In Bahnhofsnähe soll ein Wohnquartier auf dem Schoch-Areal entstehen. Von den 150 Wohnungen werden 100 Einheiten für den geförderten Wohnungsbau zur Verfügung stehen. Mindestens 40 Wohneinheiten sind für Baugemeinschaften vorgesehen. Ein Teil der Grundstücke wird an Wohnungsunternehmen im „Stuttgarter Bündnis für Wohnen“ vergeben. Foto: Seiband

Die Bebauung des früheren Schoch-Areals in Stuttgart-Feuerbach soll als Modell für eine sozialverträgliche Stadtentwicklung dienen.

Feuerbach - Die Situation am Stuttgarter Wohnungsmarkt ist angespannt. Entsprechend knapp ist das Angebot und hoch sind die Preise. Umso wichtiger sind Konzepte und Strategien für eine sozial ausgewogene Stadtentwicklung.

Ein solches Konzept wollen die Stadtplaner bei der Entwicklung und Vermarktung des ehemaligen Schoch-Areals beim Bahnhof Feuerbach verfolgen. Der Gemeinderat hat am 26. Juli die Grundsatzvorlage für die Vergabe der Grundstücke am Wiener Platz und beim Bahnhof Feuerbach beschlossen. Nach der Sommerpause sollen die Vergabeverfahren für die Bauträger und Baugemeinschaften vorbereitet werden. Grundlage dafür wird der Bebauungsplan Burgenlandstraße/Dornbirner Straße sein. Der Auslegungsbeschluss soll im Herbst dieses Jahres gefasst werden.

In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates Feuerbach stellte Axel Fricke von der Stabstelle Strategie Wohnen beim Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung die Grundsatzvorlage zum Programm und zur Vermarktung des 1,6 Hektar großen ehemaligen Firmengeländes der früheren Galvanisierungsfirma Schoch vor. „Wir gehen ab Herbst in die Vermarktung“, sagte Fricke. Angewendet werde das sogenannte Konzeptverfahren für Bauträger und Baugemeinschaften.

Stadt hat das Schoch-Gelände 2011 gekauft

Mit diesem Instrumentarium kann eine Grundstücksveräußerung zum Höchstgebot verhindert werden – zu Gunsten eines vielfältigen und sozial ausgewogenen Modells. Grundlage dafür seien eine Reihe von Grundsatzbeschlüssen, die der Gemeinderat in den vergangenen Jahren getroffen habe, betont Fricke gegenüber unserer Zeitung. Unter anderem wurde 2015 der Grundsatzbeschluss gefasst, bei der Vergabe städtischer Grundstücke an Bauträger eben dieses „Konzeptverfahren mit verschiedenen Programminhalten und dem Vorrang der Konzeptqualität durchzuführen“, betont Fricke. Das bedeutet unter anderem „die Gewährleistung von Barrierefreiheit, eine effiziente Wohnflächengestaltung, Konzeptvielfalt im Wohnungsbau, soziale Integrationsleistungen sowie Innovationen bei der Energieversorgung“.

Auf Quartier am Wiener Platz soll besagte Energieversorgung über ein Biomethan-Blockheizkraftwerk gekoppelt mit einer Elektro-Wärmepumpe erfolgen. Versorger werden die Stadtwerke Stuttgart sein. Die Stadt hat das Schoch-Gelände 2011 gekauft. Die teure Altlastensanierung des Bodens wird voraussichtlich Anfang 2018 abgeschlossen sein. Danach sei geplant, ein „urbanes Quartier mit Modellcharakter am Tor zu Feuerbach“ zu entwickeln, so Fricke. „Das Quartier bietet eine riesige Bandbreite an Möglichkeiten.“ Im Baufeld Nord wird für die Firma Klumpp eine neue Produktionsstätte errichtet, die jetzige Leichtbauhalle in der Nähe der Stadtbahngleise soll abgebrochen werden. Dieser überwiegend gewerblich genutzte Nordteil des Quartiers werde als gesamtes Baufeld im Rahmen eines offenen Investorenauswahlverfahrens europaweit an einen Bauträger ausgeschrieben, berichtete Fricke dem Bezirksbeirat. Die etwa 13 Meter hohe Klumpp-Halle soll hinter einem höheren Gebäudemantel verschwinden. Diese Mantelbebauung bildet gleichzeitig die Raumkante zum neu gestalteten Wiener Platz. In diesem Bereich des Baufeldes Nord können im Erdgeschoss Büros, Läden, Restaurants und auch die Räume des Jugendamt-Beratungszentrums für Weilimdorf/Feuerbach untergebracht werden. Sieben Wohnungen und zwei Wohngemeinschaften für Pflegebedürftige sind auch geplant. „Das südliche Baufeld wird in drei Baulose für Bauträger aus dem Stuttgarter Bündnis für Wohnen und vier Parzellen für Baugemeinschaften unterteilt“, sagte Fricke. Dort sollen insgesamt 143 Wohneinheiten geschaffen werden, 60 Prozent ist für den sozialen Wohnungsbau vorgesehen.

Ziel ist eine ausgewogene Mischung

Von den insgesamt 150 Wohneinheiten werden 100 für den geförderten Wohnungsbau zur Verfügung stehen. Mindestens 40 Wohnungen sind für Baugemeinschaften reserviert. Ziel ist, eine ausgewogene Mischung zu erreichen. Das zudem angestrebte Mobilitätskonzept soll den Bereich zukünftig mehr als bisher vom Autoverkehr entlasten. Der Bezirksbeirat hatte an dem Konzept wenig auszusetzen. Sämtliche Wohnflächen würden zum Verkehrswert angeboten, betonte Fricke.

Roland Saur (SÖS/Linke-plus) anerkennt das positive Ziel, das Areal nicht „den Finanzhaien zum höchsten Preis zum Fraß zu geben, sondern eine Stadtentwicklung zu betreiben mit der Förderung von preiswertem Wohnraum“, wie er betont: „Mir scheint, dass bei diesem hohen Anteil an sozial gefördertem Wohnraum das ehemalige Schoch-Areal für kommerzielle Bauträger nicht mehr so interessant ist.“