Sehr zeitaufwendig: Das Erlernen einer schönen Handschrift Foto: dpa

Das Schreiben von Hand voller Schwung und Schnörkel fördert laut Experten die Sprach- und Schreibkompetenz. Dennoch gerät die klassische Schreibschrift in den Schulen aus der Mode.

Stuttgart - Das Erlernen einer klassischen Schreibschrift könnte auch in Baden-Württemberg bald der Vergangenheit angehören. Zwar betonte Kultusminister Andreas Stoch (SPD) am Donnerstag die Bedeutung dieser Kulturtechnik, und auch im neuen Bildungsplan soll das Erlernen einer flüssigen und lesbaren Handschrift ein Ziel bleiben.

Zugleich aber testet das Land seit nunmehr fast vier Jahren die so genannte Grundschrift, die quasi aus Druckbuchstaben besteht und den Schülern das Schreibenlernen erleichtern soll. Sollte die Erprobung an 17 Grundschulen im Land positiv bewertet werden, könnte die Grundschrift als Alternative zum Schuljahr 2016/17 eingeführt werden.

Die Lehrer wären dann nicht mehr verpflichtet, nur die Lateinische Ausgangsschrift oder die Vereinfachte Ausgangsschrift zu lehren. Sie könnten auch auf die Grundschrift zurück greifen, bei der zunächst das Schreiben einzelner Druckbuchstaben geübt wird, die später dann zu einer Handschrift verbunden werden sollen.

Die Grundschrift wird in Hamburg, Berlin, Thüringen und Nordrhein-Westfalen bereits gelehrt. Nun hat auch Finnland Ähnliches beschlossen. Die Lehrer dort müssen ab Herbst 2016 den Kindern keine verbundene Schreibschrift mehr beibringen. Begründet wird dies vom Bildungsministerium damit, dass das Erlernen einer solcher Schrift sehr zeitaufwendig sei und insbesondere Jungen damit große Schwierigkeiten hätten. Stattdessen sollen die Schüler mehr Zeit darauf verwenden, auf iPad- und Computertastaturen tippen zu lernen.

An der Blockschrift wollen die Finnen aber festhalten. „Wir geben das Schreiben mit den Händen nicht auf“, heißt es aus Finnland, das seit seiner Erfolge beim internationalen Vergleichstest Pisa als bildungspolitisches Vorzeigeland gilt.