Kinderbetreuung ist ein heikles Thema. Trotzdem sollte eine anständige, lösungsorientierte Diskussion möglich sein, kommentiert unsere Redakteuerin.
Das Thema Kinderbetreuung ist ein heikles, wichtiges Thema. Das hat sich in dieser Woche einmal mehr im Schönaicher Gemeinderat gezeigt. Eltern von Kindern, die den Kindergarten Realschule besuchen, waren im Vorlauf zur Sitzung am Dienstag in Aufruhr versetzt, weil die Verwaltung Umzugspläne für den Kindergarten in Aussicht stellte.
Es ist klar, dass die Betreuung von Kindern ein emotionales und alltagsbestimmendes Thema ist. Ganze Tagesabläufe hängen daran. Dass Eltern also, wenn Veränderungen in der Betreuung anstehen, die Ohren spitzen, ist selbstverständlich. Trotzdem muss auch bei heiklen Themen eine gewisse Verhältnismäßigkeit gewahrt werden, die in der Diskussion im Schönaicher Gemeinderat allerdings gefehlt hat.
Umzug bedeute organisatorische und logistische Herausforderung
Die Pläne der Schönaicher Verwaltung sahen folgendermaßen aus: Aufgrund des sinkenden Bedarfs an Kindergartenplätzen zieht die Verwaltung in Betracht, keine neuen Kinder mehr im Kindergarten Realschule aufzunehmen – ausgenommen diejenigen, die noch in diesem Jahr eingewöhnt werden. Dann soll geprüft werden, ob die übrig gebliebene Gruppe zum Anfang des nächsten Schuljahres in neuen Räumlichkeiten im Finkenweg einziehen kann.
Die Eltern schienen von dieser Idee alles andere als begeistert. Ihre Vorwürfe: Diese Entscheidung dürfe nicht ohne transparente Prüfung von Alternativen und ohne Einbeziehung der Elternschaft getroffen werden. Außerdem: Der Umzug stelle für viele Familien nicht nur eine organisatorische und logistische Herausforderung dar, sondern bedeute auch den Verlust eines vertrauten pädagogischen Umfelds für die Kinder.
Kinder bekommen komplett neue Räumlichkeiten
In der Sitzung stellt die Verwaltung klar, dass nicht geplant ist, die Gruppe durch den Umzug auseinanderzureißen – das soziale Gefüge bleibt also intakt. Lediglich die vier Wände, in denen sich die Kinder befinden, ändern sich. Und sie ändern sich nicht nur, sie werden sogar besser – die Kinder wären in einem eigens als Kindergarten vorgesehenen Gebäude untergebracht. Lediglich zwei Familien wären möglicherweise davon betroffen, dass ihre Kinder nicht die gleiche Kita besuchen könnten und müssten demnach zwei Einrichtungen anfahren. Keine Frage: Das ist ungeschickt.
Rechtfertigt es eine Unterschriftenaktion und eine Lawine an harschen E-Mails? Eher nicht. Zumal die Verwaltung verspricht, Einzelgespräche mit den Betroffenen zu führen und individuelle Lösungen zu finden. Dazu kommt: Der Kindergarten in der Realschule war nur eine Interimslösung. In erster Linie ist das Gebäude eine Lernanstalt für ältere Schüler. Auch auf sie und ihre Bedürfnisse sollte Rücksicht genommen werden.
Die Art und Weise des Umgangs ist bedenklich
Es zeigt sich hier ein etwas bedenkliches Verhaltensmuster: Eine Information (oder ein Gerücht?) wird für bare Münze genommen, um dann aus allen Rohren der Empörung zu feuern, anstatt das Gespräch zu suchen, nachzufragen, Kontakt aufzubauen. Auch die Rolle von Gemeinderäten sollte in diesem Prozess klar sein: Statt Empörung anzufeuern, sollten sie Dialog unterstützen und als gewählte Vertreter vermitteln.
Denn wie es David Rupp vom Büro Biregio, der die Bedarfsprognose für Schönaich erstellt hat, in der Sitzung sagte: In Schönaich gebe es eine fantastische Kitalandschaft. Jedem Kind könne zu jeder Zeit der Wunschplatz angeboten werden. Davon können andere Kommunen im Kreis Böblingen nur träumen. Man wende nur den Blick nach Böblingen, wo hunderte Kinder ohne Betreuungsplatz auf der Warteliste stehen – in Schönaich hat man das umgekehrte Problem und überlegt, wie man mit den Überkapazitäten umgeht. Kein Wunder also, dass die Schärfe der Diskussion in der Sitzung für Verwunderung gesorgt hat.