In Regensburg müssen Neumieter 36 Prozent mehr zahlen als Bestandsmieter Foto: dpa

Weil die Nachfrage nach Wohnungen so hoch ist, steigen die Mieten. In Konstanz müssen Neumieter 33 Prozent mehr zahlen als ihre Nachbarn. In Stuttgart sind es 17 Prozent.

Weil die Nachfrage nach Wohnungen so hoch ist, steigen die Mieten. In Konstanz müssen Neumieter 33 Prozent mehr zahlen als ihre Nachbarn. In Stuttgart sind es 17 Prozent.

Stuttgart - Wer in Stuttgart eine neue Wohnung sucht, muss Zeit mitbringen – und am besten einen Bewerbungscoach engagieren. Denn vor jeder freien Wohnung wartet beim Besichtigungstermin bereits eine Schlange weiterer Interessenten, gegen die sich der Wohnungssuchende beim Makler oder Eigentümer durchsetzen muss.

In so einer Situation können die Immobilienbesitzer bei den Mieten große Sprünge nach oben machen – und das nutzen sie teilweise auch aus. Nach einer Berechnung des Deutschen Mieterbunds geht die Schere zwischen Bestandsmieten und den Preisen, die Neumieter zahlen müssen, immer weiter auseinander.

Demnach mussten Mieter, die 2013 eine neue Wohnung bezogen haben, um bis zu 36 Prozent mehr Miete zahlen als die Nachbarn in bestehenden Mietverhältnissen, die eine ortsübliche Vergleichsmiete zahlen. In Baden-Württemberg sind vor allem die Mieten in Uni-Städten explodiert. Angeführt wird die Liste von Konstanz (plus 33 Prozent), gefolgt von Heidelberg (plus 32 Prozent), Freiburg (plus 25 Prozent und Sindelfingen (plus 25 Prozent).

„Es ist unanständig, dass manche Hauseigentümer den Mangel an Wohnungen und die Marktsituation so ausnutzen“, sagt Udo Casper, Landesgeschäftsführer des Deutschen Mieterbunds in Baden-Württemberg.

Er fordert die zügige Einführung einer Mietpreisbremse, welche die Mieterhöhung bei einer Wiedervermietung deckelt.

Die Mietpreis-Bremse sei wichtig, da sonst auch die Vergleichspreise im Mietspiegel extrem stiegen, sagt Casper. Der Mietspiegel richtet sich nämlich nach den Vertragsabschlüssen der vergangenen vier Jahre. Das stört auch Ulrich Wecker, Geschäftsführer der Eigentümerschutzgemeinschaft Haus und Grund Stuttgart. Allerdings sind seine Beweggründe andere. Er hält die Vergleichspreise für zu gering: „Der aktuelle Mietspiegel enthält historische Werte aus dem Jahr 2008“, kritisiert er. Der Mietspiegel gibt seiner Meinung nach also kein zutreffendes Bild der Realität auf dem Markt wieder.

Von einer Mietpreis-Bremse hält Wecker nichts. „Das ist ein Eingriff in die Vertragsfreiheit“, kritisiert er. „Wenn ein Bäcker den Preis für die Brötchen erhöht, verlangt auch kein Mensch eine gesetzliche Deckelung des Brötchenpreises.“

Eigentümerschützer kritisieren Mietpreisbremse scharf

Eigentlich soll die Deckelung dazu führen, dass sich auch Menschen mit weniger Geld künftig noch Wohnraum leisten können. Wecker geht aber davon aus, dass die Bremse das Gegenteil bewirkt: „Durch die Deckelung entsteht nicht mehr Wohnraum, sondern weniger, weil die Investition in Wohnraum durch die Bremse weniger profitabel wird.“ Er rät den Eigentümern, die Zeit bis zur Einführung zu nutzen: „Falls die Mietpreis-Bremse kommt, schließe ich es nicht aus, dass wir eine Empfehlung aussprechen, die Mieten vor der Einführung eben entsprechend zu erhöhen.“

Weil die Preise für Wohnraum in den vergangenen Jahren so stark gestiegen sind, hat die Große Koalition eine Deckelung in ihren Vertrag geschrieben. Demnach will der Bund den Ländern die Möglichkeit geben, in Gebieten mit nachweislich angespannten Wohnungsmärkten eine Erhöhungsgrenze bei Mieten einzuführen. Dort soll die neue Miete bei einem Mieterwechsel dann nur noch höchstens zehn Prozent über dem ortsüblichen Niveau liegen dürfen. Davon ausgenommen sind Erstvermietungen in Neubauten und Anschlussvermietungen nach einer umfassenden Modernisierung.

„Sobald wir die vollständigen Zahlen zur Ermittlung der Nachfragesituation bei Wohnungen vorliegen haben, wollen wir die Mietpreis-Bremse einführen“, sagt Nils Schmid (SPD), Wirtschaftsminister in Baden-Württemberg, unserer Zeitung. Ursprünglich wollte Schmid die Gebiete mit hohem Nachfragebedarf bereits im ersten Halbjahr 2014 definieren. Doch das Ziel wird er nicht einhalten können. Es liegen noch nicht genügend Daten vor. „Da sich die Bearbeitungszeit der Zahlen bei den Statistischen Landesämtern verlängert hat, wird sich auch die Einführung der Mietpreis-Bremse verzögern“, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Die Bremse wird vor allem jene Gebieten betreffen, in denen die größten Preissprünge zu verzeichnen sind: „Zielgruppe für die Mietpreis-Bremse sind vor allem Groß- und Hochschulstädte wie Konstanz, Heidelberg, Freiburg, Mannheim oder Stuttgart“, sagte Schmid.

Mieterschützer kritisieren, dass die Einführung der Bremse so lange dauert. Dies könnte dazu führen, dass die Mieten in den Monaten davor noch krasser explodieren. „Je mehr Zeit zwischen der Ankündigung einer Mietpreis-Bremse und der Einführung vergeht, desto schlechter“, so Casper.