Zur Abfahrt der Radler auf dem Biohof Büsch in Weeze scheint noch die Sonne. Foto: privat

Der Marbacher Andreas Sieber nimmt zum wiederholten Mal an der Schokofahrt teil. Dabei wird die Süßigkeit emissionsfrei von A nach B transportiert. Sieber ist derzeit mit dem Lastenrad von der holländischen Grenze nach Marbach unterwegs.

Marbach - Das Wetter hätte besser sein können. Andreas Sieber steht an diesem Mittwochmittag nur wenig geschützt vom Schneetreiben in einer Unterführung am Kölner Zoo und nimmt sich die Zeit für ein kurzes Telefonat. Der Marbacher ist auf dem rund 450 Kilometer langen Weg von der holländischen Grenze zurück in die Schillerstadt. Mit dem Lastenrad. Dieses wird aber im Gegensatz zum Marbacher Lastenrad, dessen Initiator Sieber war, ohne Strom betrieben. „Ich fahre mit eigener Kraft“, berichtet er. Im Gepäck des Lastenrads hat er 25 Kilogramm Schokolade, also etwa 300 Tafeln.

Ohne Abgase zum Verbraucher

Andreas Sieber ist zum wiederholten Mal auf Schokofahrt. Das Konzept der Aktion sieht vor, Schokolade völlig ohne klimaschädliche Abgase vom Anbauort des Rohstoffs Kakao bis zum Verkauf des Endprodukts in einem Laden irgendwo in Europa anzuliefern. Mit dem Segelschiff kam der Kakao aus der Karibik nach Amsterdam, dort wurde die Schokolade produziert. Und normalerweise hätte Andreas Sieber sie auch dort mit dem Rad abgeholt. Wegen Corona wurde sie aber mit dem E-Auto an die deutsche Grenze nach Weeze gefahren, wo die Gruppe aus sechs Radlern 125 Kilo Schokolade entgegennahm.

Dort ging es am Dienstagvormittag los Richtung Süden. In Tagesetappen von jeweils rund 90 Kilometern wird geradelt, bis die Schokolade in ihrem jeweiligen Bestimmungsort ankommt. Andreas Sieber wird am Samstag wieder in Marbach eintreffen, so alles nach Plan läuft. Wind und Wetter haben ihn bisher jedenfalls nicht aufhalten können. Der Marbacher sieht es sogar eher positiv. „Wir haben das große Glück, dass der Wind aus Nordwesten kommt. Wir haben also Rückenwind und damit eine leicht schiebende Hand“, berichtet er lachend. Zudem seien ihm Kälte und Schnee viel lieber als Wärme und Regen. „So werden wir wenigstens nicht nass.“ Und die Schokolade kann auch nicht schmelzen.

Transport geht auch anders

Zweimal jährlich findet die Schokofahrt statt und Andreas Sieber ist seit 2019 aus Überzeugung dabei. „Ich möchte damit die Leute sensibilisieren, was es für ein Aufwand ist, Ware von A nach B zu bringen.“ Meist denke man darüber nicht groß nach und nehme es als selbstverständlich hin, dass immer alles verfügbar und schnell mit dem Lastwagen geliefert sei, findet Sieber. Er will mit der Teilnahme an der Aktion zeigen, dass es auch anders geht. Damit ist er nicht allein. Rund 200 Radler aus ganz verschiedenen Ecken Deutschlands haben an der niederländischen Grenze in den vergangenen Tagen Schokolade abgeholt und sie emissionsfrei in ihre Bestimmungsort gebracht.

Nicht nur Schokolade

Andreas Sieber steht hinter diesem Konzept und lebt es nicht nur in Sachen Schokolade, die von Montag an im Reformhaus seiner Frau in Marbach verkauft wird. Zweimal wöchentlich fährt er für den Laden beispielsweise mit dem Rad nach Heilbronn, um dort Kaffee aus einer Rösterei zu holen. Den Wein, der im Reformhaus verkauft wird, bringt er per Rad aus dem Bottwartal, das Studentenfutter aus Kornwestheim.