Staubwolke über dem Haslacher Steinbruch: bei Trockenheit laut Thomas Deines kein seltenes Bild Foto: BI Steinbruch

In Herrenberg wird weiter gegen das Schotterwerk beim Stadtteil Haslach gekämpft. Die Betreiber wollen die Abbaufläche erweitern und rechnen mit einer Genehmigung für ihre Pläne. Die Anwohner klagen seit Jahren über die Belastungen durch den Betrieb.

Herrenberg - Mit jedem Fahrradfahrer, der vorbei radelt, fühlen sich Thomas Deines und Claudia Mauch bestätigt: „Hier sind angeblich keine Menschen, die sich erholen“, sagt der Herrenberger Stadtrat (Freie Wähler) über die Felder und Wege oberhalb des Steinbruchs beim Stadtteil Haslach. Um fast sechs Hektar wollen die Betreiber des Schotterwerks genau an der Stelle ihre Abbaufläche erweitern. Der Verband Region Stuttgart hat dem Vorhaben schon mit großer Mehrheit zugestimmt. Die Anwohner, zu denen Thomas Deines und Claudia Mauch zählen, befürchten, dass die Belastungen durch Staub, Lärm und Dreck auf den Straßen dann noch mehr zunehmen – und haben nun eine Bürgerinitiative gegründet. Die Herrenberger Stadtverwaltung versucht schon seit Jahren, den Betrieb zu beschränken.

Gläser klirren im Küchenschrank

Im Sommer hängt oft eine Wolke aus Staub über dem Steinbruch. Fotogalerien hat Thomas Deines davon in seinem Mobiltelefon gespeichert. Claudia Mauch, die für die Grünen im Ortschaftsrat Haslach sitzt, berichtet von wackelnden Gläsern im Küchenschrank, wenn gesprengt wird, und von Rissen in den Wohnhäusern als Langzeitwirkung der Erschütterungen. Eine Erweiterung würde zusätzlichen Lastwagenverkehr mit sich bringen, sind sich die Sprecher der Bürgerinitiative sicher. Sie kritisieren die massive Zerschneidung des Landschaftsbildes und den Abbau in einem Wasserschutzgebiet. Und sie sind skeptisch, dass alle Vorgaben ordentlich kontrolliert werden. Dass sich der Betreiber vor Gericht gegen die Stilllegung des Schotterwerks wehrt, kommt noch dazu: Nach Ansicht des Landratsamtes entspricht es nicht dem Stand der Technik.

Auf dem rechtlichen Weg ist die Stadt Herrenberg bereits mit einer anderen Strategie gescheitert. Im Bebauungsplan für das Gebiet Plapphalde, in dem das Schotterwerk liegt, hatte die Verwaltung im Jahr 2009 als erste deutsche Kommune den zulässigen Kohlendioxidausstoß begrenzt, aber der Passus wurde von obersten Richtern für rechtswidrig erklärt. Ende Juli votierte der Herrenberger Gemeinderat einstimmig gegen die Erweiterungspläne des Schotterwerks und die Verwaltung gab eine kritische Stellungnahme dazu ab. „Dass es so nicht weitergehen kann, ist Konsens“, sagt Thomas Deines. Im beim Landratsamt laufenden Genehmigungsverfahren reicht die Bürgerinitiative ihre Einwände gegen das Vorhaben ein – rund ein Dutzend Seiten.

Immer die gleichen Probleme

Hans-Martin Kübler findet, dass er einen fairen Vorschlag gemacht hat: Wenn die Erweiterung genehmigt wird, baut sein Unternehmen ein neues Schotterwerk. Für die Investition braucht er allerdings Planungssicherheit und eine Perspektive, denn in seiner jetzigen Größe wäre der Haslacher Steinbruch in rund drei Jahren ausgeschlachtet. Er geht davon aus, dass der Antrag durchgeht. „Man muss natürlich den Anforderungen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz gerecht werden“, sagt der Geschäftsführer.

Dass das Schotterwerk veraltet ist, räumt er ein. Es sei jedoch noch genehmigungskonform, weil es keine Messungen gebe, die das Gegenteil beweisen würden. Auch bei den Erschütterungen von „zwei Sprengereignissen in der Woche im Millisekundenbereich“ würden keine Grenzwerte überschritten. Und mit einem System von Wasserwerfern werde das Staubaufkommen gering gehalten, „um einen belästigenden Einfluss auf die Bevölkerung zu vermeiden“. Die Probleme seien bei allen Steinbrüchen die gleichen, sagt Hans-Martin Kübler, „aber wir sind kein Unternehmen, das durch Ordnungswidrigkeiten auffällt“. Laut dem Landratsamt fanden auch immer wieder angekündigte und unangekündigte Kontrollen statt.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative haben momentan das Gefühl, dass beim Betreiber alle Vorteile liegen und die Anwohner nur die negativen Folgen des Steinbruchs zu spüren bekommen. Sie fordern zumindest einen fairen Interessensausgleich: „Wir wollen, dass die Erweiterung auf Herz und Nieren geprüft wird“, sagt Thomas Deines. Ein „schönes Ergebnis“ des Verfahrens wäre natürlich, die Erweiterung zu verhindern, ergänzt er.