Drei Schüler aus Dergerloch haben es mit einer Erfindung für Zahnputzmuffel ins Finale des Wettbewerbs „Jugend gründet“ geschafft.
Stuttgart-Degerloch - Sollte das Gerät auf den Markt kommen, könnten sich die Menschen ihre Zähne putzen und gleichzeitig die Haare kämmen. Dennis Weidner, Florian Maier und Alexander Maier haben sich eine Methode ausgedacht, bei der niemand mehr schrubben muss. Es handelt sich um eine Schiene, auf die der Mensch beißt – der Rest erledigt sich von selbst. Fast jedenfalls. Eine Pumpe leitet ein Zahncreme-Wasser-Gemisch zur Schiene, und ein Motor lässt die unzähligen Borsten darin vibrieren.
Die jungen Männer arbeiten nicht für einen Konzern, der elektrische Zahnbürsten entwickelt. Noch nicht. Die drei haben gerade am Degerlocher Wilhelms-Gymnasium (WG) ihr Abitur hinter sich gebracht. Das zurückliegende Jahr haben sie derweil nicht nur mit Prüfungsvorbereitungen verbracht, sondern auch mit ihrer Erfindung namens „Teeth Rail“, was zu Deutsch Zahnschiene heißt. Sie haben beim Schülerwettbewerb „Jugend gründet“ mitgemacht – und stehen im Finale. Am Montag sind sie in aller Frühe in den Zug gestiegen und nach Wolfsburg gedüst. Dort entschied sich am Samstag und Sonntag, welche Gruppe von Nachwuchserfindern gewinnt.
3808 Schüler und Auszubildende haben teilgenommen
Die drei, die sich „Dental Care Technologies“ nennen, sind nicht die Einzigen vom WG, die es bis zum Finale gebracht haben. Mit ihnen reisen Paul Wiesemeyer, Daniel Fritz und Jonas Kieser nach Niedersachsen. Sie haben ein elektronisches Unterhaltungsgerät für Best Ager erfunden, also für Leute jenseits der 40, 50 Jahre.
Beim Wettbewerb „Jugend gründet“ können sich jährlich Schüler und Auszubildende beweisen. Im vergangenen Jahr haben Schüler aus Hessen gewonnen; sie haben sich eine Deo-Dose mit drei Kammern ausgedacht. So kann der Duft je nach Anlass gewechselt werden. In diesem Jahr haben es 40 junge Tüftler in insgesamt zehn Teams bis zur Endausscheidung geschafft. Teilgenommen hatten ursprünglich 3808 Schüler und Auszubildende aus dem gesamten Bundesgebiet.
Mit ihrer Zahnputzidee sind die Degerlocher Schüler übrigens nicht allein. Wie es der Zufall will, hat eine Gruppe aus Bayern dieselbe Innovation ersonnen, „aber komplett anders umgesetzt“, sagt der 16-jährige Dennis Weidner. Bei der Konkurrenz reinigen Bänder die Zähne. „Da wird dann aber eher das Zahnfleisch abgerubbelt“, sagt der 17-jährige Florian Maier und grinst. Er muss das sagen, schließlich sind die Bayern ihre größten Rivalen.
„Ich denke, Top fünf ist schon drin“
Inzwischen sind die Noch-Gymnasiasten selbstbewusst, „ich denke, die Idee hat Potenzial“, sagt Florian Maier. Doch damals, als alles angefangen hatte, hätten die Wilhelms-Gymnasiasten nicht damit gerechnet, einmal zu den Finalisten zu gehören. Dass sie den Wettbewerb gewinnen, halten sie für unwahrscheinlich. „Ich denke, Top fünf ist schon drin“, sagt Florian Maier, „Top drei wird aber schwierig.“ Die drei haben in Wolfsburg einen Messestand, an dem immer wieder Juroren Halt machen. Sind die Experten da, haben die Jungs vier Minuten Zeit, um mit ihrem Businessplan zu überzeugen.
Der 17-jährige Alexander Maier hat an Zahnputzmuffel gedacht, als ihm die Idee mit der Schiene in den Sinn kam. Ehrlich gesagt, hat er damals vor allem an sich selbst gedacht, „ich habe mir überlegt: Das muss doch automatisch und schnell gehen, ohne dass ich was tun muss“, sagt er. Zusammen mit seinen Klassenkameraden Dennis Weidner und Florian Maier hat er so lange getüftelt, bis sie ein Gerät zusammengebastelt hatten, das die Jungs den Vorläufer nennen. Ob je mehr daraus wird, muss sich weisen. „Wir haben noch nicht weiter gedacht“, sagt Florian Maier. Vielleicht treffen sie in Wolfsburg ja jemanden, der die Degerlocher Innovation unbedingt auf den Markt bringen will. Florian Maiers Patentante haben die drei jedenfalls schon überzeugt. Sie ist Zahnärztin.