Am 9. Dezember 1989 erzielt Fritz Walter das schnellste Tor in der Geschichte des VfB Stuttgart. Der Torschütze erinnert sich an ein besonderes Fußballspiel.
Lang, lang, ist’s her. Die Mauer war gerade gefallen und in der Fußball-Bundesliga kickten noch Teams wie der FC Homburg und Bayer Uerdingen. Wir schreiben den 9. Dezember 1989, der VfB Stuttgart ist beim SV Waldhof Mannheim zu Gast. 10 225 Zuschauer wollen im Schneematsch am Mannheimer Alsenweg das Duell mit dem Rivalen aus der Landeshauptstadt sehen. Echte Waldhof-Atmosphäre.
„Ich glaub, der Sigurvinsson war’s“
Viel mehr ist von dem Spiel zwischen dem Zehnten und dem Fünften der Bundesliga nicht überliefert. Außer einer Rekordmarke: Nach 14 Sekunden bringt Fritz Walter den VfB in Führung. Es ist das schnellste Tor in der Geschichte des VfB Stuttgart. 35 Jahre währt der Rekord nun schon. Videos von dem Treffer lassen sich keine finden. Dafür erinnert sich der Torschütze, wenn auch dunkel: „Von außen ist einer durchgekommen. Ich glaub’, der Sigurvinsson war’s. Hereingabe, dann hat’s schnell gekleppert. Ein Direktschuss mit rechts.“ So muss es gewesen sein.
Für Fritz Walter war das Spiel in seiner alten Heimat ein besonderes. Zwei Jahre zuvor war er nach sechs Jahren in Mannheim nach Stuttgart gewechselt. Der heute 64-Jährige erinnert sich noch an den roten Ball und das schwere Geläuf. „Das war eine richtige Schlacht. Die Plätze sind ja mit den heutigen nicht zu vergleichen. So war auch mein Spiel angelegt: Vor dem Tor nicht lange fackeln – sofort drauf.“
Die Direktabnahme war Walters Spezialität. Viele seiner 157 Bundesligatore erzielte der Meister und Torschützenkönige von 1992 („Wo isch mei Kanon?“), indem er vor dem Kasten handlungsschneller als seine Gegenspieler agierte und nicht lange überlegte. Walters alte Torjäger-Weisheit: „Vor dem Tor keine Gedanken machen.“
Volland und Bellarabi bis heute die schnellsten
Mit seinem 14-Sekunden-Treffer führt er die VfB-interne Rangliste auch nach 35 Jahren noch an. Im Bundesliga-Ranking der schnellsten Tore seit 1963 liegt er weiter in den Top Ten. Den ersten Platz teilen sich Karim Bellarabi (2014/Bayer Leverkusen) und Kevin Volland (2015/TSG Hoffenheim). Die beiden waren bereits nach neun Sekunden zur Stelle.
Viel gebracht hat der Frühstart dem VfB und Fritz Walter seinerzeit übrigens nicht. Die Gäste verloren das Spiel noch mit 1:2. Die Wiedergutmachung lässt bis heute auf sich warten. Nach der Spielzeit 1989/90 stiegt der SV Waldhof aus der Bundesliga ab – und kehrte nicht wieder zurück.