Bei Porsche gibt es auch Jahre nach dem VW-Betriebsräteskandal Zustände, die längst hätten abgeschafft sein müssen. Foto: factum/Weise

Die Justiz ermittelt schon wieder gegen Porsche – diesmal nicht wegen des Diesels, sondern wegen möglicherweise überhöhter Zahlungen an den ehemaligen Betriebsratschef. Aus dem VW-Skandal haben die Stuttgarter zu wenig gelernt, kommentiert StN-Autor Klaus Köster.

Stuttgart - Allmählich wird die Justiz bei Porsche zum Stammgast. Erst vor einem Jahr tauchten die Ermittler bei dem Stuttgarter Autohersteller auf und stellten nicht nur Unterlagen zum Dieselskandal sicher, sondern nahmen auch einen hochrangigen Manager wochenlang in U-Haft. Nun wurden sie erneut bei Porsche vorstellig und sammelten Beweise gleich für zwei weitere Verfahren ein, die – wie schon der Dieselskandal – ernsthafte Fragen nach der Unternehmensführung aufwerfen. Denn der – unbewiesene, aber auch nicht aus der Luft gegriffene – Verdacht, ein von Porsche beauftragter Steuerberater habe geheime Informationen von einem korrupten Steuerprüfer erhalten, liest sich wie ein Stück aus einem schlechten Krimi.

Bei Porsche müsste Sensibilität besonders groß sein

Das gilt auch für den Verdacht, Porsche habe seinem Ex-Betriebsratschef womöglich ein überhöhtes Gehalt gezahlt. Gerade der VW-Konzern sammelte mit der Begünstigung von Betriebsräten nun wirklich erschütternde Erfahrungen – der Betriebsratschef landete einst sogar im Gefängnis. Daher sollte auch bei Porsche die Sensibilität für einen korrekten Umgang besonders groß sein.

Ex-Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück gab sich schon immer wie ein Co-Manager, der die Übernahme von Azubis ebenso verkündete wie die Ansiedlung des E-Autos in Zuffenhausen, für die den Beschäftigten aber substanzielle Zugeständnisse abverlangt wurden. Heute könnte man da unschöne Spekulationen anstellen: War das wirklich nötig? Oder zeigte sich Hück erkenntlich und half Porsche beim Sparen zulasten der Mitarbeiter? Das ist zwar völlig unbewiesen – und doch hat Porsche es zugelassen, dass dieser böse Anschein entstehen konnte. Es wird höchste Zeit, dass den Bekenntnissen zu einer sauberen Unternehmensführung nach Jahren auch Taten folgen.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de