Waldbrände machen einen großen Teil der Einsätze aus, die Maria-Elena Dubberke und ihr Team in Südamerika bestreiten müssen. Foto: privat

Als Jugendliche ist Maria-Elena Dubberke ausgewandert. In Paraguay hat sie sich den Traum, eine Feuerwehr zu gründen, erfüllt. Der Job verlangt viel ab, auch medizinisch. Nicht nur deshalb macht sie nun in der alten Heimat eine Zusatzausbildung.

Wenn Maria-Elena Dubberke und ihr Team zu einem Feuerwehreinsatz gerufen werden, wissen sie nie wirklich, was sie erwartet. Auch in Paraguay, wo die 21-Jährige lebt, ist die Feuerwehr nicht nur zur Brandbekämpfung im Einsatz. Wasserrettungen, medizinische Notfälle, Verkehrsunfälle oder Probleme, die eigentlich eine Bergrettung betreffen, gehören mit zu den Herausforderungen und lassen das Telefon der jungen Frau klingeln – auch nachts. „Wir sind für die Leute die letzte Hoffnung, weil sich sonst niemand für sie und ihren Notfall zuständig fühlt“, sagt Maria-Elena Dubberke.

 

Mit der Feuerwehr kann sie in Paraguay kein Geld verdienen

Genau aus diesem Grund hat sie sich 2017 entschlossen, eine eigene Feuerwehr in Südamerika zu gründen. Und ebenfalls aus diesem Grund ist sie momentan wieder zurück in Schorndorf und absolviert beim Roten Kreuz eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin. Dazu kommt noch die Schwierigkeit, dass die Feuerwehrarbeit in ihrer Wahlheimat komplett ehrenamtlich ist, sie also damit nichts verdient. „Meine Familie und ich sind Selbstversorger, mein Vater bekommt eine Rente aus Deutschland. Aber für mich muss es jobtechnisch weitergehen, deshalb mache ich jetzt die Ausbildung“, sagt Maria-Elena Dubberke und fügt hinzu, dass sie später in Paraguay im Bezirkskrankenhaus arbeiten will. Bei der Feuerwehr will sie sich trotzdem weiter engagieren.

Im Dezember 2021 hatte sie die Bewerbungsgespräche in Deutschland und spielte mit offenen Karten. „Ich habe gleich gesagt, dass ich zwar hier die Ausbildung mache, dann aber zurück nach Paraguay gehen werde.“ Geklappt hat es trotzdem. Deshalb wohnt Maria-Elena Dubberke zurzeit wieder in Miedelsbach, ist auch dort bei der Feuerwehr aktiv und hält engen Kontakt nach Südamerika zur mittlerweile fast 50 Mitglieder starken Feuerwehrmannschaft, deren Kommandantin sie seit 2019 ist. Erleichtert sind ihre Eltern, dass sie sich entschieden hat, für die duale Berufsausbildung – die es so in Paraguay nicht gibt – nach Deutschland zurückzukehren.

Die Mutter ist Präsidentin der Feuerwehr

Der Vater ist in Rente, die Mutter, die in einer deutschen Kolonie in Paraguay aufwuchs, verkauft Marmelade und Liköre – und ist Präsidentin der von ihrer Tochter gegründeten Feuerwehr. Trotz deren Abwesenheit soll es dort gut weiterlaufen. Maria-Elena Dubberke fährt derweil für die Ausbildung zur Notfallsanitäterin im Rems-Murr-Kreis in Rettungswagen mit und bekommt Einblicke in der Notaufnahme. „Das ist spannend und es macht mir nichts, Notfälle zu sehen. Nur ältere Patienten gehen an die Substanz. Sonst bin ich hart im Nehmen.“ Als 16-Jährige war die Schorndorferin mit ihren Eltern nach Paraguay in die kleine Gemeinde Carlos Pfannl in der deutschsprachigen Kolonie Independencia ausgewandert. Alles neu, kein Freundeskreis. Mit im umfangreichen Gepäck hatte sie bereits ein ausgemustertes altes Tanklöschfahrzeug und die Idee, eine Feuerwehr zu gründen. „Die nächste größere Wehr war ungefähr 40 Kilometer weit weg. Im Notfall vergeht da viel zu viel Zeit“, sagt Maria-Elena Dubberke. Da sie im Schorndorfer Stadtteil Miedelsbach sowieso schon in der Jugendfeuerwehr aktiv war, wollte sie das in Südamerika fortführen.

Das hat erfolgreich geklappt. Sie und ihr Team haben bei den Einsätzen alle Hände voll zu tun. Die Bandbreite ist enorm: Bergung eines Autos, Erste Hilfe bei einem Kind, ein Flächenbrand, Aufräumarbeiten nach einem Sturm oder die Rettung eines Stachelschweins. „Da hatten die Jungs Angst, weil sie dachten, das Tier wäre gefährlich, dabei pickst es nur. Solche Einsätze bleiben in Erinnerung“, sagt Maria-Elena Dubberke, die oft in eine ganz andere Welt eintaucht. Beispielsweise dann, wenn sie in einer Indianersiedlung gerufen wird und danach mit den dortigen Kindern spielt. „Da bekamen wir als Dank ein Huhn geschenkt.“

Viele Tiere leben bei der Familie

Das lebt nun auf dem Gelände der Familie. Das Haus, in dem sie sich längst daheim fühlt, steht auswärts und beherbergt auch Hunde, Katzen und einen Pfau. Der Ehrenkommandant der Feuerwehr Schorndorf, Jost Rube, war schon zu Gast und ist begeistert. „Er will trotz der zwölf Flugstunden wiederkommen, den Besuch vergesse ich nicht“, sagt Maria-Elena Dubberke. Im Gedächtnis bleiben ihr auch schlimme Situationen wie die Bergung einer Wasserleiche mit gerade mal 17 Jahren. Oder der Motorradfahrer, bei dem es harmlos aussah, und der dann mit einer Hirnblutung zu kämpfen hatte. „Er hat überlebt, aber ich habe mir lange Vorwürfe gemacht, weil ich zu schnell gesagt habe, dass alles gut ist.“ Rückschläge gehören für Maria-Elena Dubberke dazu, lassen sie aber nicht zweifeln: „Ich lebe für die Feuerwehr.“

Kontakt Wer mehr über das Projekt erfahren oder es unterstützen möchte, kann Maria-Elena Dubberke mailen: m-e.dubberke@outlook.de