeinsamen Stunden mit Alina (l.) und Laura. Die beiden Schülerinnen arbeiten mit ihr gerade an einem Gemeinschaftsbild. Foto: Georg Friedel

Senioren des Richard-Bürger-Heims und Schüler der Feuerbacher Bismarckschule gestalten gemeinsam Bilder. Das Projekt wird von Kunsttherapeutin Michaela Pfitzke organisiert und durchgeführt.

Feuerbach - Mechthild Huber taucht den Pinsel erst ins Wasserglas und dann in den Malkasten, der links neben ihr steht. Anschließend malt sie eine der vielen Flächen auf dem großen Bogen Zeichenpapier bunt aus. Es ist Montagvormittag und die 77-jährige Bewohnerin des Richard-Bürger-Heims sitzt mit anderen Seniorinnen und mit Schülerinnen aus der achten Klasse der Feuerbacher Bismarckschule im verglasten Wintergarten des Altenheims an einem längeren Tisch.

Zu dritt malen sie ein Bild mit vielen bunten Flächen

Links und rechts von Frau Huber haben die 15-jährige Laura und die 14-jährige Alina Platz genommen. Zu dritt malen sie ein Bild mit vielen bunten Flächen, manchmal wechseln sie ein paar Worte, aber meist konzentrieren sie sich aufs gemeinsame Tun. Am Eingang des Wintergartens klebt ein Plakat. Darauf steht: „Offenes Atelier“. Das Projekt wird von Michaela Pfitzke organisiert und betreut. Sie studiert an der Hochschule für Kunsttherapie in Nürtingen. Gleichzeitig arbeitet Pfitzke seit einem Jahr im Richard-Bürger-Heim: „Sie tut uns allen gut, denn sie hat so eine ruhige und wertschätzende Art mit den Menschen hier in unserer Einrichtung umzugehen“, sagt Sandra Zeitler. Die Hausleiterin des Seniorenstifts im Burgenlandzentrum hat gemeinsam mit Lehrerin Susanne Hall, die an der Bismarckschuleüler das Wahlpflichtfach Gesundheit und Soziales (GUS) unterrichtet, die Idee zu dem Projekt entwickelt. „Wir haben gemeinsam überlegt, was wir tun können, um junge und ältere Menschen zueinander zu bringen, und wie wir zwischen den Generationen eine Verbindung herstellen können“, sagt Hausleiterin Zeitler. So sei die Idee zu diesem Projekt entstanden.

Michaela Pfitzke geht auf eine ältere Dame zu, die allein am Tisch sitzt und keine Anstalten macht, zu Pinsel und Farbkasten zu greifen: „Ich bin heute unlustig, ich will nur zuschauen“, sagt die Seniorin. Pfitzke nickt. Kein Problem. Für die anderen hat die angehende Kunsttherapeutin Malblätter vorbereitet, auf denen sich Schlangenlinien befinden.

Die Schülerinnen und Senioren machen sich ans Werk. Am Ende werden die Bilder zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Die Linien sind das Verbindungsglied. Es sei sichtbar, dass hier nicht nur ein gemeinsamer kreativer, sondern auch ein sozialer Prozess zwischen den Hausbewohnern und den Schülern in Gang gekommen sei, meint Pfitzke. Zudem habe sie seitens der Jugendlichen viel Einfühlungsvermögen und Empathie gespürt. Das ist auch bei Laura und Alina zu sehen. Sie gehen auf Mechthild Huber ein, alle drei sitzen eng beieinander. „Laura malt ganz zart und fein“, sagt die 77-Jährige und berichtet später, dass sie früher in einem Kindergarten gearbeitet habe. Das maltherapeutische Angebot bringe Abwechslung in ihren Heim-Alltag: „Man kann ja nicht immer das Gleiche machen“, sagt sie.

In der Einrichtung der Evangelischen Altenheimat leben auch viele demenzkranke Menschen. Hausleiterin und Musiktherapeutin Sandra Zeitler betont, dass bei dem Projekt der Fokus daher bewusst auf den kreativen Bereich als Mittel der Begegnung gelegt worden sei: „Wenn Menschen im Alter ihre Sprache verlieren, brauchen sie ein anderes Medium des Ausdrucks.“

Bildungspartnerschaft zwischen Bismarckschule und Richard-Bürger-Heim wird belebt

„Vergangenes Jahr waren wir mit der Vorbereitungsklasse der Bismarckschule im Richard-Bürger-Heim“, berichtet Lehrerin Susanne Hall. Eine Schülerin aus der Klasse sei nach dem Projekt regelmäßig in das Seniorenheim gegangen und habe auch mehrere Praktika in der Einrichtung absolviert. Genau das ist das Ziel der Bildungspartnerschaft, die seit 2011 zwischen der Bismarckschule und dem Richard-Bürger-Heim existiert. Durch die Partnerschaft soll den Schülern der Werkrealschule die Möglichkeit eröffnet werden, Pflegeberufe kennenzulernen. „Einige unserer Schüler entwickeln Stärken im sozialen und emotionalen Bereich. Und die können sie in der Arbeit mit älteren Menschen einbringen“, sagt Hall. Hausleiterin Zeitler plant schon für die Zukunft: „Mein Wunsch ist, das Projekt dauerhaft mit den achten Klassen fortzuführen.“

Inzwischen gibt es ein weiteres Projekt: das Tanzcafé. Im Gemeindesaal der Katholischen Kirche St. Josef in Feuerbach treffen sich die Schülerinnen mit Senioren zum Kaffeetrinken und Tanzen: „Das macht übel Spaß“, sagt die 14-jährige Alina.