Zum Lachen ist Monika Kraus eigentlich nicht zumute, der Wühli sucht nach wie vor verzweifelt nach einer Bleibe. Foto: Gottfried Stoppel

Der Secondhand-Kultladen ist noch immer verzweifelt auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Ende Mai muss er aus den bestehenden raus.

Schorndorf - Einen letzten Rest Hoffnung hat Monika Kraus noch – doch die Zeit rennt und der Druck steigt. Seit nunmehr zwei Jahren ist die Besitzerin des Schorndorfer Secondhand-Geschäfts Wühli auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Bis Ende März hätte der Kultladen seine bisherigen Räumlichkeiten in einer Fabrikhalle in der Olgastraße eigentlich geräumt haben müssen, da dort Wohnungen entstehen sollen. Nun wurden Monika und ihrem Sohn Nicolai Kraus, die den Laden gemeinsam betreiben, noch zwei Monate Aufschub bis Ende Mai gewährt.

Keine Rettung in Sicht

Rettung ist dennoch nicht Sicht. In den vergangenen Jahren gab es zwar immer wieder Anlass zur Hoffnung, zu einem Vertragsabschluss ist es aber nie gekommen. Inzwischen ist Monika Kraus ratlos: „Wir haben eigentlich die ganze Region abgegrast. Die meisten Objekte sind einfach zu teuer, aber manchmal kommen auch noch andere Schwierigkeiten dazu.“ So zum Beispiel mit der Stadt Weinstadt: Die weigere sich, den Secondhandladen in Zukunft zu beherbergen, da der Wühli eine Gefahr für den örtlichen Einzelhandel darstelle, berichtet Kraus.

In ihrer Verzweiflung haben sich die Betreiber zuletzt per Facebook an ihre Kunden gewandt. „Wir brauchen eure Hilfe“, heißt es in der Internetplattform. Gesucht sei nach wie vor eine Halle, ein altes Industriegebäude oder ähnliches zwischen 1000 und 2000 Quadratmetern. Ein konkretes Immobilienangebot gab es zwar nicht, aber an den Reaktionen kann man ablesen: Der Wühli hat jede Menge Rückhalt. Bereits mehr als 320 Mal wurde der Aufruf geteilt, in etlichen Kommentaren bieten Freunde, Bekannte und Kunden Hilfe an. „Das ist für uns vor allem moralische Unterstützung und sehr wichtig“, sagt Monika Kraus.

Dass der Wühli so viele Fans hat, ist allerdings nicht neu. Seit mehr als 30 Jahren gibt es den Laden, in dem nicht nur Sparfüchse auf ihre Kosten kommen, sondern auch diejenigen, die auf der Suche nach etwas Ausgefallenem sind. Zwar gibt es auch Koffer, Bücher und mehr – bekannt ist der Laden aber vor allem für seine Wühlkisten und den Kleiderberg, von dem Klamotten zum Kilopreis erstanden werden können. Außerdem strahle der Wühli auch eine ganz besondere Stimmung aus, meint Monika Kraus: „Deswegen kommen einige Kunden auch einfach mal bei uns vorbei, um den Kopf abzuschalten und einen Kaffee hier zu trinken.“

Umso mehr tue es dann weh, wenn wieder Kunden fragten: „Wie geht’s bei euch weiter?“ Monika Kraus und ihr Sohn wissen darauf noch keine Antwort. Da hat auch die Unterschriftenliste für die Erhaltung des Wühli nicht geholfen, die eine Zeit lang im Laden auslag. „Es war zwar schön zu sehen, wie viele Unterstützer wir haben und auch wie vielfältig unsere Kundschaft ist. Nach der zehnten Seite habe ich die Liste allerdings weggepackt – die hilft uns leider auch nicht weiter“, sagt Kraus.

Ein weiterer Aufschub könnte helfen

Natürlich ist die Zukunft des Ladens auch aus andere Gründen von Bedeutung für die beiden Betreiber: „Unsere Existenz hängt davon ab“, so Monika Kraus. Die lange Suche ohne Erfolgsaussicht schlägt da natürlich auf die Nerven. „Die Zeit vergeht und vergeht, und die ganze Zeit heißt es nur hoffen, bangen und warten.“

Die Suche aufzugeben, steht bislang noch nicht zur Debatte: „Wir haben uns tatsächlich noch keinerlei Gedanken gemacht, was passieren könnte, wenn wir kein geeignetes Objekt finden. Wenn es so weitergeht, werden wir uns allerdings Ende April mal zusammensetzen müssen und weitere Möglichkeiten besprechen“, sagt Monika Kraus. „Ein erneuter Aufschub würde uns auch weiterhelfen.“