Die Hinterlassenschaften der Sprayer zu beseitigen, ist teuer. Die Kosten für das Entfernen zahlen die Geschädigten selbst, sofern die Täter nicht ermittelt werden. Foto: Caro/Sorge

Die Zahl der Farbsprühereien hat in Feuerbach zuletzt stark zugenommen. „Wir sind wir sind mit Hochdruck an dieser Sache dran“, sagt Andreas Roux, stellvertretender Leiter des Polizeireviers Feuerbach. In Botnang konnten mehrere Täter mit Hilfe von Videoüberwachung ermittelt werden.

Stuttgarter Norden - Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei 1464 Sachbeschädigungen durch Graffiti stadtweit in Stuttgart. Das waren nach Angaben von Gregor Belgardt, Leiter der Stabstelle kommunale Kriminalitätsprävention der Stadt Stuttgart, 6,5 Prozent weniger als im Vorjahr.

Doch in einigen Stadtbezirken, wie zum Beispiel in Feuerbach, waren die Sprayer vor allem in diesen Sommerferien besonders aktiv. Hauswände und Mauern, öffentliche Gebäude, aber auch Brunnen, Stromverteilerkasten, Altglascontainer, ja sogar Fahrzeuge wurden beschmiert. Manche größeren Gebäude wie zum Beispiel der Baumarkt auf dem Roser-Platz sind fast rundum mit Schriftzügen übersät. Dort haben die Täter sogar ihre gesprühten Signaturen auf einer der großen Glasscheiben hinterlassen.

Mit den bunten, großformatigen und manchmal auch künstlerisch wertvollen Grafitti-Bildern hat das Ganze allerdings nichts zu tun. „Alles wird mit Schriftzügen vollgeschmiert“, sagt Ruth Maier. Die Vorsitzende des Bürgervereins Feuerbach hat den Eindruck, dass da auf Feuerbachs Straßen regelrechte Wettbewerbe zwischen verschiedenen Personen oder Gruppen entbrannt sich und dass die Beteiligten sich gegenseitig übertrumpfen wollen, was die Zahl der Farbsprühereien angeht. Mitunter sind ganze Straßenzüge betroffen. Meist sind es Tags, also kurze Phantasienamen und Signaturkürzel, die für die Pseudonyme einzelner Sprayer stehen.

Die Bürgervereinsvorsitzende hat dem Ordnungsbürgermeister geschrieben

In Feuerbach tauchten zuletzt immer wieder die gleichen Kürzel auf. Bisher konnte die Polizei die Täter nicht ermitteln: „Aber wir sind mit Hochdruck an dieser Sache dran“, sagt Andreas Roux. Laut dem stellvertretenden Leiter des Feuerbacher Polizeireviers an der Kärntner Straße tauchten die Schmierereien an Feuerbacher Gebäuden vermehrt im Zeitraum von Ende Juli bis etwa zum 10. August im Stadtbezirk auf: „Dann war vierzehn Tage Ruhe und vergangene Woche ging es wieder los“, sagt Roux. „Wir haben innerhalb des Reviers eine kleine Ermittlungsgruppe gebildet, die diese Delikte bearbeitet.“ Gleichzeitig zeigen die Polizeistreifen vermehrt Präsenz draußen auf der Straße.

Vor allem nachts sind sie regelmäßig im Stadtbezirk unterwegs, um die Sprayer möglicherweise bei ihren nächtlichen Streifzügen auf frischer Tat zu ertappen. Zudem hofft Roux auf die Mithilfe aufmerksamer Bürger, die sich beim Polizeirevier Feuerbach melden sollen. Bürgervereinsvorsitzende Maier fordert die betroffenen Eigentümer auf, in jedem Fall Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Zudem hat sie sich in dieser Angelegenheit inzwischen in einem offenen Brief an Ordnungsbürgermeister Martin Schairer gewandt. „Viele unserer Vereinsmitglieder sind von den Verunstaltungen direkt betroffen, indirekt betroffen sind wir natürlich alle“, schreibt sie an den Leiter des Referats Sicherheit und Ordnung. Der Schaden sei sehr groß, da willkürlich alles besprüht werde, was den Sprayern vor die Sprühdose gerate: „Denkmalgeschützte Gebäude, Ladengeschäfte, Garagentore, Natursteinmauern, Klinkerfassaden, Telefonzellen und Fahrzeuge“, zählt Ruth Maier auf. Die Kosten für das Entfernen der Graffitis müssen die Geschädigten in der Regel selbst bezahlen, solange die Täter nicht erwischt werden.

Allerdings vermittelt die Stadt den Betroffenen auch Hilfsangebote und Adressen. Beispielsweise biete die SBR – die in der Cannstatter Zuckerfabrik beheimatete Gemeinnützige Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration mbH einen entsprechenden Dienst an, sagt der Polizeibeamte Gregor Belgardt von der Stabstelle kommunale Kriminalprävention. Mit speziellen Geräten können beschmierte Flächen wieder gereinigt werden: Zudem berate die SBR die Betroffenen kostenlos, erläutert Belgardt. Auch beim Tiefbauamt gebe es eine entsprechende Beratung und Hotline unter der Telefonnummer 216 80282.

In Botnang konnten mehrere Täter ermittelt werden

Lange Zeit haben Sprayer und ihre Farbschmierereien auch die Polizeibeamten in Botnang auf Trab gehalten. Immer wieder seien im Stadtbezirk die gleichen Zeichen aufgetaucht. Vor allem auf die Sporthalle an der Kauffmannstraße hatten es die Täter abgesehen. „Wir haben dann die Halle videoüberwachen lassen“, sagt der Präventionsbeamte vom Polizeirevier Gutenbergstraße, Martin Bock. Der Erfolg gibt den Beamten recht. Die Aufnahmen haben einen bekannten Sprayer gezeigt, wie er gerade seine Farbschmierereien am Gebäude hinterlässt. Die Ermittlungen wurden aufgenommen. Schließlich konnten Anfang des Jahres zwei Haupt- und vier Mittäter dingfest gemacht werden. „Sie kommen aus Stuttgart-West und Botnang“, sagt Bock. „Die Haupttäter sind heute 16 Jahre alt.“ Auffällig seien sie zuvor nie gewesen. „Sie kommen alle aus gut bürgerlichen Verhältnissen.“ Der zivilrechtliche Prozess steht noch aus. Da wird es dann unter anderem darum gehen, wie hoch der Schaden ist, den die Täter angerichtet und nun zu begleichen haben. „Seit wir diese Serie aufgeklärt haben, ist es in Botnang bezüglich Farbschmierereien ziemlich ruhig geworden“, betont Bock.

Was den Bereich des Polizeireviers Zuffenhausen, zu dem auch Stammheim gehört, angeht, so sind laut dessen Leiter Volker Kehl in jüngster Zeit keine Auffälligkeiten beim Thema Farbschmierereien festgestellt worden. Das gilt auch für Weilimdorf, bestätigt Andreas Roux. Grundsätzlich, das betont Kehl, sei die Aufklärungsquote bei diesen Delikten eher gering.