Die Initiative stellt sich zu einer kleinen Spontandemo auf. Foto:  

Eine Bürgerinitiative in dem Schorndorfer Teilort Weiler formiert sich nach zwölf Jahren Pause erneut. Wieder versucht man, die Errichtung eines Mobilfunkmasten zu verhindern.

Schorndorf - Bereits vor zwölf Jahren hatte der Mobilfunkbetreiber Vodafone geplant, in Weiler einen etwa 35 Meter hohen Mobilfunkmast zu errichten. Die Baugenehmigung wurde erteilt, doch weil der Mast dann doch nicht benötigt wurde, wurde er nicht gebaut. Entsprechend gibt es in Weiler derzeit keinen einzigen Mobilfunkmast, der Teilort wird von Winterbach mitversorgt.

Das soll sich nun ändern. „Die Firma Vodafone hat allerdings versäumt, die Baugenehmigung rechtzeitig zu verlängern, deshalb war nun ein Neuantrag erforderlich“, erklärt Manfred Beier, der Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung und Baurecht bei der Stadt Schorndorf. „Nachdem ein Rechtsanspruch auf Genehmigung für den Mobilfunkmast besteht, wurde unsererseits die Genehmigung erteilt.“

Schon vor zwölf Jahren wurden 2000 Unterschriften gesammelt

Bei einigen Anwohnern stößt diese Entscheidung jedoch auf Unverständnis – auch deshalb, weil sich an der Brünner Straße, also in unmittelbarer Nähe des geplanten Standortes, ein Kindergarten befindet. Schon 2007, als die erste Baugenehmigung erteilt wurde, gründeten die Anwohner die Initiative „Weiler macht mobil“ und protestierten gegen den Mobilfunkmast. „Damals haben wir rund 2000 Unterschriften gesammelt und wollten gegen den Bau klagen“, erzählt Wilhelm Pesch, Stadt- und Ortschaftsrat bei den Grünen. „Kurz vor der Klageeinreichung hat Vodafone seine Pläne aber zurückgezogen.“ Nun, zwölf Jahre später, setzt sich die Initiative erneut zur Wehr.

Denn sie befürchtet, dass die Strahlung, die von dem Mast ausgeht, gesundheitliche Schäden anrichten und zu einem Wertverlust der dortigen Immobilien führen könnte. Zwar begrüßen die Bürger den Ausbau der Breitbandversorgung über Glasfaserkabel und die Beseitigung von Funklöchern. Trotzdem fordert die Initiative ein „Mobilfunk-Vorsorgekonzept“ für Schorndorf, das ein Immissionsgutachten, Werte zur vorhandenen Strahlenbelastung und Standortempfehlungen für Mobilfunkmasten beinhalten soll. Das Konzept soll helfen, die Strahlenbelastung so gering wie möglich zu halten.

Psychiaterin fordert, Ärzte zu dem Thema zu hören

Ganz vorne bei der Bürgerbewegung mit dabei ist die Kinder- und Jugendpsychiaterin Caroline Dahl, die mit ihrer Familie in Weiler lebt. Sie will die Menschen über die möglichen Folgen von Mobilfunkstrahlung aufklären und plädiert dafür, dass auch Ärzte zu diesem Thema gehört werden. „Ich mache mir zunehmend Sorgen über die Ignoranz und Unwissenheit der Bevölkerung und auch der Politiker in Bezug auf Smartphone-Nutzung und -Konsum“, so Dahl. Die Kinder- und Jugendärztin ist sich sicher, dass ein zu häufiger Umgang mit dem Smartphone bei Kindern zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen führen kann. Außerdem ist sie davon überzeugt, dass auch eine weit unter den Grenzwerten liegende Langzeitbestrahlung sogenannte DNA-Abbrüche und damit Krebserkrankungen auslösen kann. „Auch WLAN-Frequenzen sind erwiesenermaßen krebserregend“, sagt die Ärztin. „Und beim neuen 5G-Mobilfunkstandard handelt es sich um eine kurzwellige Strahlung, durch die die Augen und das Gewebe geschädigt werden können.“

Entsprechend hat die Medizinerin wenig Verständnis dafür, dass die gesundheitlichen Aspekte beim Schorndorfer Mobilfunkgipfel im März, bei dem es auch um die Vorzüge des 5G-Standards ging, überhaupt keine Rolle gespielt hätten.

Aufklärungsveranstaltung am kommenden Donnerstag

Für die gesundheitliche Aufklärung in Sachen Mobilfunk wollen die Anwohner nun selbst sorgen. Am kommenden Donnerstag, 9. Mai, laden die Bürgerinitiativen „Weiler macht mobil“ und „Strahlungsarmes Schorndorf“ zu einer Podiumsdiskussion unter dem Motto „Digitalisierung mit Verantwortung und Vernunft“ in die Bronnbachhalle, Jahnstraße 37, in Schorndorf-Weiler ein. Als Redner sind der Physikprofessor Klaus Buchner, der Baubiologe und Vorstand des Verbraucherschutzes „Diagnose-Funk“, Jörn Gutbier, sowie ein Mobilfunkbeauftragter der Stadt Schorndorf angekündigt. Die Podiumsdiskussion beginnt um 19.30 Uhr.