Nadja Paul (rechts) und Sebastian Schneider haben zum Training für die Meisterschaften 400 Brettspiele zur Verfügung. Foto: Gottfried Stoppel

Nadja Paul und Sebastian Schneider aus Schorndorf trainieren für die Vorentscheidung der Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Brettspiel. Sie starten aber für unterschiedliche Teams.

Spielfreude - Seit zwei Jahren sind Nadja Paul und Sebastian Schneider ein Paar und teilen eine Leidenschaft: Brettspiele. Derzeit bereiten sich die beiden Schorndorfer auf die Vorentscheidung für die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Brettspiel vor, die am kommenden Samstag in Bietigheim-Bissingen stattfindet. An ausreichend Trainingsmaterial dürfte es ihnen mit ihrer Sammlung von mehr als 400 Spielen nicht fehlen. Nadja Paul hat sich für die nationalen Titelkämpfe schon mehrfach qualifiziert, für Sebastian Schneider wäre es die erste Teilnahme. So sehr ihr gemeinsames Hobby die beiden verbindet, die sich beim Spieletreff in Schorndorf kennen gelernt haben – beim Vorentscheid werden sie Konkurrenten sein. Denn dort spielen sie in verschiedenen Teams.

Sie hat ein Stammteam, er eine eigene Mannschaft gegründet

Warum? „Ich war im vergangenen Jahr das erste Mal beim Vorentscheid und Nadja hatte schon ihr festes Stammteam“, erklärt Schneider. So sei ihm nichts anderes übrig geblieben als eine eigene Vierer-Mannschaft zu gründen. Im Vergleich zu seiner Freundin ist der 35-Jährige auch eher ein Neuling im Brettspiel. Denn lange Zeit stand für ihn etwas anderes im Fokus: Leichtathletik. „Ich bin Mittelstrecke gelaufen.“ Davon zeugt eine beachtliche Pokalsammlung auf einem Regal im Wohnzimmer der Dachgeschosswohnung der beiden in Schorndorf-Schlichten. Dann konzentrierte er sich auf sein Studium in Bauingenieurwesen an der Hochschule in Biberach. Die 27-jährige Erzieherin Nadja Paul dagegen ist schon im Alter von 13 Jahren mit ihrem Vater in der Brettspiel-Szene aktiv gewesen, beim Game-Point in Bietigheim. Er und ihr Bruder machen auch beim Vorentscheid mit, mit eigenen Teams. Eine Altersbeschränkung gibt es bei dem Wettbewerb nur nach unten. Zehn Jahre alt müssen Teilnehmer mindestens sein.

Ihr Vater und vor allem auch ihre Oma seien beim Brettspielen ihre Vorbilder, sagt Nadja Paul: „Meine Oma ist 90 Jahre alt geworden und war im Kopf fit. Sie hat immer gesagt: Ein Spiel macht man nicht um zu gewinnen, sondern zur Unterhaltung.“ So stehe auch für sie bei allem Wettbewerbsgedanken der Spaß im Vordergrund. Der Ex-Leistungssportler Sebastian Schneider dagegen räumt ein, dass bei der Auswahl seiner Teamkollegen durchaus auch deren Können eine Rolle gespielt hat. Verbissen 100 Mal die vier festgelegten Wettbewerbsspiele für die Kategorien Glücks-, Strategie-, Familien- und Kartenspiele durchmachen tue er indes auch nicht, betont er. In der vergangenen Woche habe er sich das letzte Mal vor dem Vorentscheid mit seinem Team zum Training getroffen. Denn letztlich gehe es auch für ihn nicht ums Gewinnen. „Beim Brettspiel kommt man zusammen, redet von Angesicht zu Angesicht. Es ist ein gemeinsames Erlebnis mit Freunden.“

Auch im Rathaus wird gespielt

Dieses gemeinsame Erlebnis sucht Schneider indes nicht nur mit Freunden. Auch an seinem Arbeitsplatz hat der Schorndorfer, der im Bauamt der Gemeinde Winterbach tätig ist, jährliche Spielrunden etabliert. „Vom Hauptamtsleiter, Bauamtsleiter bis zur Vorzimmerdame, Bürgerbüromitarbeitern und Azubis – beim Spielen sind alle gleich.“ Als Leichtathletiktrainer der SG Schorndorf macht er mit seinen Zöglingen im Alter von 13 bis 17 Jahren ebenfalls nicht nur Sport sondern motiviert sie in Trainingslagern auch zum gemeinsamen Brettspiel.

Selbst im Urlaub können Sebastian Schneider und Nadja Paul nicht von ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung lassen. So wurde beim Kurztrip nach New York zu Silvester nicht nur die üblichen Sehenswürdigkeiten besichtigt sondern auch ein Brettspiel-Café. Und natürlich fand sich auf der Heimreise ein neues Spiel als Souvenir im Gepäck. Auch wenn sie eingeladen seien, packe sie immer ein Spiel in ihre Handtasche, falls sich eine Gelegenheit dafür biete, sagt Nadja Paul. Sogar im Auto haben die beiden zumindest ein Quizspiel deponiert.

Ihr gemeinsamer Traum? „Wenn wir mal ein Haus bauen, wollen wir ein Spielezimmer einplanen“, verraten die beiden. Bis dahin muss ihre Sammlung eben an jedem sich bietenden Ort unterkommen. „Selbst unten im Sofa sind welche drin.“