An dieser Baumallee entlang sollen die Gleise führen, dann gibt es im Hornbergweg nicht nur Radler, sondern auch die Stadtbahn. Foto: her

Das Konzept für eine Stadtbahn-Verlängerung von der derzeitigen Endstation Neugereut um 2,5 Kilometer gen Osten bis zur künftigen Endstation Kanalstraße nimmt mittlerweile sehr konkrete Formen an. Vorgesehen ist ein Zehn-Minuten-Takt.

Schmiden - Bis vor einigen Monaten schien es noch mehr Utopie denn Realismus. Doch mittlerweile verdichten sich die Zeichen, dass man spätestens im Jahr 2029 auf der Schiene bis an den südlichen Oeffinger Ortsrand und mitten in den Schmidener Ortskern gelangen kann.

Die entsprechenden Überlegungen für einen Weiterbau der bisher in Stuttgart-Neugereut endenden Stadtbahnlinie U 19 stellte Fellbachs Baubürgermeisterin Beatrice Soltys kürzlich im Gemeinderat vor. Dass nun nach ihrer Einschätzung die schon länger schwelende Angelegenheit „mehr Schwung aufgenommen“ hat, ist eindeutig der aktuellen Diskussion um Klimaschutz, Luftreinhaltung und Feinstaubwerte in Stuttgart geschuldet. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) „muss reagieren und ihre Netz weiter ausbauen“, weshalb diese Verlängerung „als ein Maßnahme eingetaktet ist“, so Soltys.

Und trotz des Zehn-Minuten-Takts stieß man rasch an die Kapazitätsgrenzen

Dabei ist die Erreichbarkeit von Schmiden per Stadtbahn bereits seit Eröffnung der Linie U 2 bis Neugereut im Jahr 2005 ein Thema. Allerdings sind dort bereits jetzt „erfreuliche Fahrgastzuwächse“ zu verzeichnen. Und trotz des Zehn-Minuten-Takts stieß man rasch an die Kapazitätsgrenzen, weshalb gar Verstärkerzüge eingesetzt werden mussten. Die Option einer Erweiterung der U 2 gen Osten bis in die nördlichen Fellbacher Stadtteile erschien deshalb immer unrealistischer, da noch mehr Fahrgäste in die Bahnen drängen würden – letztlich hatte diese Idee also keine Chance.

Als brauchbare Alternative hat sich nun jedoch die im Oktober 2017 in Betrieb genommene Linie U 19 zwischen Neckarpark und Neugereut entwickelt. Sie verkehrt Montag bis Freitag von 6 bis 20 Uhr im Zehn-Minuten-Takt und entlastet vor allem den auch von der U 2 bedienten Bereich zwischen Cannstatter Wilhelmsplatz und Neugereut.

Die ersten Modellrechnungen gehen von rund 5500 Fahrgästen pro Tag aus

Anders gesagt: Es ergeben sich nun durch die U 19 tatsächlich Perspektiven für die Erschließung von Schmiden und Oeffingen durch die Stadtbahn. Und das stieße, so die prognostizierten Zahlen, durchaus auf imponierendes Interesse. Die ersten Modellrechnungen gehen von rund 5500 Fahrgästen pro Tag auf diesem rund 2,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen Neugereut und Schmiden aus; darunter sind 2200 zusätzliche Fahrten, die bisher nicht mit dem öffentlichen Nahverkehr getätigt würden – also Bürger, die nicht etwa von der S-Bahn auf die Stadbahn umsteigen, sondern grundsätzlich statt auf der Straße künftig auf der Schiene unterwegs wären. Angesichts dieser Zahlen könnten der neuen Strecke „gute Aussichten auf ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis attestiert werden“, zitierte Soltys aus der Expertise; es sei eine „hohe verkehrliche Wirkung bei vergleichsweise überschaubarem Aufwand“ zu erwarten.

Gut in diese positive Zukunftsprognose passt, dass die Stadt Fellbach die dafür auserkorene Trasse im Flächennutzungsplan freigehalten hat. Demnach soll die verlängerte U 19 nach der bisherigen Endstation gen Osten weitergeführt werden, dann die Fellbacher Höhenstraße kreuzen, durch die Freibergstraße zwischen Oeffingen und Schmiden geführt werden, dann rechts ab in den Hornbergweg münden und schließlich in der Kanalstraße an der neuen Endstation die letzten Passagiere entlassen oder neu aufnehmen. Vorgesehen ist in der Regel ein werktäglicher Zehn-Minuten-Takt. Entsprechend der Prognose würden dort täglich 2050 Gäste in Richtung Cannstatt und Stuttgart einsteigen beziehungsweise 1790 aus der Landeshauptstadt oder den östlichen Vororten kommend an der Kanalstraße aussteigen. Von dort wären es dann nur noch 200 Meter Fußweg bis zur nächsten Busstation an der Schmidener Brunnenstraße.

Zuvor jedoch müsse der Grundsatzbeschluss in Fellbach erfolgen

Als nächste Schritte müssen mit den Beteiligten – neben der Stadt Fellbach sind dies der Rems-Murr-Kreis, die Landeshauptstadt Stuttgart sowie die SSB – die Planungen in diesem Herbst weiter konkretisiert werden. Dann geht es bei der Finanzierung noch um Zuschüsse des Landes und des Bundes. Soltys klare Botschaft: „Aus heutiger Sicht könnte der Baubeginn 2026 sein, sodass die Neubaustrecke im Jahr 2029 in Betrieb gehen könnte – es dauert also noch gut zehn Jahre.“ Festgestellt hat die Baudezernentin: „Man will es von allen Seiten, was sehr erfreulich ist.“ Zuvor jedoch müsse der Grundsatzbeschluss in Fellbach erfolgen. „Die Frage heute ist: Machen wir mit?“ Die rhetorische Frage wurde umgehend beantwortet – mit dem kaum überraschenden einstimmigen Votum.