Bald rollt das „Wiesel“ wieder ungehindert. Foto: Gottfried Stoppel

Die Reparaturen an der Infrastruktur der hochwassergeschädigten Wieslauftalbahn sind fast abgeschlossen. Ein letztes Nadelöhr bleibt – und ein ambitionierter Plan für die Zukunft.

Seit fast genau einem Monat ist das „Wiesel“ wieder in Bewegung: Der Schienenpersonennahverkehr auf der Wieslauftalbahn hat schrittweise Fahrt aufgenommen. Und mehr noch – nach neuesten Planungen soll der Betrieb bis Oberndorf bereits im Juli wiederaufgenommen werden, zwei Monate früher als ursprünglich angenommen. Das haben der Landrat Richard Sigel und sein ÖPNV-Amtsleiter Daniel Wiedmann nach der jüngsten Sitzung des Zweckverbands Verkehrsverband Wieslauftalbahn (ZVVW) mitgeteilt.

 

Die Wiederinbetriebnahme ist nicht nur logistisch, sondern auch symbolisch ein starkes Signal. „Die Fortschritte beim Wiederaufbau sind ein Zeichen für die Leistungsfähigkeit unseres Landkreises“, sagt der Landrat Richard Sigel, der auch Vorsitzender des Zweckverbands ist. Was zwischen Schorndorf und Rudersberg bereits funktioniert, soll bis zum Sommer den ganzen Streckenabschnitt beleben. Schon von 19. Mai an wird über Rudersberg-Nord auch das Schulzentrum Rudersberg wieder direkt angebunden.

Starkregen verwüstet Wieslauftalbahn: Schäden und Folgen

Die Arbeiten an den Gleisen sollen bald abgeschlossen sein. Foto: Frank Rodenhausen

Anfang Juni vergangenen Jahres hatte ein verheerender Starkregen, der über das Wieslauftal hinwegfegte, die Strecke in ein Trümmerfeld verwandelt. Ein Drittel der insgesamt 11,5 Kilometer langen Bahnlinie wurde beschädigt, sechs Fahrzeuge und die Werkstatthalle in Rudersberg standen bis zu 1,50 Meter unter Wasser. Vier Triebwagen waren nicht mehr zu retten.

Trotz der massiven Schäden gelang es dem Verband, zügig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Eine Versicherungssumme in Höhe von knapp 2,7 Millionen Euro wurde ausgezahlt – ein finanzieller Anker in einer Zeit technischer Notlagen. Diese Mittel ermöglichten unter anderem den Erwerb von vier modernen gebrauchten Regioshuttles, deren Kauf bereits Ende 2023 beschlossen worden war. Eine vorausschauende Entscheidung, die sich nun bezahlt macht.

Erster Einsatz der neuen „Wiesel“-Fahrzeuge: Tücken und Verzögerungen

Nicht ganz ohne Tücken verlief indes der erste Einsatz der neuen gebrauchten Fahrzeuge im „Wiesel“-Design. Eines der Triebfahrzeuge wies nach dem ersten Praxistest Schäden an der Kupplung sowie ein undichtes Dach auf. Wasser drang ein – eine Ironie angesichts der Hochwasserschäden. Das Fahrzeug musste nochmals zur Nachbesserung in die Werkstatt nach Weiden überführt werden, was den vollen Schulbetrieb mit den neuen Fahrzeugen zunächst verzögerte.

Trotz dieser Widrigkeiten zeigen sich die Verantwortlichen optimistisch. Mit einem erst jüngst neu beschafften Ersatzteillager im Rücken und der Infrastruktur auf der Zielgeraden, wächst das Vertrauen in die Zukunft der Nebenbahn. Auch die Werkstatthalle wurde vollständig saniert, eine Hallenverlängerung ist für dieses Jahr geplant.

Zukunft der Wieslauftalbahn: Elektrifizierung in Planung

Noch eher ferne Zukunftsmusik ist die Elektrifizierung der Strecke. Das Thema war kurzfristig auf die Tagesordnung der Verbandssitzung genommen worden, weil derzeit offenbar außergewöhnlich gute Förderkonditionen bereitstehen: Bund und Land übernähmen bis zu 95 Prozent der Infrastrukturkosten, Werkstätten und Betriebshöfe könnten bis zur Hälfte bezuschusst werden. Allerdings könnte sich diese großzügige Förderkulisse angesichts knapper Haushalte in Land und Bund bald verschlechtern.

Daher soll nun zügig eine Machbarkeitsstudie, die sogenannte „standardisierte Bewertung“, beauftragt werden. Denn ohne diese Studie ist eine Förderfähigkeit nicht gegeben. Die Kosten hierfür: zwischen 50 000 und 80 000 Euro. Wenn sich die Begeisterung darüber in Teilen des Gremiums zwar in deutlichen Grenzen hielt, wurde der Beschluss mit Mehrheit gefasst.

Land gibt Signal für langfristige Finanzierung

Auch bei der Finanzierung des laufenden Betriebs zeichnen sich laut Angaben des Landratsamts Fortschritte ab. Das Land Baden-Württemberg habe dem Zweckverband ein konkretes Angebot unterbreitet: Für die Jahre 2025 und 2026 sollen jeweils 795 444 Euro fließen, ab 2027 sogar jährlich rund 994 000 Euro. Eine entsprechende Vereinbarung soll noch in diesem Jahr geschlossen werden.

Nach derzeitigem Stand wird die komplette Strecke der Wieslauftalbahn bis Ende Juni wieder befahrbar sein – abgesehen von einem Bahnübergang bei Rudersberg-Oberndorf, dessen Instandsetzung den letzten Baustein des Wiederaufbaus darstellt. Mit der aktuellen Flotte, den gesicherten Ersatzteilen und der geplanten Hallenerweiterung sieht sich der Zweckverband gut gerüstet für ein stabiles Jahrzehnt. Das Zeitfenster für langfristige Investitionen wie die Elektrifizierung ist damit geöffnet – es gilt allerdings, rechtzeitig hindurchzugehen.