Der Winter nimmt Anlauf: Zuckerguss unterm Fernsehturm an der Jahnstraße in Degerloch. Foto: Andreas Rosar, Fotoagentur Stuttgart

Die ersten Zentimeter Schnee: Am Sonntag hat sich der Winter in Stuttgart angekündigt. Vorerst blieb er nur in den höheren Lagen länger liegen. Autofahrer müssen künftig aber mit zunehmender Glättegefahr rechnen.

Stuttgart - Wer sein Auto noch immer ohne Winterreifen fährt, der hat am Sonntag die letzte Mahnung bekommen. Stuttgart und die Höhenlagen der Region haben den ersten Neuschnee abbekommen. Etwa ein bis drei Zentimeter, meist aber eher als leichter Puderzucker. Wird’s jetzt richtig Winter?

Ruhe beim Räumdienst

„Nein, wir haben noch kein Salz streuen müssen“, sagt Elke Prokopp von der Winterdienst-Abteilung der städtischen Abfallwirtschaft Stuttgart. Zwar gab es in der Nacht zum Sonntag Kontrollfahrten auf den Hauptverkehrs- und Durchgangsstraßen – aber das Salz bleibt wie das Personal vorerst nur in Bereitschaft. „Der Boden ist noch zu warm“, sagt Elke Prokopp. Allerdings könne sich das in den nächsten Nächten ändern.

Die Lager sind gut gefüllt. Über 4000 Tonnen Streusalz in städtischen Lagern, 18 000 Tonnen bei sechs Autobahnmeistereien im Regierungsbezirk Stuttgart. Für den Privatgebrauch ist in Stuttgart aber Salz tabu. Ein Verstoß kann bis zu 500 Euro Bußgeld kosten, stattdessen sollen Anwohner auf Gehwegen eine Mischung aus Granulat und Splitt verwenden. Salz, so heißt es, schädigt Bäume und Sträucher, Tiere bekommen wunde Pfoten.

Jacken wegen Jürgen

Meteorologen haben die Auswirkungen des Tiefs Jürgen analysiert. „Der Schnee ist unterhalb von 400 Metern bis auf wenige Ausnahmen nicht liegen geblieben, allenfalls auf einigen Dächern“, sagt Clemens Steiner vom Deutschen Wetterdienst auf dem Stuttgarter Schnarrenberg. In den Naherholungsgebieten außerhalb der Region, auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald, habe man Schneehöhen von zwei bis drei Zentimetern verzeichnet, in Baiersbronn im Nordschwarzwald seien sogar 15 Zentimeter gemessen worden. Fürs Schlittenfahren war am Sonntag auf der Pfulb in Lenningen (Kreis Esslingen) reichlich Gelegenheit. Bei den Stuttgartern reicht es erst einmal nur für die Winterjacken.

Alarm für Autofahrer

Der erste Schneefall hatte in Stuttgart keine schlimmen Folgen: „Das ist problemlos an uns vorbeigelaufen“, heißt es im Führungs- und Lagezentrum der Stuttgarter Polizei. Allerdings: Im morgendlichen Berufsverkehr am Montag gelten andere Bedingungen. Den ersten Unfalltoten des neuen Winters gab es am Sonntag um 3.30 Uhr auf der Autobahn 81 in Fahrtrichtung Stuttgart. Auf der schneebedeckten Neckartalbrücke zwischen den Anschlussstellen Horb und Rottenburg war ein 18-Jähriger zu schnell unterwegs, schleuderte und rammte den Wagen einer vierköpfigen Familie. Der Verursacher starb noch an der Unfallstelle, fünf Schwerverletzte mussten in Krankenhäuser gebracht werden.

Passagiere im Plan

Auf dem Stuttgarter Flughafen bescherte der Winter den abfliegenden Passagiermaschinen eine Extradusche mit Enteisungsmitteln. „Ein routinemäßiger Ablauf, der bereits bei wenigen Plusgraden üblich ist“, sagt ein Flughafensprecher. Ansonsten habe es keine wetterbedingten Folgen gegeben: Der Räumdienst musste zunächst nicht auf die Piste, und Verspätungen gab es am Sonntag wegen des Winters auch nicht.

Frierend im Frost

In den nächsten drei Nächten sinkt die Temperatur kontinuierlich. „Es gibt fast überall Frost, und schon am Montag ist auch in den Niederungen mit Glätte durch überfrierende Nässe zu rechnen“, sagt Meteorologe Clemens Steiner. Nur mit Schnee ist vorerst nur noch vereinzelt zu rechnen. Die Temperaturen fallen in Stuttgart auf ein bis zwei Grad unter dem Gefrierpunkt, in Höhenlagen sogar auf bis zu minus acht Grad Celsius. In der Nacht zum Dienstag sollen die Temperaturen je nach Höhenlage auf minus ein bis minus zehn Grad sinken. „Dabei gibt es vereinzelt Nebel und Reifglätte“, sagt Steiner. In der zweiten Nachthälfte des Mittwochs falle dann Regen. Die Autofahrer müssten dann besonders wachsam sein. Denn dann ist der Boden schon eiskalt – und es droht Glatteis. Oberhalb von 600 Metern werde der Regen in Schnee übergehen. Zum Glück liegt Stuttgart im Kessel: Denn im Bergland ist mit Sturmböen zu rechnen.