Die Personalsuche für Kindertagesstätten wird immer schwieriger. Foto: Friso Gentsch/dpa

Nach der Kündigung des bisherigen Trägers sucht Schorndorf für die 2023 eröffnete Tagesstätte Wieslauf-Käpsele einen neuen Betreiber. Der Konflikt mit der Elternschaft um die hohen Ausfallzeiten schwelt seit Monaten.

Die Personalsuche für das von enormen Ausfallzeiten betroffene Schorndorfer Kinderhaus Wieslauf-Käpsele gestaltet sich offenbar nicht nur wegen des leer gefegten Markts für Erziehungskräfte schwierig. Möglicherweise könnte bei den weitgehend erfolglosen Versuchen, offene Stellen zeitnah wieder zu besetzen, auch die mangelnde Zukunftsperspektive eine Rolle spielen. Denn dass die für Probleme sorgende Schorndorfer Kindertagesstätte beim Stuttgarter Bildungsträger Konzept-E nur noch als Auslaufmodell gilt, wäre nach Lage der Dinge nicht weiter verwunderlich.

Denn vom mit viel Vorschusslorbeer eröffneten Standort in der Daimlerstadt will sich die private Betreuungsorganisation nach nur eineinhalb Jahren Betriebszeit schon wieder verabschieden. Der Vertrag mit der Stadt Schorndorf für den zweigruppigen Hort ist gekündigt, im Sommer 2025 will der Stuttgarter Bildungsträger sein Engagement an der Mündung der Wieslauf in die Rems nach Informationen der Redaktion beenden.

Die Stadt schreibt die Trägerschaft aktuell bereits wieder aus

„Wir sind gerade dabei, die Trägerschaft der Einrichtung europaweit neu auszuschreiben“, bestätigt die Rathaussprecherin Verena Krabbe die Gerüchte um das deutlich schneller als erwartet kommende Ende der bisherigen Partnerschaft. Erklärtes Ziel der Stadt Schorndorf ist, einen möglichst nahtlosen Übergang für die Betreuung im Kinderhaus Wieslauf-Käpsele zu ermöglichen – im Idealfall so, dass die etwa 30 Sprösslinge und ihre Eltern vom Trägerwechsel gar nichts mitbekommen. Ob das mit Blick auf das am individuellen Interesse der Kinder orientierte pädagogische Konzept realistisch ist oder ein frommer Wunsch bleibt, ist ungewiss.

Auch ob unter neuer Regie die bisher bekannten Konditionen mit Öffnungszeiten von nominell 40 Wochenstunden und einem integrierten Angebot für ein Mittagessen aufrechterhalten werden können, muss vorerst offen bleiben. Vielen Eltern dürfte bei der Nachricht vom absehbaren Trägerwechsel dennoch ein Stein vom Herzen fallen. Denn die im Vergleich mit anderen Kinderhäusern durchaus attraktiven Betreuungszeiten existierten wegen der dauerhaften Lücken bei den Erziehungskräften offenbar nur auf dem Papier. Die Unterbesetzung war aus Sicht der Mütter und Väter keinesfalls ein Ausnahmefall, sondern die Regel.

Elternbeirat klagt über Ausfallzeiten zwischen 40 und 60 Prozent

„Seit seiner Gründung im Frühjahr 2023 konnte das Kinderhaus Wieslauf-Käpsele zu keinem einzigen Zeitpunkt die vollständige Personalausstattung vorweisen“, schreibt der Elternbeirat Oliver Krause in einer E-Mail an unsere Redaktion. Das habe über Monate hinweg zu Ausfallzeiten von 40 bis 60 Prozent geführt, mehrere Eltern hätten ihren Job verloren, weil das Kinderhaus in der Wieslaufstraße 8 ständig seine Pforten geschlossen habe. „Die Situation kann für unsere Kinder hinsichtlich frühkindlicher Bildung, aber auch für uns arbeitende Eltern und unsere Arbeitgeber nur als katastrophal bezeichnet werden“, formuliert der Vater.

Den Gipfel der unverhofften Schließzeit erreichte das Kinderhaus Wieslauf-Käpsele laut Oliver Krause im vergangenen Juni. Von der mit den Eltern vereinbarten und auch vertraglich zugesicherten Betreuungszeit von 144 Stunden fanden laut der Aufstellung des Elternbeirats noch nicht mal 54 Stunden auch wirklich statt – und das, obwohl die von den Müttern und Vätern alarmierte Stadtverwaltung bereits Monate vorher besorgt nachgefragt hatte, weshalb es denn bei der Personalsuche derartig hapert. „Wir haben seit Februar das Gespräch gesucht“, beschreibt Stadtsprecherin Krabbe den Versuch, sich mit dem Träger wegen des offenbar immer schlimmer werdenden Personalmangels ins Benehmen zu setzen. Schließlich liegen die Schließzeiten im Kinderhaus Wieslauf-Käpsele deutlich höher als in jeder anderen Schorndorfer Kindertagesstätte – und das, obwohl der Träger bei der Betriebsaufnahme im Januar 2023 noch ein allseits gelobtes Konzept mit starkem Engagement bei der frühkindlichen Bildung, einer engen Kooperation mit umliegenden Sportclubs und einer intensiven Beteiligung an Schorndorfs Sprachförderung versprochen hatte.

Ein Interview brachte für die Eltern das Fass zum Überlaufen

Dass der seit Monaten schwelende Konflikt mit der Elternschaft jetzt überhaupt Schlagzeilen macht, liegt ausgerechnet an einem Interview. In einem Gespräch mit unserer Redaktion hatte Waltraud Weegmann, Geschäftsführerin des privaten Bildungsträgers, die Elternschaft der von betreuten Kinderhäuser bei der mühevollen Suche nach guten Kräften als Teil des Problems bezeichnet. „Ich weiß, dass viele Eltern verständlicher Weise unzufrieden sind, wenn wir Öffnungszeiten nicht einhalten können. Dieser Ärger entlädt sich bei allen unseren Mitarbeitenden. Das erzeugt Stress, vor allem bei den Leitungen“, gab die für ihren langjährigen Einsatz für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit dem Bundesverdienstkreuz geehrte Mutter von zwei Kindern zu Protokoll – und vertrat die These, dass Personal aus dem Job flüchtet, weil es den Konflikt mit den Erziehungsberechtigten nicht mehr aushält.

Die unverhoffte Schuldzuweisung sorgte unter den Schorndorfer Eltern für eine Welle der Empörung. Vorgeworfen wurde der Konzept-e-Chefin nicht nur die Unfähigkeit zu respektvollem Dialog. In E-Mails der Elternschaft war auch von Managementfehlern und einer verfehlten Politik bei der Personalgewinnung die Rede. „Wir Eltern sind nicht verantwortlich, dass Personal überlastet ist und kündigt, weil es wegen nicht besetzter Stellen die doppelte Arbeit leisten muss“, heißt es im einem der Schreiben.