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Das schönste schwäbische Wort ist: Muggaseggele. Und das mit großem Abstand. Fast 40 Prozent der Leser, die sich an unserer Schwäbisch-Umfrage beteiligt haben, entschieden sich für diesen Begriff.

Stuttgart - Das schönste schwäbische Wort ist . . . Muggaseggele. Und das mit großem Abstand. Fast 40 Prozent der Leserinnen und Leser, die sich an der Schwäbisch-Umfrage unserer Zeitung beteiligt haben, entschieden sich für diesen typisch schwäbischen Begriff. Auf Platz zwei steht Bräschdlingsgsälz, gefolgt von Lombagruschd. Weit mehr als 1500 Leserinnen und Leser stimmten ab.

Eine Flut von Briefen, Geschichten und schwäbischen (Liebes-)Erklärungen: Die Suche nach dem schönsten schwäbischen Wort hat die Fantasie unserer Leserinnen und Leser beflügelt. 1371 beteiligten sich in den vergangenen Tagen allein an der Online-Umfrage, in der wir die 15 meistgenannten schwäbischen Begriffe zur Abstimmung gestellt haben. Dazu kamen hunderte Briefe und Faxe.

Anlass für unsere Aktion war ein Bericht der Unesco, die das Alemannische - mit der Unterart Schwäbisch - ebenso wie das Bairische oder das Sorbische in ihrem Sprachenatlas als gefährdet ("unsafe") eingestuft hatte. Damit liegt die Weltorganisation aus hiesiger Sicht nicht nur ein Muggaseggele, sondern granatenmäßig daneben.

Was aber ist ein Muggaseggele? Für Leserin ... aus Spiegelberg ist es nichts Geringeres, als der schlagende Beweis für die Eigenständigkeit des Schwäbischen: "Urschwäbisch ist für mich keine Mundart, sondern eine eigene Sprache, denn es gibt viele Wörter, die das Hochdeutsche nicht kennt. Übersetzen Sie einmal Muggaseggele!" Auch für Alexandra Kammerer aus Beuren war die Sonderstellung des Wortes für ihr Votum entscheidend: "Muggaseggele - denn sowas gibt's sonst nirgends!" Auf gut Deutsch: Muggaseggele ist unübersetzbar.

Die verbreitete Definition: Muggaseggele = kleinste schwäbische Maßeinheit hält Leser Siegfried Hofmann aus Fellbach übrigens für nicht mehr zeitgemäß: "Ihr saged, a Muggaseggele sei die gloinschd schwäbische Maßeinheit. I denk, do hend'r irgendwie da Zug dr Zeit verbaßd. Bei unsere Heitgefirma Bosch, Daimler, Porsche und so wird scho längschd viel genauer gschaffd: Uff a gbschbald Muggaseggeleshärlehoar genau!" Alle Achtung!

Auch aus Sicht von Leserin Jennifer Koch ist das Muggaseggele nicht klein genug: "Für mich ist Muggaseggele nicht das kleinste Wort, sondern Muggaseggelebreggele."

Damit ist aber noch immer nicht geklärt, was ein Muggaseggele genau ist? Leser Gerd Kefer meint lapidar: "Ein Muggaseggele isch fascht nex!" Leserin Carola Franzspöck aus Schwaikheim geht in die Details: "Vor vielen Jahren arbeitete ich als Schriftsetzerin in einer Werbeagentur der bayrischen Hauptstadt. Die Grafiker waren sich bei der Schriftgestaltung oft unseins und wollten die Buchstaben mal etwas größer, mal etwas kleiner. Ich, als Schwäbin, habe dabei den Begriff Muggaseggele benutzt.

Die Kollegen wollten wissen, was das ist. Meine Erklärung: Die kleinste schwäbisch Maßeinheit, gemessen an der Größe des Geschlechtsteils einer männlichen Stubenfliege! Als Geburtstagsgeschenk erhielt ich daraufhin von meinen Kolleg/innen ein Muggaseggele - ein Säckchen (mit einem Goldanhänger drin), das in Ermangelung einer Stubenfliege einem Plüsch-Papageien zwischen die Füße genäht war. Der Begriff Muggaseggele blieb noch Jahre nach meinem Weggang aus dem Bayrischen in der Werbeagentur präsent."

Dem ist nichts hinzuzufügen, außer der Dank für die eindrucksvolle Resonanz, die beweist, dass das Schwäbische noch immer weit verbreitet und tief verankert ist - und überdies viele engagierte Fürsprecher hat. Stellvertretend sei Leser Dr. Wolfgang Wulz zitiert: "Als Sprecher des Arbeitskreises Mundart in der Schule freue ich mich sehr über den hohen Stellenwert, den die Mundart in den letzten Wochen in der Berichterstattung einnimmt."