Kann er Schottland halten? Großbritanniens Premier David Cameron Foto: dpa

In der Downing Street No. 10 dürfte einer in dieser Nacht kein Auge zutun: Premier David Cameron. Sein Land könnte am Donnerstag ein politisches Beben erleben - wenn Schottland für die Unabhängigkeit stimmt.

In der Downing Street No. 10 dürfte einer in dieser Nacht kein Auge zutun: Premier David Cameron. Sein Land könnte am Donnerstag ein politisches Beben erleben - wenn Schottland für die Unabhängigkeit stimmt.

Edinburgh - Am Tag vor dem Referendum in Schottland hat Regierungschef Alex Salmond seine Landsleute zu einem klaren Votum für eine Unabhängigkeit von Großbritannien aufgerufen.

"Es ist der größte, uns am meisten Macht gebende Moment, den die meisten von uns je erleben werden", schrieb Salmond am Mittwoch in einem Aufruf. "Schottlands Zukunft - unser Land in unserer Hand." Die Kampagnen pro und kontra Unabhängigkeit hätten alles gesagt. Nun sei es an der Zeit, einen Schritt zurück zu treten von Argumenten und Statistiken und mit klarem Kopf zu entscheiden.

Unionisten mit hauchdünnem Vorsprung

Die Kampagne "Better together" (Besser zusammen) kündigte an, man werde die ganze Nacht um Stimmen gegen die Abspaltung werben. In neuen Umfragen hat das Lager der Unionisten einen hauchdünnen Vorsprung von vier Prozentpunkten. Eine zuverlässige Vorhersage über den Ausgang lässt sich daraus aber nicht ableiten. 14 Prozent der Befragten waren noch unentschieden. Sollte am Donnerstag über die Hälfte der Schotten für die Abspaltung stimmen, würde das Land eineinhalb Jahre später unabhängig.

Großbritanniens Premierminister David Cameron wehrte sich in der "Times" gegen Kritik an seinem Umgang mit dem Referendum im Norden und gegen erste öffentliche Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen. Er hatte am Vortag in einem offenen Brief den Schotten maximale Autonomie unter dem Dach der britischen Union zugesagt, wenn sie sich gegen die Abspaltung entscheiden. Es sei richtig gewesen, diese Option nicht mit auf den Abstimmungszettel zu nehmen, wie es Salmond vorgeschlagen hatte.

Referendum hält Cameron wach

Cameron gab zu, dass ein Machttransfer von London nach Edinburgh Verfassungsfragen aufwerfen würde - denn England hat anders als die Landesteile Schottland, Wales und Nordirland kein eigenes Regionalparlament. Auf die Frage, ob ihn die Aussicht auf eine Niederlage am Donnerstag nachts wach halte, sagte der Premier laut "Times" nur: "Natürlich."

Unterdessen bereitet Schottland sich auf den Abstimmungstag vor. Viele Pubs haben Ausnahmen beantragt, damit sie von Donnerstag auf Freitag geöffnet bleiben können. Die Stimmen werden die Nacht über ausgezählt, das Ergebnis dürfte am Freitagmorgen zur Frühstückszeit feststehen. Die größtenteils gute Wettervorhersage werde eher keinen Einfluss auf die Abstimmung haben, sagte der Glasgower Politologe John Curtice der Zeitung "Press and Journal".