Steht bei den Gästen hoch im Kurs, wird aber nächstes Jahr deutlich teurer: Sauna im Oskar-Frech-Seebad mit Saunameister Alexander Mack. Foto: Gottfried Stoppel

Dass auf die Coronapandemie die Energiekrise folgt, trifft die Kommunen ins Mark. Denn bei explodierenden Preisen wird der Betrieb von Hallenbädern und Saunalandschaften finanziell zu einem noch größeren Kraftakt. Schorndorf zieht jetzt Konsequenzen.

Auf den ersten Blick müsste rund ums Oskar-Frech-Seebad in Schorndorf eitel Sonnenschein herrschen. Denn der Badetempel mit seiner 80 Meter langen Riesenrutsche erfreut sich beim Publikum großer Beliebtheit, nach dem Corona-Knick sind die Besucherzahlen wieder auf dem Weg nach oben. Läuft es bis Weihnachten ähnlich gut wie in den vergangenen Wochen und Monaten, werden etwa 430 000 Menschen die städtischen Bäder und die Schorndorfer Sauna besucht haben – eine Zahl, die aus Sicht von Betriebsleiter Jörg Bay zeigt, wie beliebt der Wasserspaß in der Bürgerschaft und unter auswärtigen Besuchern ist.

Allein in Schorndorf häufen sich dieses Jahr 3,4 Millionen Euro Verlust an

Finanziell freilich ist mit den Bädern auch in Schorndorf trotz der hohen Akzeptanz kein Staat zu machen. Denn mit dem Oskar-Frech-Seebad, der Sauna, dem Ziegeleisee, dem Freibad im Stadtteil Buhlbronn und dem Allwetterbad in Schlichten fährt die Rathaus-Tochter ein sattes Minus ein. Etwa 3,4 Millionen Euro werden die Verluste in diesem Jahr voraussichtlich betragen, schuld an der Lücke im Etat ist neben dem coronabedingten Rückgang der Besucherzahl auch der Kostenanstieg für Energie und Material. Außerdem belasten Tarifsteigerungen beim Personal das Ergebnis – dass die Belegschaft für ihre Arbeit etwas mehr Geld erhält, lässt das Defizit weiter klaffen als im Finanzplan der Badebetriebe geschätzt worden war.

Nun ist es keine überraschende Botschaft, dass ein Badebetrieb ähnlich wie ein Kulturprogramm oder die Kinderbetreuung für eine Kommune ein Zuschussgeschäft ist. Schorndorf steht mit dem finanziellen Verlust bei der Freizeiteinrichtung nicht allein, auch in anderen Kommunen geht die Rechnung nicht auf. Deshalb sind Bäderbetriebe nicht nur im Rems-Murr-Kreis in aller Regel an die lokalen Stadtwerke angedockt, mit den Gewinnen aus der Energieversorgung wurde zumindest bisher der Fehlbetrag bei den Schwimmhallen mehr als ausgeglichen. In die Stadtkasse floss deshalb trotz Verlusten immer noch ein meist millionenschwerer Überschuss – Geld, das im Etat der Städte und Gemeinden fest eingeplant war.

Die Energiekrise wird die Diskussion um kleine Schwimmhallen ankurbeln

Mit der Energiekrise allerdings wendet sich das Blatt, das früher geltende System mit der Querfinanzierung haut nicht mehr hin. So ist beispielsweise in Schorndorf schon jetzt klar, dass es die Stadtwerke nicht mehr schaffen werden, die Verluste bei den Bädern auszugleichen. Frühestens im Jahr 2027, so die Prognose des für Finanzen zuständigen Ersten Bürgermeisters Thorsten Englert, wirft das Energiegeschäft wieder so viel ab, dass für den Verlust der Bäder kein Steuergeld verwendet werden muss.

Die Entwicklung wird der Diskussion, ob sich eine Kommune noch kleine Freibäder in den Stadtteilen oder nur von Schülern genutzte Lehrschwimmbecken leisten kann, neue Nahrung geben. Und gerade finanziell klamme Städte und Gemeinden werden über kurz oder lang versucht sein, mit höheren Eintrittspreisen mehr Geld in die Kasse zu bekommen. Diesen Weg geht zumindest Schorndorf – und könnte kreisweit zu einem Vorreiter werden. Beschlossen wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats ein Preisaufschlag, der nicht nur im Oskar-Frech-Seebad die Bilanz verbessern soll und bei Besuchern durchaus spürbar wird.

Mit einem Inflationsausgleich ist es in Schorndorf nicht getan

Denn mit einer Anhebung der Tarife in Höhe der Inflation hält sich der Bäderbetrieb nicht auf. 6 Euro kostet bisher das 2,5-Stunden-Ticket für das Erlebnisbad für eine erwachsene Person. Der wegen der massiven Preissteigerungen bei Strom und Gas extra erhobene Energiezuschlag von 2,50 Euro kommt pro Eintrittskarte noch dazu. Durch den Preisaufschlag wird die Kurzzeitkarte für Erwachsene künftig bei 9,50 Euro liegen, fürs Tagesticket muss Max Normalschwimmer schon 12 Euro auf den Tresen legen. Auch für den Ziegeleisee steigt der Eintrittspreis um einen Euro, weil beim Baden unter freiem Himmel kein Energiezuschlag erhoben wird, kostet das Einzelticket künftig 4,50 Euro. Weniger stark ist der Anstieg im Freibad in Schlichten, wo statt bisher 2,40 Euro künftig 3 Euro fällig sind und in Buhlbronn, wo die Einzelkarte von 1,70 auf 2,50 Euro steigt.

Stolze 24 Euro werden vom Jahreswechsel an aber im Oskar-Frech-Bad fürs Tagesticket für die Sauna verlangt – nach einer Steilvorlage aus der Lokalpolitik. Bäderchef Jörg Bay war für den jährlich von gut 65 000 Menschen genutzten Schwitzkasten mit einer Erhöhung der Eintrittspreise um 3 Euro ins Rennen gegangen, den Aufschlag für die Energie wollte er bei 1,50 Euro lassen. Das sah die Schorndorfer SPD als das falsche Signal – und forderte neben der Preiserhöhung auf 21,50 Euro auch den im Erlebnisbad geltenden Satz für die Energie.

Mit der Erhöhung befindet sich die Schorndorfer Sauna im Kreisvergleich in der preislichen Spitzengruppe, bei den Eintrittskarten fürs Erlebnisbad spricht Bäderchef Bay von einem Mittelfeldplatz. Unklar ist freilich, wie schnell andere Kommunen nachziehen. In Schorndorf soll der Preisaufschlag 430 000 Euro mehr in die Kasse spülen. Große Sorgen, dass die Badegäste Schorndorf meiden, hat der Betriebsleiter übrigens nicht: Er sei trotz zu erwartender Proteste sicher, dass die „Preissensibilität wie beim Tanken bald wieder nachlässt“, erklärte Bay im Gemeinderat. „Nach zwei, drei Monaten haben wir die Gäste wieder.“