Noch sind Reste der Schrift zu sehen: „Deutschland, du mieses Stück Scheisse“ Foto: Haar

Stiftskirchenpfarrer Matthias Vosseler vermutet hinter der Schändung seiner Kirche eine linksextreme Gruppe: „In Berlin wurde der gleiche Schriftzug mit dem gleichen Wortlaut entdeckt.“

Stuttgart - Das Portal der Stiftskirche sieht nach dem Anschlag vom Mittwoch auf den ersten Blick wieder wie neu aus. Doch beim zweiten Hinsehen schimmert der Hetz-Spruch, den ein unbekannte Täter auf die Tür gesprüht hatte, noch durch: „Deutschland, du mieses Stück Scheiße.“

Stiftskirchenpfarrer Matthias Vosseler hofft nun, dass die Reste der Schrift im Laufe der Zeit verbleichen: „Ich hoffe, dass uns die Sonne hilft. Sonst müssten wir die Kupfertür teuer sanieren. Denn so können wir es nicht lassen.“

Inzwischen hat Vosseler eine Vermutung, wer seine Kirche geschändet haben könnte: „In Berlin wurde die gleiche Schrift und der gleiche Wortlaut entdeckt. Dort wird es einer linksextremen, autonomen Gruppe Antifa zugeschrieben.“ Möglicherweise ist die Gruppe für weitere Farbanschläge im Umfeld der Stiftskirche verantwortlich. „In der Nacht zum Mittwoch wurden auch an die Wände der Parfümerie Douglas und bei Louis Vuitton in der Stiftstraße beschmiert“, sagt Vosseler.

Sollte sich der Verdacht erhärten, fiele Matthias Vosseler ein Stein vom Herzen. Denn damit wäre ausgeschlossen, dass der Farbanschlag etwas mit der Griechenland-Debatte zu tun hätte. „Ich bin froh, dass es offenbar kein griechischer Christ war.“ In diesen Tagen bekam der Stiftskirchenpfarrer aus den Kreisen der griechisch-orthodoxen Kirche viel Zuspruch: „Viele sagten, so etwas würden wir nie machen.“ Gleichwohl will Matthias Vosseler in drei Wochen durch einen gemeinsamen Gottesdienst mit seinem Kollegen der griechisch-orthodoxen Kirche einen Gottesdienst feiern. „Wir wollen damit ein Zeichen setzen. Denn wir wollen keine Gräben aufreißen, wo nie welche waren.“