Das Würth-Sortiment enthält auch Zangen, mit denen Drähte durchgeschnitten werden können. Foto: Würth

Der Künzelsauer Schraubenhändler sieht sein Geschäft überall dort, wo gebohrt, geschliffen, gedübelt und geschraubt wird. Dabei ist er erfolgreich. Im soeben abgelaufenen Jahr hat das Familienunternehmen bei Umsatz und Ergebnis Rekordwerte erzielt.

Stuttgart - Der Werkzeughändler Würth profitiert von der guten Konjunkturlage der Auto- und Bauindustrie sowie des Handwerks. Sowohl Umsatz als auch Gewinn hätten Rekordniveau erreicht, teilte das Künzelsauer Familienunternehmen mit. Der Umsatz sei um 7,5 Prozent gestiegen, das Betriebsergebnis könnte sogar um bis zu 25 Prozent in die Höhe geschnellt sein. Und für das soeben begonnene Jahr ist das Unternehmen zuversichtlich gestimmt. Würth-Chef Robert Friedmann rechnet für 2018 mit einem Umsatzplus wie im Vorjahr und einer proportionalen Ergebnisverbesserung. Dabei ist die jüngste Übernahme in den 2017er Zahlen bereits berücksichtigt. Würth hat vor Kurzem den Ulmer Schmierstoff-Hersteller Liqui Moly (knapp 490 Millionen Euro Umsatz) komplett übernommen. Die Künzelsauer hatten zuvor bereits 66 Prozent der Anteile in Form einer stillen Teilhaberschaft besessen und voll konsolidiert. Weitere Akquisitionen seien nicht geplant.

Als die größte Herausforderung sieht der Würth-Chef die Entwicklung der Stahlpreise an, die sich je nach Sorte im Einkauf zwischen fünf und zehn Prozent erhöht hätten. Er hält es für schwierig, diese Preiserhöhung an die Kunden weiterzugeben. Nicht absehbar für das Unternehmen seien dagegen die Auswirkungen der Brexit-Verhandlungen sowie die US-Steuerreform.

Das Geschäft in Osteuropa floriert

12,7 Milliarden Euro hat Würth im vergangenen Jahr umgesetzt; darin enthalten seien auch vier kleinere Akquisitionen. Rechne man diese heraus, hätte das Wachstum im vergangenen Jahr immer noch bei sieben Prozent gelegen. Positiv entwickelt hätten sich 2017 vor allen die Länder in Ost- (plus 21 Prozent) und Südeuropa (plus 12,7 Prozent). Aber auch in Westeuropa wurde ein Wachstum von 6,5 Prozent verbucht. Das einstige Sorgenkind Frankreich habe sich in den vergangenen Monaten positiv entwickelt. Die Würth-Gruppe erzielt früheren Angaben zufolge gut 40 Prozent des Umsatzes in Deutschland.

Deutlich positiver als der Umsatz hat sich der Ertrag entwickelt. Beim Betriebsergebnis – vor Steuern, Abschreibungen und anderen ergebniswirksamen Positionen – werde mit einer Größenordnung von 760 und 770 Millionen Euro gerechnet, steht in der Mitteilung weiter. Bereits 2016 war das Betriebsergebnis deutlich um 17 Prozent auf 615 Millionen Euro gestiegen. Die Umsatzrendite – das Betriebsergebnis im Verhältnis zum Umsatz – erhöhte sich damals auf 5,2 (2015: 4,8 Prozent). Im Jahr 2017 dürfte die Rendite auf rund sechs Prozent gestiegen sein. Zwar habe Würth keine Zielrendite festgelegt, so Friedmann, doch es wäre „schön, wenn sie zwischen sechs und sieben Prozent“ liegen würde. Die deutliche Verbesserung führt er nicht zuletzt darauf zurück, dass die Mitarbeiterproduktivität – also der Umsatz pro Mitarbeiter – um fünf Prozent gestiegen sei. Zudem hätten sich die Kosten unterdurchschnittlich entwickelt.

Die Kunden fordern schnelle und zuverlässige Bedienung

Friedmann sieht sich mit seiner Strategie des Multikanalvertriebs auf dem richtigen Weg. „Es geht immer mehr um Schnelligkeit, Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit – das ist auch unseren Kunden wichtig“, sagte Friedmann. Das Unternehmen setzt im Vertrieb auf knapp 32 300 Außendienstmitarbeiter, auf eigene Niederlassungen, deren Anzahl im vergangenen Jahr um 80 erhöht wurde, sowie auf den Bereich E-Business. Das Geschäft über das Internet erhält eine immer größere Bedeutung. Im vergangenen Jahr schnellte der Umsatz mit Produkten, die online bestellt wurden, überproportional um 19,3 Prozent in die Höhe, teilte das Unternehmen mit. Mittlerweile würden über diesen Kanal zwei Milliarden Euro umgesetzt.

Die positive Entwicklung spiegelt sich auch in der Entwicklung der Belegschaft wider: Die Zahl der Mitarbeiter der Würth-Gruppe ist um mehr als 2600 auf gut 74 000 Beschäftigte gestiegen. In Deutschland sind nun 22 620 Mitarbeiter für Würth tätig, dies entspricht einer Steigerung um 4,3 Prozent. Im laufenden Jahr sind weitere Einstellungen geplant, so Friedmann. Ende 2018 sollen demnach 77 000 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste stehen.