Das mineralstoffreiche Urgetreide aus ungespritztem Anbau erzielt einen höheren Preis, der den geringeren Ertrag ausgleicht. Foto: Uni Hohenheim

Wer im östlichen Teil des Schmidener Felds unterwegs ist, der entdeckt ein dunkles Getreide mit langen Grannen. Schwarzer Emmer heißt das uralte Korn, das der Schmidener Landwirtschaftsmeister Harald Kauffmann und sein Sohn Richard auf rund 1,5 Hektar erstmals angebaut haben.

Schmiden - Goldgelb leuchten Getreideäcker und Stoppelfelder in Fellbach und Umgebung. Wer aber im östlichen Teil des Schmidener Felds unterwegs ist, der entdeckt ein dunkles Getreide mit langen Grannen. Schwarzer Emmer heißt das uralte Korn, das der Schmidener Landwirtschaftsmeister Harald Kauffmann und sein Sohn Richard auf rund 1,5 Hektar angebaut haben.

Emmer wurde früher zum Hausbau verwendet

Die langen Halme des Emmers reichen ihnen bis ans Kinn und waren früher begehrter Rohstoff. Ebenso wie die Umhüllungen, die das eigentliche Korn schützen. Diese besonders fest anhaftenden Spelzen dienten einst sogar dem Hausbau: „In Häusern, die vor 1900 gebaut worden sind, war es gang und gäbe, dass die Spelzen zur Isolation verbaut worden sind“, sagt Harald Kauffmann.

Allerdings ist bei solchen Spelzgetreidearten in der Mühle ein zusätzlicher Arbeitsgang erforderlich. Erst die Gerbmühle trennt Spelzen und Korn. Von 100 Kilogramm geerntetem Emmer bleiben dann nur noch 65 bis 68 Kilogramm Körner übrig. Ohnehin ist der Ertrag deutlich geringer als bei anderen Getreidearten. Von den guten Böden des Schmidener Felds kann Harald Kauffmann sieben bis zehn Tonnen Weizen pro Hektar ernten, aber nur zwei bis drei Tonnen Schwarzen Emmer. Dafür gibt es mehrere Gründe. Statt in vier Reihen wie beim Weizen stehen die Körner beim Emmer nur in zwei Reihen am Halm. Das auch Zweikorn genannte Getreide ist zudem züchterisch kaum bearbeitet, worauf manche Fachleute die bessere Verträglichkeit durch empfindliche Menschen zurückführen. Sogar Mutationen durch ultraviolettes Licht verhindert die von Beta-Carotin verursachte Schwarzfärbung der Ähren weitgehend.

Schwarze Emmer braucht keinen Mineraldünger

Warum baut Harald Kauffmann das Getreide dann trotz einiger Nachteile an? „Weil mich solche Sachen einfach reizen und der Bäcker Maurer Interesse daran hatte“, sagt der 54-Jährige. Das mineralstoffreiche Urgetreide aus ungespritztem Anbau erzielt einen höheren Preis, der den geringeren Ertrag ausgleicht. Weil es über die allgemein in der Landwirtschaft üblichen Subventionen hinaus keine Sonderförderung für Emmer gibt, ist nur so ein wirtschaftlicher Anbau möglich. Letztlich entscheidet also der Verbraucher über die Artenvielfalt auf dem Acker. Immerhin: Der Schwarze Emmer braucht keinen Mineraldünger. Ihm genügen Gärreste der Schmidener Biogasanlage. Damit schließt sich für Harald Kauffmann ein regionaler Kreislauf, denn nicht nur die das „Landkorn“ verarbeitende Bäckerei, sondern auch die Hegnacher Mühle von Ulrich Stietz liegen lediglich ein paar Kilometer vom Emmerfeld entfernt.

Der erste Emmeracker auf Fellbacher Gemarkung

Es ist übrigens seit Menschengedenken der erste Emmeracker auf Fellbacher Gemarkung. „Mein Vater kann sich nicht daran erinnern, dass auf dem Schmidener Feld jemals Emmer angebaut worden ist – und der ist 84“, sagt Harald Kauffmann.

Zumindest etwas häufiger war der anspruchslose Schwarze Emmer auf Grenzertragsböden etwa in Hohenlohe zu finden. Für Harald Kauffmann ist der Anbau auch ein kleines Experiment, denn Erfahrungen hatte er damit bisher kaum. Die Samen hat er absichtlich nicht zu dicht nebeneinander ausgesät, damit der Wind für frische Luft zwischen den Halmen sorgt und Pilzkrankheiten keine Chance haben. Dabei helfen auch die langen Halme, denn Pilze breiten sich im Getreide von unten nach oben aus.

Auch Weißer Emmer soll wachsen

Im nächsten Jahr will der Schmidener auch Weißen Emmer anbauen, zusätzlich zur schwarzen Variante. Damit dürfte sich die Anbaufläche mindestens verdoppeln, zumal Harald Kauffmann sogar mit dem Anbau des Roten Emmers liebäugelt: „Wenn ich Saatgut bekomme.“