Der Berg ruft. Skifahrer antworten. Am besten gleich der ganzen Welt. Per WLAN werden Designerklamotten und High-Tech-Skier ins Bild gerückt.

Zwei Latten, ordentlich Schnee und los geht’s. Das war früher. Heute begnügen sich nur noch Wintersportasketen mit diesen bescheidenen Voraussetzungen für einen gelungenen Skitag. Immer mehr Brettlfans fürchten inzwischen weniger Hals- und Beinbruch als den Sturz ins Funkloch. Mobiltelefone, Facebook und Twitter sind auch am Berg längst allgegenwärtig. Die Pisten waren bei der allumfassenden Kommunikation lange die letzten weißen Flecken auf den Landkarten. Doch das ist vorbei. Die Skigebiete rüsten auf. Und verleihen dem Begriff Hotspot eine völlig neue Bedeutung.

Das Mobiltelefon errechnet Kalorienverbrauch und Höhenmeter

Bisher galt als solcher ein Ort, in dem auch Après-Ski-mäßig die Kuh rockt. Von wegen sehen und gesehen werden und so. Heute hat allein das Salzburger Revier Ski Amadé 300 Hotspots - schön über die Pistenkilometer verteilte Internetzugangspunkte. Der Vorreiter ist damit nicht allein. Vom Arlberg bis nach Südtirol schießen die WLAN-Netze wie Pilze aus dem gefrorenen Boden. Beim gepflegten Wedeln wollen viele nicht mehr auf Technik verzichten. Per Twitter oder Facebook teilen sie der staunenden Fangemeinde mit, wie der Pulverschnee staubt oder der Germknödel mundet. Wer anschließend gern das Pensum des Tages analysiert, stattet sein Mobiltelefon mit einer speziellen App aus. Die Anwendung hält schwarz auf weiß fest, wie viele Pistenkilometer und Höhenmeter zurückgelegt worden sind. Auch der Kalorienverbrauch lässt sich so spielend errechnen. Für die persönliche Leistungskurve. Vorausgesetzt, man ist vor lauter Nachrichtenschreiben überhaupt zum Fahren gekommen. Und hat die richtigen Handschuhe getragen. Wer nämlich solche mit eingewebten Silberfäden verwendet, braucht sie zum Tippen nicht mal mehr auszuziehen.

Die Worte fließen aus warmen Fingerspitzen über die Fäden direkt ins Handy und gehen hinaus an alle, die interessiert sein mögen. Keine Frage, dass die Welt auf diese Informationen angewiesen ist. Nicht nur, weil jeder wissen will, dass schon vormittags um halb zwölf der vierte Glühwein ausgedörrte Sportlerkehlen benetzt. Nein, es gilt vor allem, die Ausrüstung ins rechte Bild zu rücken. Denn wer mit dem Smartphone auf die Piste geht, tut dies selbstverständlich nicht mit x-beliebigen Brettern oder gar abgewetztem Anorak. Das Material ist entscheidend. Klar ist: Es muss hübsch tailliert sein, damit scharfe Kurven möglich werden. Carver sind die Skier der Wahl. Wer heutzutage noch mit älteren Modellen aufmarschiert, erntet auf den Pisten im besten Fall mitleidige Blicke. Deshalb besser immer das Neueste vom Neuen. Doch welches Modell ist das richtige?

Nadelstreifenanzüge gibt’s auch für die Skipiste

Der Deutsche Skiverband hat jüngst 196 Paar Skier getestet. Neun Kategorien kamen dabei heraus. Die hängen vom Fahrertyp ab. Als da wären: der Einsteiger, der den schnellen Lernerfolg sucht, oder der Genießer, dazu der Allrounder, der Sportler oder der neudeutsche Racer, den man früher einfach Pistensau genannt hätte. „Er bewegt sich ausschließlich am Limit. Die Pisten funktioniert er zur Rennstrecke um“, so die Definition. Dafür braucht’s die richtigen Bretter. Und der anspruchsvolle Markt bedient einen reich. Mit Racecarvern. „Bissiger Kantengriff“, „hohe Laufruhe“ oder „kurze Radien“ lauten die Schlagworte der Hersteller. Damit stürzen sich Hobbyrennfahrer verwegen die Hänge hinunter. Und zahlen gerne mal 800 Euro aufwärts für Skier und Bindung.

Ob freilich jeder immer die Bretter braucht, die er da grade unter den Stiefeln hat, sei dahingestellt. Die superteuren High-Tech-Latten machen sich halt auch in der Sonne vor der Hütte besser als ein Standardski. Selbst dann, wenn der Besitzer nicht die Gefahr als zweiten Vornamen trägt, sondern lieber Cappuccino schlürft. Die Materialschlacht setzt sich beim Outfit nahtlos fort. Edelmarken wie Bogner bekommen Konkurrenz. Armani setzt zunehmend auch auf Skianzüge - gerne in gediegener Nadelstreifenoptik. Für gut 500 Euro ist der modebewusste Sportler dabei. Dazu ein schickes Designer-Pudelmützlein und das Äußere passt. Nicht zu vergessen die inneren Werte. Funktionsunterwäsche lautet das Zauberwort. Ein Hersteller preist in Prospekten „High-Tech-Underwear“ mit „Temperature-Control-System“ an. Das simple Zwiebelsystem war gestern. Oder vorgestern. Die Piste wird zum Laufsteg. Vernetzt mit der ganzen Welt. Die letzten wahren Pioniere des Wintersports flüchten da und ziehen ihre Spuren bei Skitouren abseits präparierter Hänge. Oder fast lautlos gleitend auf zwei dünnen Langlauflatten. Allein mit der Natur, mit dem Kampf gegen den Berg - und mit dem brandneuen Nano-Rennbelag für alle Wetterbedingungen. Gut, war ein bisschen teurer, aber der Verkäufer im Sportgeschäft hat gesagt: „Damit trainieren auch die deutschen Spitzenläufer.“ Der Mann ist Experte. Also her mit den Dingern. Genau das richtige Material für zwei, drei Langlauftage im Jahr.