Hochprozentiger Inhalt: Auktionator Christoph Gärtner mit Whiskey-Behältnissen in Sonderform Foto: Jan Reich

Für guten Whiskey legen Liebhaber gern ein paar Euro mehr auf den Tisch. Unter den Hammer kommt in Bietigheim jetzt allerdings eine Sammlung, die einem Kenner schon eine sechsstellige Summe wert sein muss. Verkauft wird Schnaps für 120.000 Euro.

Bietigheim-Bissingen - Normalerweise befassen sich Christoph Gärtner und seine Mitarbeiter mit gezackten Kostbarkeiten. Die Versteigerung wertvoller Briefmarkensammlungen hat das Auktionshaus am Rand von Bietigheim in der Branche berühmt gemacht, Käufer aus aller Welt decken sich an Enz und Metter mit Raritäten der Philatelie ein. Das Geschäft mit den Briefmarken hat der Firma einen Jahresumsatz von mittlerweile 35 Millionen Euro beschert, bis zu 4000 Menschen bieten vor Ort oder über Telefon bei den Bietigheimer Auktionen mit.

Kommende Woche allerdings will Christoph Gärtner einen Schatz an den Mann bringen, der mit Postwertzeichen nicht viel zu tun hat, preislich aber ähnliche Dimensionen erreicht. Versteigert wird am 14. Februar eine hochkarätige Sammlung exquisiter Malt-Whiskeys und jahrzehntelang gelagerter Bourbons, die ein Kenner aus Norddeutschland in den vergangenen drei Jahrzehnten zusammengetragen hat. Hansi Peymann, inzwischen 67 Jahre alt, will sich von über 2600 Einzelobjekten trennen.

Laut dem Auktionshaus handelt es sich um den europaweit wohl größten Whiskey-Bestand dieser Art in Privatbesitz. Neben Schnaps aus irischer, schottischer, oder US-amerikanischer Produktion versteckt sich auch edler Cognac in dem hochprozentigen Sammelsurium. Ein drei Jahrzehnte alter Remy Martin aus der Edition Louis XIII. ist mit einem Wert von allein 15 000 Euro denn auch das teuerste Stück der Sammlung.

Einen besonderen Reiz hat freilich nicht nur der Inhalt der original wachsversiegelten Karaffen. Sein Augenmerk legte Sammler Peymann auf von namhaften Destillerien ausgegebene Sondereditionen. Neben handgearbeiteten Kristallglas-Karaffen sicherte sich der Rentner aus dem Kreis Verden in Niedersachsen – als früherer Banker und Diskothekenbesitzer selbst schon eine eher ungewöhnliche Figur – zahlreiche Keramik-Dekanter mit teilweise aberwitzigem Dekor.

Eine Elvis-Büste dient ebenso als Schnaps-Behältnis wie ein Space-Shuttle, auch in Automodellen, Lokomotiven oder Tierfiguren ist der Whiskey aufbewahrt. Optisch schwanken die Sondereditionen oft zwischen Keramik-Ramsch und Nippes – als Überblick über die Vermarktungsgeschichte ist die Sammlung eine Rarität. Zur Hochzeit von Prinz Charles und Lady Diana brachten englische Destillerien selbstverständlich eine limitierte Linie mit dem eingravierten Datum der Trauung heraus. Kentucky-Bourbon wiederum ist in die Miniatur eines Glücksspielautomaten abgefüllt. Und auch aus den Köpfen von „Dick und Doof“ lässt sich hochprozentiger Inhalt schlürfen.

Versteigert wird die Sammlung allerdings nicht in Einzelteilen. „Herr Peymann möchte, dass seine Leidenschaft komplett in gute Hände kommt“, weiß Auktionator Gärtner. Gerechnet wird mit einer Handvoll Bietern, die teils aus Russland oder Fernost anreisen. Startpreis für Gebote sind 120 000 Euro.

Von Experten hat sich der Briefmarken-Spezialist bestätigen lassen, dass die seltene Sammlung ihr Geld auch wert ist. „Der Sammler hat beim Erwerb deutlich mehr für die Stücke bezahlt“, sagt er. Weshalb die Whiskey-Pretiosen nicht in London oder Hamburg versteigert werden, ist einfach zu erklären: Das Auktionshaus bringt auch die auf eine Viertelmillion taxierten Briefmarken und die Münzwerte des gesundheitlich angeschlagenen Sammler untern Hammer. Bietigheims Rathauschef Jürgen Kessing jedenfalls ließ sich einen Blick auf die seltenen Stücke am Dienstag nicht entgehen. Sein Fazit: „Auf jeden Fall bekommt der Käufer mehr Prozente als auf jeder Bank...“