Am Mittwoch sahen rund zwei Millionen Zuschauer zu, wie Sandra Maischberger dem Altkanzler Helmut Schmidt etwas über seine neue Beziehung entlocken wollte. Foto: WDR

Dem Hanseaten Persönliches zu entlocken, ist schwer. Ein bisschen erzählt Helmut Schmidt aber doch.

Hamburg - Es ist für Fernsehmoderatorin Sandra Maischberger nicht leicht, Altkanzler Helmut Schmidt Details über seine neue Beziehung zu entlocken. Nur hanseatisch-zurückhaltend beantwortet er ihre Fragen. Ob er glücklich sei, will die Journalistin wissen. „Glück ist ein sehr relativer Begriff“, sagt der 93-Jährige knapp. Warum wohnen sie nicht zusammen? „Es würde die Dinge komplizieren.“ Schmidt schweigt, zündet sich eine Zigarette an und sagt nur trocken: „Nächste Frage.“

Vergangene Woche sorgte Schmidt mit der Nachricht, dass er mit seiner langjährigen Mitarbeiterin Ruth Loah zusammen ist, für großen Wirbel. In der ARD-Talksendung „Menschen bei Maischberger“ erzählte er am Dienstagabend ein bisschen mehr über seine neue Liebe. 1,97 Millionen Zuschauer saßen vor den Bildschirmen. Das war ein Marktanteil von 12,7 Prozent, die Sendung lag damit genau im ARD-Durchschnitt.

"Selbstverständliche Entwicklung"

Nach dem Tod seiner Frau Loki 2010 sei die Beziehung zu seiner neuen Lebensgefährtin Ruth Loah eine „selbstverständliche Entwicklung“ gewesen, berichtet Schmidt. Schon viele Jahre sei sie seine Vertraute gewesen. „Wir waren aneinander gewöhnt seit Jahrzehnten“, sagt der SPD-Politiker und lächelt. Seine Lebensgefährtin bezeichnet er in der Sendung als „meine Freundin Frau Loah“. Das große Interesse der Öffentlichkeit an der Beziehung habe ihn nicht überrascht, betont der Kettenraucher.

Die 78-jährige Loah sieht Loki Schmidt, mit der der Altkanzler fast sieben Jahrzehnte verheiratet war, ähnlich. Der in Hamburg lebende Politiker war zwischen 1974 und 1982 Bundeskanzler. Dabei erlangte er Ansehen als umsichtiger Krisenmanager, sein Wort hat bis heute Gewicht. Loah und der Altkanzler traten in den vergangenen Monaten bereits mehrmals gemeinsam auf. Viel Aufhebens will der 93-Jährige nicht um sein neues Glück machen. Die Antworten zu seiner neuen Lebensgefährtin sind wortkarg und diskret.

Schmidt spricht lieber über den Euro

Gesprächiger wird er bei politischen Themen. Die Sorge um den Euro könne man nicht unterdrücken, sagt er. Es sei jedoch falsch, von einer Eurokrise zu sprechen, es handle sich vielmehr um eine Schuldenkrise. „Das wäre alles nicht so tragisch, wenn wir jemanden hätten in Europa, der einen Überblick über das Gesamtproblem hat.“ Forderungen, das finanziell angeschlagene Griechenland müsse die Eurozone verlassen, kritisiert Schmidt. Es sei ein Fehler gewesen, die Griechen überhaupt aufzunehmen, sagt er. Doch nun müsse man die Konsequenzen tragen und sich solidarisch zeigen.

Ob Frauenquote, Elternzeit oder Atomenergie - Maischberger und Schmidt streifen noch viele weitere Themen. Schmidt verrät auch, dass er kein Handy besitzt. Er habe in seinem Hamburger Haus eine Pflegerin, die sich um ihn kümmere. „Ich habe mein eigenes Haus zum Altersheim erklärt“, sagt er.

2011 hatte Schmidt für Aufsehen gesorgt, weil er Peer Steinbrück („Er kann es“) attestiert hatte, der geeignete Kanzlerkandidat der SPD zu sein. Das gelte noch immer, erklärt Schmidt. Er habe damals „die Wahrheit“ sagen wollen, weil er nach dem Tod seiner Ehefrau befürchtet habe, dass ihm dazu nicht mehr lange Zeit bleibe. Solch trübe Gedanken hat er derzeit nicht, sondern schmiedet Reisepläne mit seiner neuen Freundin: Beide wollen im Herbst eine Schiffsreise zum Nordkap machen.