Der Historiker Wolfgang Benz sprach mit den SchülerInnen der Kursstufe des Gustav-Stresemann-Gymnasiums in Fellbach-Schmiden Foto: Lisa Märkle

Ein Blick zurück für den Blick nach vorn: 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit aktueller denn je – das zeigte sich eindrucksvoll beim Besuch des renommierten Historikers Wolfgang Benz am Gustav-Stresemann-Gymnasium in Fellbach-Schmiden. Am 12. Mai 2025 begrüßte die Kursstufe 1 den Experten für deutsche Zeitgeschichte zu einem besonderen Interview – organisiert in Kooperation mit der Volkshochschule und initiiert anlässlich des 8. Mai, des Tags der Befreiung.

Dass Wolfgang Benz ursprünglich Journalist werden wollte und erst zufällig den Weg in die Geschichtswissenschaft fand, überraschte viele der Schülerinnen und Schüler – genauso wie die Tatsache, dass seine Doktorarbeit nicht etwa das NS-Regime, sondern die Weimarer Republik behandelte. Dennoch wurde im Gespräch schnell klar: Wolfgang Benz versteht es, komplexe historische Entwicklungen in diesem Themenbereich sehr verständlich und tiefgründig zu erklären.

 

Die Schülerinnen und Schüler der Kursstufe 1 hatten zuvor in den Geschichtskursen selbst Fragen entworfen, die anschließend stellvertretend von zwei Mitschülerinnen an Wolfgang Benz gestellt wurden. Dieser schilderte während des Interviews eindrucksvoll, wie sich die Erinnerung an die NS-Zeit über die Jahrzehnte gewandelt hat. Während am 8. Mai 1945 für viele Menschen nur das Ende des Krieges und die damit verbundene, lang erwartete Befreiung zählte, sei die kollektive Auseinandersetzung mit Schuld und Verantwortung erst Jahrzehnte später – ab den späten 70er-Jahren – in die Gedanken der Menschen gekommen. Gedenkstätten und Mahnmale, wie die heute allgegenwärtigen „Stolpersteine“, seien Ergebnisse dieses Wandels. Zudem sind sie laut Wolfgang Benz gute Lernorte, um das eigene Wissen über die Zeit des Nationalsozialismus zu erweitern. Besonders deutlich sprach Wolfgang Benz über das Scheitern des Widerstands gegen Hitler. „Man hätte früh etwas tun können“, sagte er, aber die anfängliche Begeisterung für den Nationalsozialismus habe viele zurückgehalten. Der militärische Widerstand kam aus seiner Sicht zu spät, da auch das Militär viel zu lange unter dem Einfluss und der Macht Hitlers gestanden habe. Aussagen wie „Man konnte ja nichts tun“ wies er hierbei entschieden zurück. Ein eindringlicher Appell von Wolfgang Benz galt zuletzt der heutigen Gesellschaft: Die NS-Zeit werde Deutschland für immer prägen. Die Demokratie, so Benz, sei keine Selbstverständlichkeit – man müsse jeden Tag für sie eintreten.

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