Genau so stellen sich die Initiatoren die Zukunft des Schoettle-Areals vor. Leute treffen sich, es gibt Musik und Gespräche. Foto: Torsten Schöll

Eine Initiative hat den einstigen Hochsicherheitsbau des Statistischen Landesamts erstmalig zugänglich gemacht.

Zum ersten Mal seit das Statistische Landesamts seinen Standort Heslach aufgegeben hat war es Interessierten möglich, den früheren Hochsicherheitsbau in der Böblinger Straße zu betreten. Wenn auch zunächst nur die ehemalige Kantine. Jüngst präsentierte dort im Rahmen eines Bürgerfests die Initiative Schoettle-Areal eine Ausstellung zur möglichen Nutzung des leer stehenden Bürokomplexes.

 

Es war eine Kostprobe dafür, wie in Zukunft in und um das ehemalige Statistische Landesamt, kurz Stala, das Quartierleben brummen könnte: Mit einem kleinen Fest, das die Initiative Schoettle-Areal organisiert hat, wurde der Hof und die Kantine des einstigen Standorts der Landesbehörde in Beschlag genommen. Musiker spielten auf einer Livebühne, es gab Essen und Trinken, Menschen kamen ins Gespräch, und auch Kinder hatten den Platz hinter dem Gebäude für sich entdeckt.

Ausstellung in der Kantine

Die Initiative, im März 2020 gegründet, hat das laufende zweite IBA-Festival zum Anlass genommen, auf ihre bisherige Arbeit zurückzublicken und mit Nachdruck für ihr Projekt zu werben. Bei der Stadtgesellschaft, vor allem aber bei Verwaltung und Gemeinderat. Noch immer ist der Kaufvertrag zum Erwerb des Gebäudes zwischen Stadt und Land nicht unterzeichnet. Noch immer fehlen die Mittel, um das Projekt nicht nur ehrenamtlich voranzutreiben. „Es muss jetzt ganz nach oben auf der Prioritätenliste der Stadt“, forderte Thomas Fadini, Architekt und einer der Sprecher der Initiative.

Die Ausstellung in den Räumen der ehemaligen Kantine des Stala schlug einen weiten Bogen von der Vergangenheit des Areals im 19. Jahrhundert bis in die erhoffte Zukunft. Von der Nutzung durch den Wäschehersteller Maute-Benger, über das Statistische Landesamt, bis zu den Ideen und Visionen, was künftig mit dem Gebäude und dem gesamten innerstädtischen Gelände passieren könnte.

Der Initiative geht es in einem ersten Schritt zwar vorrangig um eine Pioniernutzung. Die verschiedenen architektonischen Entwürfe der Universitäten, die sich mit dem Projekt beschäftigt haben, geben aber jetzt schon einen Eindruck davon, wohin sich der große Bürokomplex mit seinen rund 7000 Quadratmeter Fläche entwickeln könnte: Erweiterungen, Durchwegungen, bauliche Öffnungen. Klar wurde, dass hier im Idealfall ein Zentrum für den ganzen Stadtteil entstehen soll.

Ein Raum für die Stadtgesellschaft

Alle Entwürfe haben eines gemeinsam: Sie arbeiten weitgehend mit dem Bestehenden. Erhaltung steht vor Neubau. Folgerichtig beschäftigte sich eine der präsentierten Arbeiten mit den unterschiedlichen CO2-Belastungen beim Bauen. Eine weitere entwickelte ein Konzept, wie das abgeleitete Wasser des nahen Heslacher Hallenbads als Brauchwasser genutzt werden könnte.

„Perspektivisch zeigen wir hier auch, wie Raum für bezahlbares Wohnen entsteht“, sagte Fadini. Die Wohnnutzung würde sich im oberen Bereich des heutigen Bürogebäudes abspielen. Unten hätte das öffentliche Leben Platz. „Die Bauweise mit Stützenraster ist für eine Aufteilung des zur Verfügung stehenden Raumes gut geeignet“, so der Architekt.

Ein runder Tisch symbolisierte in der Ausstellung den seit zwei Jahren intensiv geführten Austausch mit den zuständigen städtischen Ämtern. Darum gruppieren sich sogenannte „Pionieranmeldungen“. Vereine, Gruppen und andere Initiativen beschreiben, wie sie Teile des Gebäudes nutzen wollen. „Es ist ein essenzielles Anliegen, dass wir hier Raum schaffen, die die Stadtgesellschaft weiterentwickeln kann“, unterstrich der Bezirksvorsteher von Stuttgart-Süd, Jonathan Makurath.