Der Landkreis nimmt den Breitbandausbau mit Hilfe eines Zweckverbands selbst in die Hand. Foto: dpa

Der Landkreis Esslingen hat den Schulterschluss erreicht. Alle 44 Städte und Gemeinden werden Mitglied im Zweckverband Breitbandversorgung, der das schnelle Internet an jedes Haus bringen soll.

Esslingen - Im Bemühen, die Datenautobahn zwischen Schwäbischer Alb, Neckartal und Filderebene flächendeckend auszubauen, hat der Landkreis Esslingen jetzt die Leitplanken gesetzt. Am Dienstag ist im Landratsamt der Zweckverband Breitbandversorgung aus der Taufe gehoben worden. Zu der konstitutionierenden Sitzung haben neben dem Landkreis selbst 41 von 44 Städten und Gemeinden ihre Vertreter entsandt.

Einen Fuß in der Türe haben Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern. Den Worten von Markus Grupp, dem Wirtschaftsförderer des Landkreises, zufolge müssen die in den beiden Städten schon gefällten Grundsatzbeschlüsse lediglich noch von den Gemeinderäte abgesegnet werden. Auch Esslingen, mit rund 92 000 Einwohnern die größte Stadt im Kreis, ist nach längerem Zögern auf den Zug aufgesprungen – am Vorabend der Gründungsversammlung. „Der Verwaltungsausschuss hat am Montag dem Gemeinderat einstimmig empfohlen, dem Zweckverband beizutreten“, sagt Roland Karpentier, der Referent des Oberbürgermeisters Jürgen Zieger (SPD). Die Botschaft, die am Morgen darauf im Landratsamt eingegangen ist, war verbunden mit der Bitte, der Stadt doch einen Sitz im Verwaltungsrat zu reservieren.

Skepsis bremst die Euphorie

Karpentiers Worten zufolge geht die Stadt den Schritt mit einer gehörigen Portion Skepsis. Nicht so sehr die 18 000 Euro Mitgliedsbeitrag pro Jahr, sondern die Bedenken, die einer Zusammenarbeit mit der Telekom entgegengebracht werden, habe die Euphorie gebremst. Die Kröte allerdings müssen alle schlucken: Ein flächendeckender Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur in der Region, so hat eine vorab durchgeführte bundesweite Marktabfrage ergeben, ist mit einem hohen eigenwirtschaftlichen Anteil nur in Kooperation mit der Telekom zu erreichen.

In dem Zweckverband wollen die Städte und Gemeinden ihre Kräfte bündeln, um die Zukunftsfähigkeit des Wirtschafts- und Wohnstandortes zu sichern. Eine glasfaserbasierte Breitbandversorgung gilt als Voraussetzung für künftiges Wirtschaftswachstum. Der Zweckverband soll zudem als zentraler Ansprechpartner für die Privatwirtschaft dienen. In seine Zuständigkeit fällt die übergeordnete Koordination, die Planung, Beratung und Begleitung beim Bau der Infrastruktur, der Bau und Erwerb der zentralen Kabelstränge sowie die Suche nach einem Netzbetreiber und nach Fördertöpfen. „Es ist unser Ziel, bis zum Jahr 2030 Glasfaser in jeden Haushalt und in jeden Betrieb zu bringen“, sagt der Esslinger Landrat Heinz Eininger (CDU), der von der Versammlung einmütig zum Verbandsvorsitzenden gewählt worden ist. Der Kreischef kündigte an, unverzüglich mit dem Einwerben von Fördermitteln für Schulen und Krankenhäusern beginnen zu wollen.

Ergebnisse noch in diesem Jahr

„Die ersten Ergebnisse sollten noch in diesem Jahr sichtbar werden“, so Eininger. Vor allem im Lenninger Tal und im Albvorland zwischen Frickenhausen, Beuren und Neuffen setzt man große Hoffnungen auf den Schulterschluss, gibt es hier doch die meisten weißen Flecken auf der Landkarte.

Um seine Aufgaben zu erfüllen, stehen dem Zweckverband 400 000 Euro pro Jahr zur Verfügung, die je zur Hälfte vom Landkreis und den Kommunen getragen werden. Die Geschäfte führt Markus Grupp im Nebenamt. Ihm zur Seite stehen zwei hauptamtliche Projektleiter, die für Organisation und Förderung einerseits und für Technik und Infrastruktur andererseits zuständig sind. Über die Kreisgrenzen hinaus dient der Zweckverband als Scharnier für die noch zu gründende Gigabit Region Stuttgart, die als GmbH die kreis- und hauptstadtübergreifende Steuerung der Breitbandaktivitäten übernimmt.